Manchmal müssen Eichen in Erlangen weichen

18.4.2018, 06:00 Uhr
Manchmal müssen Eichen in Erlangen weichen

© Harald Sippel

Rechtzeitig vor dem Beginn der Bergkirchweih rückten nun eine Spezialfirma und der für die Bäume am Kirchweihgelände "zuständige" Gutachter Bodo Siegert an, um eine benachbarte Eiche – noch größer und mächtiger als die umgefallene – einer "baumärztlichen" Untersuchung und einem Zugtest zu unterziehen. Dieser soll Aufschluss geben, ob ein weiterer Baumsturz wahrscheinlich und damit eine Gefahr für Anwohner, den Straßenverkehr oder gar die gut besuchte Bergkirchweih ist.

Nachdem die gestürzte Eiche mindestens 180 Jahre alt war, der benachbarte Baum aber einen noch mächtigeren Stammumfang hat und damit wohl noch älter ist, hatten sich Baumgutachter Bodo Siegert und der städtische Eigenbetrieb Stadtgrün darauf verständigt, gerade diesen Baum exemplarisch prüfen zu lassen.

Dazu waren – neben Siegert – auch Michael Schade (der Leiter der Abteilung Baumpflege) sowie Baumpflegemeister Udo Böhm angerückt, um den Baum im unteren Stamm- und im Wurzelbereich anzusehen.

Ein erster Zugtest in Richtung Bergkirchweihgelände scheiterte daran, dass der Baum (wie alle in diesem Bereich) tief in einer Böschung steht, nach Norden nicht umfallen, aber auch keinem Zugtest ausgesetzt werden kann.

Die beigerufene Spezialfirma konnte hingegen mit einem starken Erdsauger das Erdreich rund um den Baum so weit absaugen, dass erstens ein Blick auf Stammfuß und Wurzelwerk möglich, zudem aber auch eine Probenentnahme des Bauminneren möglich wurde. Bodo Siegert: "An einer stäbchendünnen Probe lässt sich viel über die Baumgesundheit ablesen."

Heute weitere Probe

Am heutigen Mittwoch soll eine weitere Baumprobe an einer ebenfalls alten und mächtigen Eiche am Standort des Riesenrades vorgenommen werden. Dort war vor fast zehn Jahren ein Ast einer riesigen Eiche abgebrochen, die später abgesägt wurde. Das wiederum hatte Proteste der Anwohner hervorgerufen, die sich angesichts einer (scheinbar) "heilen" Baumscheibe leichtfertig um einen Baum gebracht sahen.

Eine danach durchgeführte Freilegung des Wurzelwerks bestätigte aber die gutachterliche Prognose: Der Baum war im Wurzelbereich derart verfault und geschwächt, dass sein Sturz nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. "Stürzt so ein Baum in das Riesenrad, möchte niemand mehr Gutachter sein", so Siegert lapidar.

Beim Eichensturz vor einem Jahr war nicht nur das gegenüber liegende Haus Rathsberger Straße durch den etliche Tonnen schweren Baumriesen schwer beschädigt worden, der Baum hatte auch einen Porsche Cayenne zu Schrott gemacht.

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