Ministerin Aigner setzt auf Erlanger Wissens-Plattformen

1.12.2015, 15:00 Uhr
Ministerin Aigner setzt auf Erlanger Wissens-Plattformen

© Millian

Im Gespräch mit den Wirtschafts- und Wissenschaftsvertretern erklärte Aigner, sie habe den Vorstandsvorsitzenden des Vereins Medical Valley Nürnberg (MVN), Prof. Erich Reinhard, um die Koordinierung der Plattform-Gründungen gebeten. Diese Plattformen sollten die Cluster–Bildung bei den Themen Digitale Medizin und Gesundheit – heute bereits das Thema des Erlanger Zentrums –, bei der Vernetzten Mobilität, bei der „grünen“ Energietechnik, der Industrie 4.0, der Datensicherheit und der Bildung und des Wissenserwerbs fördern und stärken.

Erlangens Alt-Oberbürgermeister Siegfried Balleis, dem die Ministerin ausdrücklich für seine Verdienste um die politische Unterstützung bei der Entwicklung des Medizintechnik-Clusters in Erlangen dankte, hatte in der Diskussion gefordert, durch einen vom Staat getragenen Aufbau von Innovationsstrukturen für die Entwicklung „intelligenter“ Autos zu verhindern, dass die USA – Stichwort Google-Car – dem Automobilstandort Deutschland auf- und davonfahren. Ein neuer Cluster für vernetzte Mobilität, so Aigner, werde Bayerns Antwort auf diese Herausforderung sein.

Die Wirtschaftsministerin hatte eingangs des Wirtschaftsgesprächs von der „bundesweiten Strahlkraft“ des Erlanger Medizintechnik-Clusters und von einem „beeindruckenden Netzwerk“ von 180 Mitgliedsunternehmen und 16 000 Arbeitsplätzen im neuen Sektor gesprochen. Hohe Umsatzsteigerungen bei den Unternehmen seien vor allem im Ausland zu verzeichnen, auch die Zunahme der Arbeitsplätze sei beachtlich.

Die Cluster-Bildung schlägt sich auch in der Hochschule selbst nieder, wie Ilse Aigner anmerkte. Zwei neue Lehrstühle im Bereich digitale Medizin seien auch eine staatliche Vorleistung – offenbar mit Wirkung, wie Uni-Präsident Joachim Hornegger anmerkte. Erlangen finde in Sachen Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Medizin weltweite Beachtung und müsse sich auch vor amerikanischen Spitzen-Universitäten nicht verstecken.

Probleme hingegen räumte Aigner beim Thema Unternehmensgründungen ein. Erlangens OB Florian Janik hatte eine zu niedrige Quote bei Ausgründungen beklagt – offenbar eine Folge von Finanzierungsproblemen und Mangel an Risikobereitschaft. Auch MVN-Vorsitzender Erich Reinhardt sagte, das Ausgründungspotential sei viel größer als die tatsächliche Zahl der Firmengründungen. Das liege auch an einer fehlenden „Kultur des Scheiterns“ wie Ministerin Aigner sagte, „es darf kein Makel sein, wenn ein junges Unternehmen scheitert, es muss vielmehr zu einer zweiten Chance führen“.

Der MVN-Vorsitzende nahm Aigners Anwesenheit – sie war vorher als Bundes-Verbraucherschutzministerin auch für den Datenschutz zuständig – zum Anlass, die „Innovationsbarriere Datenschutz“ zu beklagen. Wenn Patienten Daten für Studien zur Verfügung stellten, dürften deren Widerrufe nicht wie bisher zur Verstümmelung der Studien führen.

Harmonischer verliefen Besuche der Ministerin bei drei jungen Firmen im Innovations- und Gründerzentrum (IZMP) in der Henkestraße. Bei der Firma ece ließ sie sich ein innovatives Endoskopie-Steuerungssystem vorführen, mit dem stark verbesserte Ergebnisse bei der Darm-Endoskopie und -Biopsie erzielt werden können. Einen guten Markt-Start hatte offenbar auch die Firma Cerbomed, die mit einem Impulsgeber gegen Migräne und – in veränderter Anwendung – gegen Epilepsie reüssiert und bei ersten klinischen Studien gute Ergebnisse vorweisen kann.

Bereits öffentlich bekannt ist das Unternehmen Advanova, das mit seinem Projekt „VMobil“ die erste vollständig elektronische Patientenkurve für mobile Endgeräte wie etwa Tablets entwickelt hat und unlängst den mit 10 000 Euro dotierten Gründerpreis der IHK Nürnberg gewonnen hat. Advanova-Geschäftsführer Bastian Bleisinger beklagte gegenüber der Ministerin allerdings Behinderungen bei der Markteinführung durch Monopolisten auf dem Gebiet der Krankenhaus-Infosysteme, die die Entwicklung wichtiger Schnittstellen für die „VMobil“-Programme verhinderten.

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