Keine Angst vor Harrison Ford: "Blade Runner" in Erlangen

26.6.2015, 06:00 Uhr
Harrison Ford spielte Anfang der 80er Jahre die Hauptrolle in der Verfilmung von Dicks Roman "Blade Runner"..

© Warner Brother Harrison Ford spielte Anfang der 80er Jahre die Hauptrolle in der Verfilmung von Dicks Roman "Blade Runner"..

Herr Junod, warum wollten Sie „Blade Runner“ von Philip K. Dick auf die Bühne bringen?

Jérôme Junod: Um ein möglichst breites Spektrum in unserer Reihe „Monster.Mensch.Maschine“ abzudecken. Von Anfang an standen „Frankenstein“ und der „Sandman“ als Lesungen fest – das war so eindeutig bei dem Thema, dass diese Werke unbedingt dabei sein müssen. Wir haben uns dann verschiedene andere Romane angeschaut, aber es war schnell klar, dass Dick, der für mich der Urvater der dystopischen ScienceFiction ist, einen guten Gegenpart zu den anderen Autoren geben würde. Die Paradegeschichte über Mensch und Maschine ist eben „Blade Runner“.

Was macht Dicks Buch für Sie aus?

Junod: Worauf ich mich bei der Bearbeitung konzentriert habe, waren die von Dick aufgeworfenen Fragen: Was macht einen Menschen aus? Was macht einen Androiden aus? Wenn jemand eine besondere Liebe für ein Schoßtier empfindet, ist das dann eine starke menschliche Emotion? Oder kann das auch ein Roboter empfinden? Die Aussage von Dick ist: Androiden fehlt es an Empathie. Doch gibt es nicht Menschen, denen das auch fehlt? Und wenn Roboter irgendwann so perfekt sind, dass wir nicht mehr ihr Wesen erkennen, wie gehen wir damit um? Dick reißt viele dieser Fragen an – und deswegen passt das Buch perfekt zur Reihe.

Keine Angst vor Harrison Ford:

© Franzi Kreis

Sind das denn Fragen, die noch aktuell sind? Der Roman erschien ja bereits 1968.

Junod: Viele Leute stellen sich Fragen zur künstlichen Intelligenz. Allerdings sehe ich in der Zukunft keine denkende Maschine. Ich kann nicht erkennen, dass die Art, wie ein Computer funktioniert, irgendwas mit Denken zu tun hätte. Das Instrumentale sehe ich; dass man Kasparow beim Schach schlagen kann. Aber nichts, was mit Emotionen oder Denken zu tun hätte. In letzter Zeit bin ich aber auf verschiedene Artikel gestoßen, was mit neuen Robotern machbar ist.

Zum Beispiel?

Junod: Roboter werden etwa als pädagogische Kumpels für autistische Kinder eingesetzt, das finde ich spannend. Oder auch die Sachen eines amerikanischen Sexpuppen-Fabrikanten, der mit Virtual-Reality-Brillen die Illusion schafft, dass seine Puppen sprechen, dass sie eine Beziehung zu den Menschen aufbauen. Das fand ich extrem lustig, denn das kommt fast genauso in Hoffmanns „Sandmann“ vor. Eine großartige Parallele, dass ich vor zwei Wochen etwas in der Zeitung lese, was E.T.A. Hoffmann vor zweihundert Jahren vorhergesagt hat. Sonst sehe ich aber noch keine Probleme wie: Sollen wir jetzt Menschenrechte für unsere Roboter einräumen?

Haben Sie eigentlich Angst vor Harrison Ford?

Junod: Für die Lesung nicht. Wenn wir es jetzt auf die Bühne bringen würden, müsste ich mir die Frage genauer stellen. Da ist die Bildkomponente ja noch viel stärker. Und es ist nicht so, dass die Verfilmung mit Ford in der Hauptrolle vor zwei Jahren rausgekommen wäre.

Wir orientieren uns am Buch, da gibt es viele Szenen, die im Film nicht auftauchen. Daher ergeben sich eher wenig Vergleichspunkte – und so kein Grund, Angst vor dem Vergleich zu haben. Im Gegenteil: Das ist eine Herausforderung, der wir uns sehr gerne stellen.

Für den „Blade-Runner“-Abend gibt es nur noch wenige Restkarten an der Abendkasse.

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