Landkreis ERH: Generation 50plus gewinnt die Oberhand

12.8.2016, 15:00 Uhr
Landkreis ERH: Generation 50plus gewinnt die Oberhand

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Wer damals 30 war, wird im Wahljahr 60. Da hat die Demografie Folgen für die Demokratie, denn da spielen die unter 18-Jährigen keine entscheidende Rolle: Damit ist in Bayern die Mehrheit des Wahlvolkes zwischen 18 und 50 mit 50,3 Prozent derzeit nur noch hauchdünn. Im Kreis Erlangen-Höchstadt sieht das Verhältnis der Altersgruppen aktuell so aus: 48,0 Prozent sind zwischen 18 und 50. Die anderen 52,0 Prozent sind 50 und älter.

Die Deutschen sterben aus. Was gerne als Schreckensbild an die Wand gemalt wird, ist eigentlich kein Problem. Denn bei 1,4 Kindern pro Frau dauert das noch ein Weilchen. Aber vorher werden die Deutschen immer älter und da haben sich alle Rentenreformer der letzten Jahre womöglich verkalkuliert. Denn Altersarmut oder gesicherter Lebensabend sind eigentlich kein Thema mehr, wenn Zahlen sprechen und das grauhaarige Volk seinen Willen durchsetzen will.

Nehmen wir den Kreis Erlangen-Höchstadt: Es gehört zwar noch zu den Gebieten, wo es sogar noch Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung gibt. Aber die Verschiebungen bei den Altersgruppen finden trotzdem statt: Zum Jahreswechsel 2015/2016 waren von insgesamt 134 136 Einwohnern 76 577 (57,1 Prozent) noch jünger als 50. Ein gutes Vierteljahrhundert zuvor hatten von den damals 106 932 Einwohnern 77 832 (72,8 Prozent) den 50. Geburtstag noch vor sich. Im Gegenzug legte die Generation 50plus zu, und zwar von 27,2 auf 42,9 Prozent. Zum Vergleich: Bayernweit liegt der Anteil der unter Fünfzigjährigen aktuell bei 58,5 Prozent. Die ältere Generation 50plus stellt heute 41,5 Prozent.

Aber der Trend zu mehr Macht für die Alten ist noch stärker, weil nur Stimmberechtigte zählen und weniger Jungwähler nachwachsen. Denn ohne Kinder, aus denen Wähler werden, fehlt auf Dauer das Gegengewicht zur Generation Silberhaar. Am besten erkennen, lässt sich die Entwicklung beim Blick auf den Anteil der Kinder unter sechs an der Gesamtbevölkerung, wenn’s darum geht, zu zeigen, wohin die Reise lokal geht. Bayernweit sank dieser Anteil binnen eines Vierteljahrhunderts von 6,3 auf 5,3 Prozent. Der Kreis Erlangen-Höchstadt hat sich in dieser Zeit mit dem Trend entwickelt, der Anteil der unter Sechsjährigen sank von 1987 bis heute von 7,6 auf 5,6 Prozent.

Dass da ein Wandel in der Politik ansteht, wenn die Wählerschaft sich verändert, ist einfach vorauszusagen: Die absolute Mehrheit bei den Wählern ist für die Generation Silberlocke zum Greifen nah. Die absolute Mehrheit im Bundestag ist schon geschafft: 51,3 Prozent der Gewählten sind Ü50.

Die Rente, wie wir sie kennen, feiert nächstes Jahr übrigens den 60. Geburtstag Konrad Adenauer stand 1957 vor dem Problem, dass Altersarmut herrschte: „Viele Haushalte, die Rentenversicherungsleistungen bezogen, lebten am Existenzminimum.

Das durchschnittliche Rentenniveau betrug etwa 28 bis 32 Prozent der vergleichbaren Löhne und Gehälter'' (Wikipedia). Das Thema hätte Adenauer die Kanzlerschaft kosten können. Er machte mit der damals innovativen Idee der Koppelung der Rente an die Löhne einen Wahlkampfhit daraus und holte mit 50,2 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit. Uns holt das Thema schon zwei Generationen später aber wieder ein. Aber die Wählerlage ist eigentlich schon dieselbe. Fehlt nur die innovative Idee.

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