"Mehr Öffentlichkeit" für den Maler Otto Grau

19.1.2018, 18:00 Uhr

© Roland Fengler

"In den vergangenen Jahren ist es etwas leise um Otto Grau geworden. Dabei ist er wahrlich kein Niemand in der Kunstszene gewesen", erklärt Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik, der Vorsitzender des Rats der Otto-und-Hildegard-Grau-Kulturstiftung ist. Und ergänzt: "Wir erhoffen uns durch den Preis mehr Öffentlichkeit für das Leben und Werk von Otto Grau."

Auch Graus Nachlass befindet sich in Erlangen. Die Werke gelangten einst unter ungewöhnlichen Umständen zur Sammlung des Kunstmuseums: Bei der Grau’schen Wohnungsauflösung in der Erlanger Goethestraße wandte man sich ans Kunstmuseum mit der Frage, was man mit den vielen Bildern anfangen solle. Der damalige Kurator Jürgen Sandweg wusste natürlich sofort, dass die Arbeiten des Erlanger Kulturpreisträgers von 1971 in gute Hände gehören. Und so kam dieser vor allem aus Erlanger Sicht spannende Nachlass in das Magazin des Kunstmuseums.

Auch Hannelore Heil-Vestner stößt immer wieder Projekte mit an, die an das Schaffen des 1981 verstorbenen Künstler erinnern. So hatte am Fridericianum eine Klasse im Fach Kunst mit ihrem Lehrer Wolfgang Mages im vergangenen Jahr mehrere Monate an einem Projekt zu Otto Grau gearbeitet (wir berichteten). Die im Unterricht entstandenen Bilder und Präsentationsplakate wurden dem Sitzungsrat der Otto-Grau-Stiftung vorgestellt und anschließend in einer kleinen Ausstellung präsentiert.

Im Jahr 1993 hatte Hildegard Grau, die (1996 verstorbene) Witwe des weit über Franken hinaus bekannten akademischen Malers und Grafikers Otto Grau (1913—1981) eine Stiftung ins Leben gerufen, aus deren Erlösen alle zwei Jahre der mit 7500 Euro dotierte Otto-Grau-Kulturpreis an eine "herausragende fränkische Künstlerpersönlichkeit" verliehen wird.

Kriterien für die Verleihung des Preises sind laut Satzung "eine Beziehung des Preisträgers zu Franken durch Leben oder Werk oder die enge Verbundenheit zur Arbeit von Otto Grau". Es kommen Personen in Frage, die in Bereichen der bildenden Kunst (Grafik, Bildhauerei, Design, Fotografie), der Literatur, der Musik oder der Kunstwissenschaft besondere Leistungen erbracht haben.

Die Verwaltung der Stiftung obliegt dem Bezirk Mittelfranken als Stiftungsvorstand. Durch die Vorgaben über die Preisverleihung und die Zusammensetzung des Stiftungsrates mit Persönlichkeiten des kulturellen und des öffentlichen Lebens aus allen drei fränkischen Bezirken, die auch über die Vergabe des Kulturpreises entscheiden, sollen hier regelmäßig kulturelle Impulse für die ganze fränkische Kulturszene gegeben werden.

Die aktuelle Herausforderung: Auch die Otto-Grau-Kulturstiftung leidet derzeit unter den Problemen aller Einrichtungen dieser Art — den niedrigen Zinsen (siehe Seite 7). Deshalb musste 2014 das Preisgeld von 10 000 auf 7500 Euro reduziert werden. Ein Weg, dieser Entwicklung entgegenzusteuern, wäre die Erhöhung des Stammkapitals. "Zustifter sind willkommen", wirbt deshalb der Stiftungsratsvorsitzende Janik.

Der Otto-Grau-Kulturpreis ist kein Preis, um den man sich bewerben kann. Kandidaten können ausschließlich von den Mitgliedern des Stiftungsrates vorgeschlagen werden. Dann entscheidet die Mehrheit im Stiftungsrat über den Preisträger. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Andreas Oehlert (wir berichteten bereits im Hauptteil).

Oehlert ist eine feste Größe im Kunst- und Kulturbetrieb nicht nur der Region, sondern längst international tätig. 1966 in Fürth geboren, studierte er von 1990 bis 1997 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg und war Meisterschüler bei Rolf-Gunter Dienst. Seine Studien führten ihn an die Akademie der Schönen Künste in Krakau, an das Chelsea College of Art and Design in London, das er als MA Fine Art mit Auszeichnung abschloss, und nach Paris als Artist in Residence.

Die Verleihung findet am 1. Februar im Atelierhaus Defet in Nürnberg statt. Oberbürgermeister Janik und Hannelore Heil-Vestner können sich aber durchaus vorstellen, dass solche Veranstaltungen künftig in Erlangen an einem repräsentativen Ort ein dauerhaftes Zuhause finden. Schließlich soll ja die Verbindung von Otto Grau zur Hugenottenstadt wieder mehr betont werden.

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