Landkreis ERH bedankt sich mit Helferfest

27.8.2016, 16:00 Uhr
Landkreis ERH bedankt sich mit Helferfest

© Athina Tsimplostefanak

„Wir hatten eine gewaltige Aufgabe zu stemmen“, erinnert Landrat Alexander Tritthart an die Situation vor einem Jahr. Zu Zehntausenden strömten damals Flüchtlinge nach Bayern. Die Unterbringung der vielen Neuankömmlinge war das dringlichste Problem. Angemietete Wohnobjekte reichten nicht mehr aus.

Tritthart denkt an den Ortstermin an der ehemaligen Tennishalle in Hemhofen mit Bürgermeister Ludwig Nagel und vielen Gemeinderäten zurück. Noch vor Ort wurde damals die Entscheidung gefällt. Die Halle wurde für die folgenden Monate zur Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge, in der zeitweise bis zu 180 Asylsuchende Platz fanden.

Ohne den Helferkreis, der sich bereits vor der Inbetriebnahme der Erstaufnahmeeinrichtung gegründet hatte, wäre nicht alles so problemlos abgelaufen, sagte Tritthart, der sich bei den Ehrenamtlichen, aber auch bei den hauptamtlichen Notunterkunftsmitarbeitern von ASB und Sicherheitsdienst bedankte. Nun, da die Zahlen der Neuankömmlinge spürbar zurückgehen, seien die Landkreise angehalten, die Notunterkünfte wieder zu schließen und die kostenintensive Unterbringung in Gasthöfen einzustellen. Mit Blick auf die allgemeine Weltlage, so Tritthart, hätte er jedoch bevorzugt, wenigstens eine der Einrichtungen im Stand-by-Betrieb zu erhalten.

Die durch die Schließung der Notunterkünfte erforderlichen Umverteilungen der Bewohner hatten sich die Ehrenamtlichen allerdings anders vorgestellt. Alois Meißner, Sprecher des Hemhofener Helferkreises, nimmt kein Blatt vor den Mund. Wären die Helfer im Vorfeld über die kurzfristige Aktion informiert worden, hätten sie wertvolle Entscheidungshilfen geben können. So seien Kinder aus Schulen und Kindergärten herausgerissen und der eine oder andere beginnende Integrationsprozess zerstört worden, mahnt er.

Dass Sachzwänge Ämtern andere Handlungsweisen diktieren, als die, die Ehrenamtliche wählen würden, macht auch Uta Saumweber-Meyer in ihrem Vortrag deutlich. Die Juristin, die beim Bundesamt für Migration beschäftigt ist, beleuchtet die aktuellen Herausforderungen. Nach der zügigen Bearbeitung der Asylanträge sei die Integration nun die wichtigste Aufgabe. Für die sprachliche Kompetenz als Schlüssel zur Eingliederung in die Gesellschaft gibt es bereits seit 2005 die sogenannten Integrationskurse. An ihnen hätten seitdem bereits 1,3 Millionen Migranten teilgenommen.

Das vom Bundesamt für Migration standardisierte Angebot steht inzwischen nicht nur anerkannten Asylbewerbern offen, sondern auch Asylsuchenden mit guter Bleibeperspektive. Dazu gehören Menschen, die etwa aus Syrien, dem Irak, Eritrea oder Somalia stammen. Gemäß der Devise „fördern und fordern“ sollen die 600 bis 900 Unterrichtsstunden dauernden Kurse bald sogar verpflichtend werden. Geeignete Lehrkräfte, so die Expertin, seien genügend da. Allein 10 000 hätten sich im vergangenen halben Jahr dafür qualifiziert.

Saumweber-Meyer stellt aber auch klar, dass das im regulären Integrationskurs erreichte Sprachniveau nur ansatzweise fürs Berufsleben geeignet ist. Wer eine qualifizierte Arbeit ausüben wolle, brauche mehr.

 Deshalb werde vom Bundesamt für Migration ein neues Programm für berufsbezogene Sprachkurse aufgelegt. Den Bedarf für Weiterqualifizierungsmaßnahmen soll eine Kompetenzanalyse ausloten – das Projekt ist in diesem Monat gestartet. Ganz neu ist auch die Möglichkeit, über Kursnet, die Bildungsangebote-Plattform der Agentur für Arbeit, die nächsten in Kürze startenden Integrationskurse mit Hilfe einer Umkreissuche abzurufen.

Auch für die Engagierten im Landkreis ERH gibt es künftig eine Erleichterung: „Wir haben auf der Homepage des Landratsamtes eine Seite für Helferkreise eingerichtet“, sagt Karin Jungkunz vom Landratsamt. „Dort können sich die Helfer anmelden und intern ihre Erfahrungen austauschen“.

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