Konzepte gegen das Bus-Chaos in Erlangen

22.2.2018, 06:00 Uhr
Konzepte gegen das Bus-Chaos in Erlangen

© Foto: Egbert M. Reinhold

Ein zentraler "Busverknüpfungspunkt" in der Innenstadt, der zugleich als Verkehrsdrehscheibe fungiert, soll’s späterhin richten. Bau- und Planungsreferent Josef Weber erläuterte im jüngsten Umwelt-, Verkehrs-und Planungsausschuss die gesamte Problematik und zudem die Vorzüge und Nachteile beider möglichen Varianten.

Die aktuelle Situation sieht bekanntlich vier zentrale Bushaltestellen rund um den Bahnhof vor: Der Hugenottenplatz, der Bahnhofsvorplatz, die Arcaden und der Busbahnhof für den Regionalverkehr auf der Westseite des Bahnhofs. Für etliche Buslinien sind diese Haltepunkte zugleich Endstation. Das Ganze sei für die Fahrgäste "nicht nur sehr unübersichtlich", sondern auch die Laufzeiten von zuweilen über fünf Minuten, die man fürs Umsteigen benötigt, reduzieren letztlich "die Attraktivität und Akzeptanz des Öffentlichen Nahverkehrs erheblich", meint die Verwaltung. Aus diesen, noch einigen anderen und nicht zuletzt aus verkehrlichen Gründen wird ein zentraler "Busverknüpfungspunkt" als "äußerst sinnvoll" erachtet. Auch weil er die Möglichkeit mit sich brächte, die historische Innenstadt optisch deutlich zu verbessern, sprich: den Hugenottenplatz zu einer bus-freien Augenweide umzugestalten.

Für die Bündelung diverser Buslinien im Zentrum der Stadt kämen schließlich nur zwei Standorte in Frage: "An den Arcaden" und der "Großparkplatz". Josef Weber machte allerdings keinen großen Hehl daraus, dass er das Areal an der Flanke der Arcaden, das zeitweise schon als Parkplatz diente, für den besseren Standort hält. Der Vorteile sind viele, beispielsweise die längst gewollte Entlastung der Goethestraße, eine "ideale Erschließung" des neuen Landratsamtes, auch späterhin die "optimalen Umsteigebeziehungen zwischen Buslinien und der Stadt-Umland-Bahn (StUB)", zudem ein leichtes verständliches Liniennetz, da der Standort von fast allen Linien angebunden wäre, und noch Anderes mehr.

Durchaus bewusst sind den Stadtoberen natürlich auch einige Nachteile – vor allem die direkte Nähe zu den Arcaden, was "Probleme der Leistungsfähigkeit" mit sich bringen könnte. Auch der etwas längere Fußweg zum Bahnhof. Oder überhaupt, dass das anvisierte Areal erst noch von der Bahn gekauft werden muss.

Abseits der Innenstadt

Der Großparkplatz als andere Möglichkeit für einen zentralen Busbahnhof hätte unter anderem den Vorteil, dass es "technisch relativ einfach wäre", das Ganze dort einzurichten. Andererseits liegt dieser "Stopp" doch etwas abseits der Innenstadt und kann daher von den Bussen, deren Route vor allem durch die City führt, "nur sehr umwegig" angefahren werden. Und ein Blick in die Zukunft zeigt schon jetzt "Probleme im Zusammenspiel mit der Stadt-Umland-Bahn wegen der Parallelfahrt zum Großparkplatz", wie es hieß.

Das Thema brachte einige Räte recht in Wallung und führte zu einer wortreichen Diskussion. Dass etwas gemacht werden muss, sieht man natürlich auch bei der CSU so. Aber: "Es kommt zur absoluten Unzeit", meinte Jörg Volleth. Der CSU-Mann kritisierte heftig, dass in der Vorlage der Verwaltung die Standorte schon mit der Stadt-Umland-Bahn verknüpft seien, als ob "schon alles entschieden" wäre. Er meinte den Streckenverlauf der künftigen Stadt-Umland-Bahn, bei dem die Bürger ja noch ein gehöriges Wörtchen mitreden sollen. Aber so wäre schon alles vorweg genommen – "man würde uns nicht mehr ernst nehmen und der Bürger fühlte sich veräppelt", warnte Volleth.

Er plädierte dafür, abzuwarten bis fest steht, auf welcher Route die StUB dereinst fahren wird, und dann erst den "Busverknüpfungspunkt" anzugehen. Dagegen hielt Harald Bußmann von der Grünen Liste. Er möchte das Thema nicht solange liegen lassen, bis die Sache mit der StUB geklärt sei.

"Thalermühlstraße ist keine Lösung"

Bei den Überlegungen der Verwaltung zu den beiden möglichen Bus-Standorten spielt auch die Thalermühlstraße eine gewichtige Rolle. "Infrastrukturelle Maßnahmen wären dort erforderlich, um letztlich eine "attraktive ÖPNV-Verbindung vom Großparkplatz zur nördlichen Altstadt und zum Uniklinikum sowie die Entlastung der Innenstadt zu erreichen", hieß es. Dem erteilte Andreas Brock ein klare Absage. "Die Thalermühlstraße ist keine Lösung für die Goethestraße – das ist eine Scheinlösung", meinte der Beirat.

Er konnte sich lediglich dafür erwärmen, dass man jene Fläche an den Arcaden sichert, solange der StUB-Verlauf nicht feststeht. Für Felizitas Traub-Eichhorn (SPD) ist es jedenfalls "der richtige Zeitpunkt", in die Sache einzusteigen und sämtliche Optionen offen zu halten. Sie sieht aber auch jene Überlegungen zur Thalermühlstraße als "problematisch" an, die noch diskutiert werden müssten.

So unterschiedlich die Meinungen und Standpunkte auch waren, gegen einen Kauf des Areals bei den Arcaden erhoben sich letztlich keine Stimmen. Die sind wohl erst wieder zu hören, wenn das Thema erneut aufs Tapet kommt.

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