Mit großer innerer Anteilnahme

6.2.2019, 18:41 Uhr

1788, ein Jahr Ausbruch der Französischen Revolution, schuf Mozart drei meisterhafte Symphonien, die viele Komponisten im folgenden 19. Jahrhundert bei ihrer Arbeit inspiriert haben. Zwei dieser genialen Werke präsentierten die Bamberger Symphoniker unter Leitung ihres Chefdirigenten Jakub Hrusa in der Ladeshalle. Außerdem erklang das virtuose und zugleich empfindsame Violinkonzert in e-Moll op.64 des Romantikers Mendelssohn, der auch Mozart als Vorbild betrachtete.

Zuerst jedoch die düstere, weltberühmte, in unzähligen Tonaufnahmen existierende g-Moll-Symphonie KV 550 unseres Wiener Klassikers. Sie wurde von den gut disponierten Symphonikern mit ihrem inzwischen, auch international gefeierten Dirigenten auf souveräne Weise, sehr energisch dargeboten. Das Orchester spielte das, womöglich aus Mozarts verzweifelter Lebenssituation herrührende, auch vom Vorbild Haydn beeinflusste Werk bereits im unruhig-erregenden Molto Allegro der Exposition voller Emphase, präzis und gefühlvoll. Die Bläser-Fraktion des Orchesters, die in beiden Symphonien dominierte, vermittelte den Eindruck, dass der Komponist seine musikalische Botschaft machtvoll und aufrüttelnd vermitteln wollte.

Hrsua, ein sehr konzentriert agierender Dirigent, verstand es, seine "Bamberger" so zu motivieren, dass sie die emotionalen Bereiche in den vier Sätzen und die vom Komponisten musikalisch verarbeiteten Probleme engagiert, kompetent und mit großer innerer Anteilnahme darbieten konnten.

Für den Freund Ferdinand David komponierte Mendelssohn fast sechzig Jahre später sein e-Moll Violinkonzert, das aufgrund der poetischen, liedhaften Melodik und auch wegen seiner raffinierten spielerischen Finessen in den drei Sätzen zu einem Publikumsrenner avancierte.

Technisch verzügliches Spiel

Begleitet vom Orchester gelang es dem jungen Solisten Serge Zimmermann — Sohn des in Erlangen bestens bekannten Virtuosen Frank Peter Zimmermann — im Zusammenspiel mit den Musikern die subtilen Stimmungsschwankungen und expressiven Ausbrüche dieses Werkes in seiner Interpreation eindrucksvoll und gekonnt zu vermitteln. Ausdrucksstark und in seinem technisch vorzüglichen Spiel verstand es dieser junge, aufstrebende Virtuose auf seinem Prachtinstument aus dem Jahr 1839 Mendelssohns Musik, die zwischen Gefühlsausbrüchen und nach innen gekehrter Melodik variierte, so zu präsentieren, dass die ineinander verflochtenen Sätze vom Publikum mit Riesenbeifall aufgenommen wurden. Nicht umsonst haben Verehrer die grandiose C-Symphonie Nr. 41, KV 551 von Mozart mit dem göttlichen Attribut "Jupiter" versehen, denn dieses olympische, vor Temperament sprühende Werk stellt den Höhepunkt seines symphonischen Schaffens im Bereich der Instrumentalmusik dar, dessen Faszination bis heute ungebrochen ist.

Diese festlich-strahlend helle Symphonie kontrastiert in allen vier Sätzen mit der düster-dunklen das Konzert einleitenden g-Moll-Symphonie von Mozart, die als grandioses musikalisches Dokument seiner Befreiung von der persönlichen Tristesse verstanden werden kann. Dem sehr motiviert, energisch aufspielenden Orchester gelang es, die stimmungsvolle, geradezu euphorische Botschaft der Jupiter-Symphonie mit ihrer aufreizenden Rhythmik den Zuhörer sehr pointiert und vor allem kraftvoll nahe zu bringen. Die in den vier Sätzen thematisierten kontrastreichen Passagen vermittelten Hruba und seine Symphoniker -vor allem die Streicher- dem Publikum, ausdrucksstark, aber auch einfühlsam.

Im sprühend-triumphalen Finale mit seiner gigantischen Coda, in der Mozart alle Themen der vorangegangenen Sätze komprimierte, unterstrichen die Musiker ihre gestalterischen Qualitäten bei ihrer Interpretation dieses Meisterwerkes. Die Jupiter-Symphonie hat, was ihre kompositorische Struktur und ihren Einfallsreichtum anbelangt, Auswirkungen auf die Instrumentalmusik folgender Generationen.

Die Bamberger Symphoniker bewiesen wieder, über welche spielerischen Fähigkeiten sie sowohl bei ihrer Gestaltung von Mozarts Symphonie, aber auch als Begleiter für Instrumentalkonzerte besitzen. Das Erlanger Publikum honorierte ihr engagiertes, kompetentes Musizieren und die Art, wie sie die Werke des Klassikers Wolfgang Amadeus Mozart und des Romantikers Felix Menderssohn-Bartholdy präsentierten, mit großem Beifall.

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