Miniatur-Bagger aus Kalchreuth

6.5.2017, 15:00 Uhr
Miniatur-Bagger aus Kalchreuth

© Udo B.Greiner

Die realen Gegenstücke werden weltweit auf Kraftwerks-, Industrie- oder Brückenbaustellen eingesetzt und befördern damit Lasten millimetergenau in schwindelerregende Höhen in Position. Im bevorzugten Conrad-Maßstab 1:50 bestehen die Kräne aus Zinkdruckguss und jonglieren wie ihre großen Brüder vergleichbare Lasten – ohne umzufallen.

Nutzfahrzeuge, Raupenbagger, Gabelstapler und andere Baumaschinen fertigt die 1956 gegründete Conrad GmbH in Stückzahlen ab 100 bis 5000 – ein Gewerbe, das die Herzen der Modellbaufans höher schlagen lässt. Diese kommen allerdings an viele Ausführungen oft nur schwer oder gar nicht heran. Denn nur etwa 20 Prozent der Modelle landen bei Händlern in aller Welt. Der Grund: Conrad beliefert in erster Linie die Hersteller der Originale – die dann die Modelle als Präsente an ihre Kunden weitergeben. So besteht z. B. mit dem Liebherr-Baumaschinenkonzern (mit 130 Gesellschaften, 41 500 Mitarbeitern und 9,3 Milliarden Euro Umsatz ein weltweites Branchenschwergewicht) eine langjährige Partnerschaft.

Für die Industrie sind die Modelle aus Kalchreuth die besten Werbeträger, da eine maßstabsgetreue hochwertige Miniatur mehr aussagt als eine Beschreibung, Broschüre oder ein Foto. Die Kunden des Kalchreuther Unternehmens sind über die ganze Welt verteilt. Man findet sie in den USA und Kanada, in Europa und Südafrika und auch in weiten Teilen Asiens. Sie schätzen die sensible Handarbeit, die unnachahmliche Detailtreue, das "Made in Germany" wie zu besten Zeiten bei dieser GmbH, die bei vergleichbarer Qualität in Europa keinen Mitbewerber kennt. Heute beschäftigt Conrad rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein wachsender Teil im Zulieferwerk in der Nähe von Karlsbad in Tschechien.

Firmengründer Ludwig Conrad, 2006 verstorben, war ein herausragender Entwickler und Elektrotechniker mit abgeschlossener Meisterprüfung. Er begann 1956 sein eigenes Unternehmen mit Zuarbeiten für die Nürnberger Elektrobranche und mit der Reparatur von Funkgeräten der US-Army. Später begründete er die Technik, Transformatoren in Kunstharz zu vergießen. Die Fahrregler der Carrera-Rennbahn waren ebenfalls eine Erfindung des fränkischen Tüftlers.

1987 übernahm sein Sohn Günther das Unternehmen und seit dem 60. Firmenjubiläum sitzt Enkelin Christine (Jahrgang 1981) mit in der Geschäftsführung. Sie und ihr Ehemann Paul Bitschin haben ursprünglich Hotelmanagement studiert, konnten sich jedoch mittlerweile in die technische Materie einarbeiten.

Und die erfordert umfangreiche Kenntnisse der Originalfahrzeuge bis ins Detail sowie der Herstellungsschritte für die Modelle. Manche Miniatur besteht aus bis zu 1500 Einzelteilen, die per Hand und mit viel Geduld zusammengefügt werden müssen.

3D-CAD-Programme, computergesteuerte CNC-Fräsen, neueste Lasertechnologie und bereits seit 17 Jahren 3D-Drucker sorgen für die Präzision eines jeden Bauteils – ganz so wie bei den großen Vorbildern. 1400 Fahrzeugmodelle sind in den sechs Jahrzehnten vornehmlich in fünf verschiedenen Maßstäben entstanden. Die Formen für die Modelle werden unter der Leitung von Jürgen Conrad, dem Onkel von Christine, im Eckentaler Ortsteil Brand hergestellt.

Landrat Alexander Tritthart zeigte sich dieser Tage bei einem Besuch beeindruckt von der Dynamik, die das Familienunternehmen ausstrahlt.

 Er befand sich in Begleitung des Kreiswirtschaftsförderers Thomas Wächtler und des Kalchreuther Bürgermeisters Herbert Saft und bot seine Unterstützung an.

Vom Auftrag bis zum fertigen Produkt können bis zu sechs Monate vergehen. "Und immer gleicht es einem Wunder, dass das Modell tatsächlich so funktioniert wie die Vorlage", kann sich Christine Conrad über den Erfolg ihres Unternehmens nach wie vor freuen. Ihr scheint die Liebe zu den Modellen in die Wiege gelegt worden zu sein: Schon als Kind hat sie ihre Barbie-Puppen mit dem Miniaturkran in der Wohnung herumgehoben.

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