Mit Batterien hoch über den Wolken von Erlangen

24.9.2017, 07:00 Uhr
Mit Batterien hoch über den Wolken von Erlangen

© Micha Schneider

Ein roter Pkw war es, der den Start am Flugplatz Hetzleser Berg noch kurz verzögert hatte. Frank Anton nimmt es gelassen. Ein kurzer Funkkontakt zum Tower, keine zwanzig Sekunden später hebt die "Magnus eFusion" ab. Vor dem Start hatte Anton noch auf ein kleines Schildchen im Zweisitzer aufmerksam gemacht. "Dies ist ein Versuchsflugzeug und entspricht nicht den ICAO und EASA Sicherheitsvorschriften für Flugzeuge." Nein, hier ist gerade bestimmt kein klassisches Passagierflugzeug abgehoben. Die eFusion ist ein elektrisch angetriebener Zweisitzer. Siemens hat sie gemeinsam mit der ungarischen Firma Magnus Aircraft entwickelt. Elektromobilität ist also nicht nur in der Automobilbranche ein großes Thema. Für die Straße versuchen sich derzeit vor allem auch kleinere Start-ups, wie beispielsweise "eGo mobile" aus Aachen an der Produktion eines kostengünstigen Elektrofahrzeugs. Aber nicht nur in der Automobilbranche gibt es Pioniere.

Frank Anton, Leiter des Aircraft-Teams bei Siemens, gehört sicherlich auch dazu. Und deshalb erzählt er, hoch oben in der Luft von seinem Antrieb, von seinen Ideen und seinen Zukunftsplänen. "Der Erstflug der eFusion ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der elektrischen Luftfahrt", sagt Anton. 2010 habe man angefangen mit Airbus und Siemens über elektrische Antriebe für die Luftfahrzeuge zu diskutieren. Seitdem ist Siemens dabei diese zu entwickeln. Vor einem Jahr gab es nun eine Zusammenarbeit zwischen Siemens und Airbus um Antriebe für große Flugzeuge zu entwickeln. Siemens versucht nun mit der batteriebetriebenen eFusion in der Luftfahrt eine Nische zu finden. Denn 30 Minuten – so lange hält die Batterie – eignen sich natürlich nicht für Langstreckenflüge. Anton will diesen Flieger deshalb vor allem beim Pilotentraining einsetzen. "Es kann als Trainingsflugzeug benutzt werden. Dort dominiert in der ersten Zeit das Start-und Landetraining. Nach einer halben Stunde gönnt man dem Flugschüler eine Pause. In der Zeit kann man die Batterien wechseln", sagt Anton. Doch damit keine Missverständnisse entstehen: "Die dominierende Anwendung in der Zukunft wird der hybrid-elektrische Antrieb sein und nicht der Batterieantrieb. Wir glauben nicht, dass man rein aus Batterien Flüge mit großen Reichweiten darstellen kann" , sagt Anton. Um diese Elektroantriebe für kleine Flugzeuge und für große Passagiermaschinen zu entwickeln und zu erproben, laufen Kooperationen mit verschiedenen Partnern wie Airbus – und eben der ungarischen Firma Magnus Aircraft. Die eFusion dient also auch zu Testzwecken. "Es ist wichtig, im Kleinen zu lernen.

Die ersten Schritte mit kleinen Flugzeugen zu tun und Erfahrungen zu sammeln. Genau das machen wir hier." Siemens arbeitet aber weiter an einem hybrid-elektrischen Antrieb. Den das Ziel ist die Entwicklung von größeren Flugzeugen. Und groß heißt: 50-Sitzer mit einer Distanz von 1000 Kilometern. Auch wegen der Zertifizierung hierfür müssen vorab mit Fliegern, wie der eFusion die ersten Schritte in der elektrischen Luftfahrt gemacht werden. Morgen wird sie erstmals in Deutschland im Rahmen des Flugplatzfestes am Hetzleser Berg zu sehen sein. "Hier ist der Flieger auch erstmals an seinem gedanklichen Ursprungsort", sagt Anton. Dann setzt er zur Landung an. Das nächste Kamerateam wartet. Aus Holland.

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