Kopera: "Konstrukt wirkt auf ersten Blick etwas merkwürdig"

12.1.2015, 07:30 Uhr
Kopera:

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Warum ist es an der Zeit, ein Semesterticket für Erlangen und Nürnberg einzuführen?

Benedikt Kopera: "Der Hochschulstandort Erlangen-Nürnberg ist der bundesweit letzte große Hochschulstandort ohne ein Semesterticket - neben der FernUni Hagen. An fast allen anderen Standorten sind die Studierenden verhältnismäßig preisgünstig im Öffentlichen Nahverkehr unterwegs.

Eine Universität, die auf zwei Städte verteilt ist, an der es Studiengänge gibt, die Lehrveranstaltungen in beiden Städten vorsehen, braucht ein Semesterticket. Zudem hat ein Semesterticket ökologische Vorteile und würde langfristig hoffentlich auch zu einer Linderung der studentischen Wohnungsnot insbesondere in Erlangen führen."

Was haben die Studierendenvertretung der FAU und der AStA der Technischen Hochschule im Vorfeld getan, um zu informieren und zum Abstimmen zu animieren?

"Seit Ende November steht fest, dass die Urabstimmung in der Form durchgeführt wird. Wir hatten also relativ wenig Zeit, die Informationskampagne in die Wege zu leiten. Dennnoch haben wir alles dafür getan, möglichst jeden Studenten und jede Studentin darüber zu informieren und dazu aufzufordern, sich eine Meinung zu bilden.

Konkret haben wir Mails an alle Studierenden verfasst, soziale Medien genutzt und insbesondere mehrere Informationsveranstaltungen durchgeführt, an denen der Geschäftsführer des Studentenwerks, Otto de Ponte sowie die beiden Oberbürgermeister Maly und Janik gesprochen haben."

Wie sieht ihre Arbeit während der Abstimmungsphase aus?

"Während der Abstimmungsphase ist uns daran gelegen, dass erstens jeder Student und jede Studentin die Gelegenheit wahrnimmt und sich an der Abstimmung beteiligt. Zweitens ist uns wichtig, dass die Studierenden sich im Vorfeld zumindest kurz mit dem Angebot auseinanderzusetzen und zu prüfen, ob es eine Verbesserung zum Status quo darstellen würde.

Das wollen wir insbesondere dadurch erreichen, dass wir Infostände an mehreren Standorten der Hochschulen haben und in Vorlesungen kurz auf das Thema hinzuweisen. Wir haben natürlich auch zahlreiche Werbematerialien wie Infoflyer, Plakate und Postkarten. Außerdem versuchen wir natürlich, weitere Kanäle zu nutzen, wie die Presse und Social Media."

Wer nur den Sockelbetrag entrichtet, darf Abends/Nachts und am Wochenende die Öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Also zu Zeiten, an denen die wenigsten Uni-Veranstaltungen stattfinden. Ist diese Sparversion nur ein getarntes "Spaß- und Freizeitticket", mit denen Studenten günstig ihre Freizeitausflüge finanzieren?

"Dieses Konstrukt wirkt auf den ersten Blick etwas merkwürdig - das ist uns bewusst. Es ist aber der besonderen Situation in Bayern geschuldet, die aufgrund von Gerichtsurteilen dazu führt, dass ein von allen zu zahlendes Semesterticket derzeit nicht mehr als rund 65€ pro Semester kosten darf. Dafür ist nur diese Zeit zu haben, das führt aber gleichzeitig dazu, dass der Gesamtpreis auch für das Ticket rund um die Uhr deutlich niedriger ist als bisher.

Wir sehen darin einen guten Kompromiss, von dem nicht nur diejenigen profitieren, die auf den ÖPNV angewiesen sind, um an die Hochschule zu kommen, sondern auch die die ihn 'nur' in ihrer Freizeit bzw. zu anderen Zwecken nutzen."

Mit welchem Abstimmungsergebnis rechnen Sie und warum?

"Wir können das Ergebnis natürlich nicht vorhersehen. Primärziel ist, dass möglichst viele an der Abstimmung teilnehmen, sodass das Beteiligungsquorum in Höhe von einem Drittel erreicht wird. dadurch, dass die Abstimmung sehr nutzerfreundlich online und in einem Zeitraum von zehn Tagen durchgeführt wird, sind wir zuversichtlich, dies zu erreichen.

Wenn es uns gelingt, genügend über die Rahmenbedingungen des Tickets aufzuklären und wir klarmachen können, dass dieses Ticket das beste ist, dass unter diesen Rahmenbedingungen möglich ist, sind wir auch zuversichtlich, dass eine Mehrheit mit Ja stimmt. Wir denken, dass das Ticket eine deutliche Verbesserung zum Status quo ist."

Wie geht es nach der Abstimmung weiter, falls die Studierenden das vorgeschlagene Modell annehmen?

"Dann nehmen die beiden Vertragspartner - das Studentenwerk und der VGN - konkrete Vertragsverhandlungen auf. Hier wird es dann vor allem um die technische und administrative Umsetzung gehen. Zudem muss das bayerische Wirtschaftsministerium dem Ticket noch zustimmen und die kreisfreien Städte und Landkreise der Metropolregion müssen in ihren Gremien die Ausfallbürgschaft beschließen. Das Ticket würde dann voraussichtlich zum Wintersemester 2015/16 eingeführt."

Ist zuversichtlich: Benedikt Kopera hofft, dass die Mehrheit mit "ja" stimmt.

Ist zuversichtlich: Benedikt Kopera hofft, dass die Mehrheit mit "ja" stimmt. © Egbert M. Reinhold

Und wenn das Model abgelehnt wird?

"Dann ist die aktuelle Initiative zum Semesterticket gescheitert und das Aktionsbündnis Semesterticket würde sich vermutlich auflösen. Es wird aber sicher nicht zum Ende der Diskussionen führen. Eine neue Initiative müsste aber komplett von vorne anfangen, bis es dann wieder zu einem solch konkreten Angebot kommt, werden Jahre vergehen. Die aktuelle Studierendengeneration wird dann vermutlich ihre Hochschule schon verlassen haben."

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