Lockere Haltung von innen

10.11.2017, 18:26 Uhr
Lockere Haltung von innen

© Nina Rittler

Das Publikum hängt dem gut gelaunten Professor für Mikrotherapie, der im Jancker lässig am Glasstehpult steht, an den Lippen. Dietrich Grönemeyer, der Bruder des Sängers Herbert Grönemeyer, kam zum Vortrag und Gespräch über sein "Großes Rückenbuch" nach Erlangen. Er nimmt die Zuhörer mit, gleich zu Beginn bittet er alle aufzustehen: die erste Rückenübung. Es folgen noch zahlreiche weitere.

Nachdem das Publikum gelockert wieder sitzt, schlägt der Radiologe zunächst ernste Töne an. Unser gekrümmter Rücken komme seiner Meinung nach von der inneren Haltung und psychischen Lasten, die auf den Körper ausstrahlen. Man solle also zurück zu einem Lächeln finden. Verblüffend einfach hören sich auch Grönemeyers praktische Tipps an: morgens strecken, beim Autofahren an der Ampel Kopf und Schultern kreisen. Er ist der Überzeugung: Bei Rückenschmerzen sollte man es immer erst einmal mit Wärme, Dehnen und Bewegen versuchen. Und dann erst über weitreichendere Maßnahmen, wie eine OP nachdenken.

Lebhafte Erzählungen

Grönemeyer unterstützt seine Erzählungen, füllt sie mit Bildern, gestikuliert. Gleichzeitig bringt er die Zuhörer zum Lachen und Staunen. Beispielsweise als er konstatiert: "Sitzen ist das neue Rauchen." Wir seien eine sitzende Gesellschaft geworden, das schade dem ganzen Körper. Die Lösung: "Einen Stehtisch einfordern." Seien die Schmerzen erstmal da, komme es leicht zu einer Sorgenkaskade, man traue sich nicht mehr, die Stelle zu bewegen, fühle sich dadurch erschöpft, dann verspannt und schließlich schrumpfen die betreffenden Muskeln. Also lieber wenn es geht: "Ran an den Schmerz." Grönemeyer wünscht sich außerdem Patienten, die selbst mithelfen und Diagnosen oder Therapien kritisch prüfen.

Das Publikum nutzt die Gunst der Stunde und fragt den Experten nach den verschiedensten Themen: Seien Barfußschuhe sinnvoll — ja natürlich! Was sage er zu Wasserbetten – gerne, aber nachts den Strom ausschalten. Wie finde er Faszienrollen – die sind klasse.

Aber auch schwierigere Themen treiben die Zuschauer um, so kommt die Frage nach der Behandlung eines Wirbelsäulentumors.

Grönemeyer stellt klar: Hier gibt es viele Möglichkeiten, für ihn persönlich ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Experten entscheidend: "Teamarbeit wird die Zukunft der Medizin sein."

Keine Kommentare