Leidenschaft mit Lyrik

26.2.2018, 19:13 Uhr

Werke des 19. Jahrhunderts und Kompositionen der Moderne, die Musik der Vergangenheit in avantgardistischer Manier integrieren und verfremden, standen auf dem Programm, die der junge, inzwischen auch international erfolgreiche Dirigent Krzysztof Urbánski und das glänzend motivierte Orchester dem Publikum auf beeindruckende Weise darboten.

Mit Ludwig van Beethovens monumentaler Konzert-Ouvertüre "Coriolan", in der der Künstler das tragische, durch Selbstmord endende Schicksal des römischen Feldherrn auf kraftvoll-pathetische, aber auch subtile Weise in seiner Lieblings-Tonart c-Moll musikalisch gestaltete, begann ein ereignisreicher Musik-Abend. Sehr plastisch und einprägsam, unter der präzisen, die Musiker motivierenden Leitung dieses charismatischen Dirigenten wurde das tragische Werk – vor allem das Suizid-Thema am Ende – so vermittelt, dass es einen tiefen Eindruck bei den Zuhörern hinterließ.

Voller Lebensfreude

Der Kontrast konnte nicht größer sein, als im Anschluss daran der junge französische Pianist Bertrand Chamayou das voller Temperament, Spontaneität und Lebensfreude sprühende erste Klavierkonzert des 21-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy technisch und musikalisch in gleicher Weise brillant darbot. Pianist und Orchester, ebenso wie die drei Sätze des Werkes eng miteinander verbunden, gelang es, den leidenschaftlichen Charakter vor allem im rasanten dritten Satz transparent zu machen. Die virtuosen Läufe, Oktav-Parallelen und rasanten Solopassagen, aber auch die tief empfundenen lyrischen Elemente im Andante, all das gestaltete Chamayou vorzüglich. Ein hervorragender Pianist – das erkannte auch das Publikum und honorierte seine interpretatorische Leistung mit anhaltendem Beifall; er revanchierte sich mit einem Mendelssohn’schen "Lied ohne Worte" in Franz Liszts Bearbeitung.

An Bach kommt kein Komponist vorbei, das hat auch Anton Webern, neben Schönberg Vertreter der musikalischen Avantgarde aus Wien, in seiner konzeptionell vorzüglichen Orchestrierung "Ricecrar" aus dem "Musikalischen Opfer" des Thomaskantors eindrucksvoll dokumentiert. Das verkleinerte, gut aufeinander eingestellte Orchester bot Weberns Bach-Rezeption mit seiner klanglich differenzierten Instrumentation sehr prägnant, einfühlsam und subtil dar.

Am Schluss dieses Abends, der sich in vielfältiger Weise der Gattung "Konzert" widmete, dann das voluminöse, sich an seinem Vorbild Bela Bartók orientierende "Konzert für Orchester" des polnischen Stars der Moderne Witold Lutoslawski, neben Chopin der wohl bedeutendste Komponist dieses Landes.

In perfekter Manier

Das 1954 entstandene, vom französischen Impressionismus beeinflusste bizarre Tongemälde in drei Sätzen dirigierte sein Landsmann Urbánski auswendig und in perfekter Manier; spätestens hier avancierte er seinerseits zum Star des Abends. Ihm gelang es, mit seinen präzisen Einsätzen alle Klanggruppen – Holz-Blechbläser, Streicher und das voluminöse Schlagwerk – perfekt zu integrieren und dieses vielschichtige, klar strukturierte Werk den Zuhörern transparent zu vermitteln.

Über welche Qualität die "Bamberger" ihrerseits verfügen, das wurde bei der Präsentation dieses avantgardistischen Tongemäldes – auch dank der hervorragenden Leistung des jungen Dirigenten – deutlich.

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