"Klassik am See" in Erlangen lockt 3000 Musik-Freunde

28.7.2016, 18:30 Uhr

© Fotos: Harald Hofmann

Längst hat das Sommernachts-Openair „Klassik am See“ über die Erlanger Region hinaus seinen eigenen Stempel bekommen: Klassische Musik wird als Event im naturschönen Ambiente des Dechsendorfer Sees geboten. Das lockte auch bei der 14. Auflage zahlreiches Publikum in das technisch, akustisch und architektonisch deutlich verbesserte Ambiente dieses einmaligen Konzerterlebens.

Doch auch künstlerisch hat sich etwas verändert: In diesem Jahr ist Albrecht Mayer künstlerischer Leiter des Festivals. Der renommierte Oboist der „Berliner Philharmoniker“ versucht sich seit einigen Jahren auch als Dirigent, war als solcher bereits in der Konzertreihe des GVE mit der „Kammerakademie Potsdam“ zu erleben.

Die „Nürnberger Symphoniker“ reagieren gut auf seinen einstudierten Gestus, eröffnen — nach diversen Grußworten — mit einer präzisen, formal streng entwickelten Ouvertüre zu Mozarts „Cosi fan tutte“. Klassik echt klassisch gespielt ist das.

Im zweiten Teil betreibt Albrecht Mayer sein „Kerngeschäft“ als Oboist in Haydn mutmaßlich zugeschriebenem C-Dur Oboenkonzert. Das macht der 51-Jährige wunderbar, souverän, ausdrucksvoll, klanglich schön, berührend.

Was aber treibt diesen hervorragenden Virtuosen immer wieder – man kennt das aus vergangenen Konzerten – sich als heimatverbundener Entertainer auf Bratwurstsuche mit selbstbezogenen Lebensanekdötchen, adäquat zum „Business“ im weißen Anzug mit schwarzem Hemd, zu präsentieren? Er macht das nach den ersten beiden Haydn-Sätzen, mitten im Werk! Da wird die wunderbare Musik, die er mit den Nürnberger Symphonikern in den ersten beiden Konzertsätzen empfindsam vorträgt, zweifelsohne gelungen aufgebaut hat, bagatellisiert, zerstört. Schade!

Nach dem reizvollen variativen Schlusssatz mit der eingängigen Volkslied-Motivik der „ Klappernden Mühle am rauschenden Bach“ geht’s weiter mit belanglosem Geplauder. Der innige Bach-Satz „Ich steh’ mit einem Fuß im Grabe“ wird so ein weiteres Schmankerl im Conferencier-Programm Albrecht Mayers.

Danach nimmt das Schicksal mit Beethovens „Fünfter“ seinen ordentlichen Verlauf. Die Symphoniker bringen das berühmteste Motiv der Musikgeschichte, das „Ta-ta-ta-taa“ rasch, verklingend als symphonisches Kernzitat. Die Dramatik des ersten Satzes ist verhalten, gezähmt, zunächst wenig machtvoll.

Die Zugabe, der „Ungarische Tanz Nr. 5“ von Brahms, ist ein weiterer beliebter „Hit“ der „Klassik-Charts“, wenn auch nicht der klassischen Epoche. Die Nürnberger spielen ihn mit Schmackes, souverän, geschmeidig. Das Publikum ist begeistert, lässt sich am Ufer des Sees vom Feuerwerk nun visuell berauschen, genießt den Ausklang eines rundum gelungenen Sommernachts-Open-Air.

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