Michael Mittermeiers nette Plaudereien in Erlangen

26.9.2017, 18:00 Uhr
Michael Mittermeiers nette Plaudereien in Erlangen

© Harald Hofmann

Klar. Ganz klar, dass das kommen musste: Welcher Solo-Künstler lässt es sich schon nehmen, ein paar launige Worte über die Ladeshallen-Architektur zu verlieren? Michael Mittermeier macht da keine Ausnahme: "Raumschiff aus Beton" nennt er das Gebäude.

Ein Lockerungs-Anfang ist also gemacht, die Konvention freut sich. Die nächsten zweieinhalb Stunden wird das in diesem Duktus so weiter gehen: Ein nettes Geplauder, ohne Höhen und Tiefen, ohne Ecken und Kanten, sanftes und sanft einlullendes Entertainment, nicht unsympathisch, ja doch: mit Lachern, aber ohne echten Biss.

Richtige Stichworte

Klar. Klar macht Mittermeier, dieser auf der Bühne permanent umhertigernde Schlaks, das clever, zieht er aus seinem prall gefüllten Comedy-Zettelkasten genau die richtigen Stichworte heraus: Trump, Taliban, Kinder, Berliner Flughafen, Selfies - kommt immer gut. Selbst bei den denk-gewandtesten Kabarettisten ist die automatische Reflexhaftigkeit bei solchen Schlagworten nahezu zwanghaft. Comedian Mittermeier zieht sich dabei vergleichsweise launig-amüsant aus der Affäre.

Am besten ist der Oberbayer aber immer dann, wenn er seine Alltagsbeobachtungen mimisch und gestisch gekonnt ins Rampenlicht rückt, wenn er Volkes Stimme in O-Tönen reden lässt, Zeitgenossen imitiert und dadurch urkomisch parodiert:

Mittermeiers Oktoberfest-Splitter, seine Kurzgeschichte von den Heiligen Vier(!) Weiblichen(!) Königen haben und halten ein nicht geringes Ablach-Niveau. Staubtrocken der Humor, wenn er von Erlebnissen mit zu spät erscheinenden österreichischen Besuchern bei seinen Shows erzählt.

Echte Stärke

Und immer wieder spielt Mittermeier zwischendrin, zwischen "Mittelfingerfranken" und "Pokemon Go", seine echte Stärke aus: die ulkige Betrachtung von Populärkultur-Phänomenen. Zum beeindruckend präsentierten Darth-Vader-Schnaufen ins Mikro gibt’s viel Laserschwert-Beobachtungen des Star-Wars-Fans, das letztjährige Winnetou-Remake wird bloßgestellt und der gehypte "Fifty Shades of Grey"-Rummel der Lächerlichkeit preisgegeben. Wenn sich der heute 51-Jährige an Partys von früher erinnert und sie in Bezug setzt zu heutigen Gruppen-Belustigungen, hat das soooo ’nen Bart, ist aber immer wieder lustig.

Bassd scho, wie der Mittel(finger)franke sagt. Wild an "Wild" ist bloß die Musik zwischendurch.

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