Mehr als Lesen und Schreiben: Literaturkreis "Wortwerk"

21.6.2018, 14:47 Uhr
Mehr als Lesen und Schreiben: Literaturkreis

© Foto: Wolfgang Sembritzki

"Wenn alles schläft und einer spricht, so nennt man dieses Unterricht" heißt es in dem Spruch, der Wilhelm Busch nicht ganz zweifelsfrei zugeordnet werden kann. Aber schlafen hier wirklich alle? Nein. Im Gegenteil: Die Damen und Herren der Runde, die in den Tagungsräumen an der Fuchsenwiese zusammensitzen, sind sogar sehr aufmerksam. Denn sie lauschen eben dem einen, der da spricht.

Unterrichtsähnlichen Charakter hat das Beisammensein dann aber doch. Und: Im Gegensatz zum eingangs erwähnten Zitat, lässt sich der Urheber der hier verlesenen Schrift leicht ermitteln, sitzt er doch am selben Tisch. Na gut, vielleicht trifft es der Begriff "Unterricht" nicht ganz. Gruppenarbeit ist es eher, was die Schreibfreudigen einmal wöchentlich betreiben. Diskussion und Austausch über die selbstgeschriebenen Texte stehen auf dem Programm, wenn die Autoren der Gruppe "Wortwerk", eine der Initiativen des E-Werks, die regelmäßig und mit viel Engagement die Köpfe zusammenstecken.

Jedes Wort auf der Goldwaage

Das Format der Schriften ist dabei zweitrangig. Egal, was die rund 15 Versschmiede seit acht Jahren in ihre Sitzungen mitbringen, Lyrik oder Prosa: Es wird auf Herz und Nieren geprüft, jedes Wort auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt und in Gemeinschaft analysiert. Also eine Deutschstunde ohne Lehrer: "Wir haben 2009 als studentische Schreibwerkstatt angefangen, mittlerweile sind die meisten alt geworden – wie auch ich", scherzt Gründungsmitglied Stefan Winter.

Der Spaß sei allerdings noch nicht vergangen, immer wieder veranstalten sie Lesungen, etwa im E-Werk, in der Stadtbibliothek und teilweise auch überregional. Willkommen sei natürlich jeder, der Interesse am Schreiben und literarischer Diskussion hat. Verbessern lässt sich schließlich immer etwas.

Objektive Rückmeldung

Denn genau das sei es, was im Freundes- und Familienkreis gerne totgeschwiegen wird: "Ich bin glücklich, dass ich die Gruppe ‚Wortwerk‘ gefunden habe, denn ich finde, dass jeder ein objektives Feedback von Leuten braucht, die selbst schreiben und nicht nur alles für wunderbar halten", erklärt Nataša Dragnic.

Seit 2010 gehört die durchaus bekannte Schriftstellerin dem Kollektiv an, 2011 wurde ihr Debütroman "Jeden Tag, jede Stunde" veröffentlicht, weitere folgten. Ihr Dank gilt den Kollegen im Tagungsraum: "Sehr oft haben sie mir bei Unsicherheiten in meinen Texten geholfen."

Die Gruppe "Wortwerk" trifft sich an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat ab 10.30 Uhr sowie an jedem zweiten und vierten Freitag im Monat ab 20 Uhr in den Gruppenräumen des E-Werks. Kontaktaufnahme per Mail an kontakt@wortwerk.net.

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