Mann ertappt Ehefrau in flagranti und jagt sie durch Erlangen

8.3.2017, 15:45 Uhr

Ein Busfahrer hatte Ende September seine Ehefrau an ihrem Hochzeitstag mit einem seiner Kollegen in flagranti im Auto erwischt. Der wutentbrannte Ehemann nahm die Verfolgung des flüchtenden Pärchens auf und rammte den Wagen bei der nächtlichen Jagd durch die Straßen mehrmals. Die Insassen konnten sich schließlich zur nächsten Polizeidienststelle retten.

Die Staatsanwaltschaft klagte den Busfahrer wegen Körperverletzung, Bedrohung und eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr an. Dieser bereute seine Tat gleich zu Beginn der Verhandlung. "Es war ein Blackout, ich war unter Schock. Ich habe falsch gehandelt und wollte niemanden verletzen."

Seine Frau, die bei demselben Unternehmen angestellt ist wie ihr Mann, hatte schon länger über eine Scheidung nachgedacht. Ihr Partner sei alkoholsüchtig und habe sie und die beiden Töchter verbal angegangen, erklärte die Frau im Zeugenstand. Als er die letzte Chance, die sie ihm gab - eine Therapie in einer Entzugsklinik- nicht nutzte, wollte sie den Angeklagten endgültig verlassen.

An ihrem Hochzeitstag bot ihr ein Kollege ihres Mannes an, sie von der Arbeit mit nach Hause zu nehmen. "Er hat gesehen, dass es mir sehr schlecht geht. Ich wusste, dass er Gefühle für mich hat", sagte die Frau aus.

"Wir sind ein Stück im Auto gefahren, um miteinander zu reden", erklärte der Kollege vor Gericht. "Dann sind wir uns näher gekommen. Wir haben aber mehr geweint als etwas gehabt".

Gegen 20.30 Uhr parkte ein Auto in ihrer Nähe. Als die Frau den Wagen ihres Mannes erkannte, geriet sie in Panik. "Wie er mich angeschaut hat, werde ich nie vergessen. Ich dachte das war es, jetzt hat er mich."

Der Busfahrer drohte den beiden, sie umzubringen. Beim Versuch, seinen Kollegen aus dem Wagen zu ziehen, zerriss er dessen Hemd. Dem Pärchen gelang die Flucht. Bei der Verfolgungsjagd rammte der Mann das Auto mehrmals. Während der Fahrt rief die Frau bereits die Polizei um Hilfe. Schließlich konnten sich beide zur nächsten Dienststelle retten. Der Busfahrer stellte sich noch am Abend selbst der Polizei.

Noch heute leidet die Frau an einer posttraumatischen Belastungsstörung, klemmt jeden Abend einen Stuhl unter die Türklinke. Das Noch-Ehepaar lebt mittlerweile getrennt. Die jüngere Tochter blieb bei der Mutter, die Ältere beim Vater.

Der Staatsanwalt gestand zwar zu, dass sich der Mann in einem Ausnahmezustand befand und die Tat gleich zu Beginn gestanden habe, plädierte aber für eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und einen zweijährigen Führerscheinentzug, da der Angeklagte "sein Auto als Waffe" eingesetzt habe und die Insassen noch heute unter psychischen Schäden leiden würden. Die Verteidigerin sah einen minderschweren Fall: Ihr Mandant habe sich in einem Extremzustand befunden. "Es macht einen Unterschied, ob man vom Hörensagen mitbekommt, dass die eigene Frau fremdgeht oder man es mit eigenen Augen sehen muss". Die Drohungen seien im Affekt geäußert worden, der Mann habe sich wegen massiver Probleme nach dem Vorfall selbst in psychologische Behandlung begeben. Die Verteidigung forderte ein Jahr auf Bewährung und sechs Monate ohne Führerschein.

Das Gericht beschloss schließlich eine Freiheitsstrafe von 21 Monaten, die zur dreijährigen Bewährung ausgesetzt wurde. Der Führerschein wird zwei Jahre entzogen. Außerdem muss der Busfahrer 1800 Euro an die Erlanger Verkehrswacht zahlen.

"Das war ein gesellschaftlich und sozial sehr aufrührender Fall", so der vorsitzende Richter. "Die Drohungen und der Schlag gegen Ihren Kollegen sind im gewissen Rahmen nachvollziehbar, was dann passiert, nämlich das Auto als Waffe zu benutzen, geht gar nicht". Das Gericht sah keinen minderschweren Fall vorliegen, da der Angeklagte seiner Frau bewusst gefolgt sei und sich damit "auf die Situation eingestellt haben muss". Der Richter legte dem Angeklagten nahe, eine Alkoholtherapie zu machen.