Mo Asumang diskutiert in Erlangen über "Die Arier"

18.10.2017, 11:30 Uhr
Mo Asumang diskutiert in Erlangen über

Einen Flirt auf einer Nazidemonstration soll es ja vielleicht schon einmal gegeben haben, auch wenn man wohl primär nicht deswegen auf eine solche Veranstaltung geht. Kurios wird die Szene aber spätestens dann, wenn eine dunkelhäutige Frau auf einer solchen Nazidemonstration einen Flirt startet – Mo Asumang hat dort tatsächlich mal so ein bisschen geflirtet. Für ihren Dokumentarfilm "Die Arier". "Seine Lippen haben dann immer so gebebt, weil eigentlich wollte er ja lächeln, aber er durfte nicht", berichtet die Schauspielerin den Schülern der zwölften Klassen Sozialwesen an der FOS.

Asumang, bekannt aus Filmen wie Roman Polanskis "The Ghostwriter", war einst die erste afrodeutsche TV-Moderatorin. Für ihren 2014 erschienenen Dokumentarfilm "Die Arier", den sie mit Schülern im Rahmen eines Projekttages an der Technikerschule angeschaut und im Anschluss darüber diskutiert hatte, war sie aber nicht nur auf einer Nazidemonstration.

In ihrem Film geht sie dem Begriff der Arier nach. "Ich dachte mir: Adolf Hitler war doch auch nicht blond. Also was sind denn überhaupt Arier? Der nächste Schritt musste sein, zu den echten Ariern zu gehen." Auf ihrer persönlichen Reise versuchte sie herauszufinden, was hinter dem Begriff des "Herrenmenschen" steckt – sie reiste zu den wahren Ariern in den Iran. Die echten Arier waren ein zentralasiatisches Hirtenvolk. "Es ist schlimm, wie das Wort missbraucht wird", sagt ein Iraner. "Wir Arier denken, Hitler ist verrückt", meint ein anderer. Auch zu den weltweit berüchtigten Rassisten des Ku-Klux-Klan reiste sie. Vermutlich auch deswegen war die erste Frage aus den Reihen der Schüler, die nach der Angst: "Natürlich hatte ich die", sagt Asumang und ergänzt: "Das ist ein langer Prozess gewesen, die zu überwinden".

Fast beiläufig erwähnt sie noch, dass auf dem Rücksitz des Autos der Leute vom Ku-Klux–Klan zwei Maschinenpistolen lagen. Trotzdem war sie überraschend lässig, stellte Fragen statt zu verurteilen. "Sind Sie glücklich?", war zum Beispiel eine, oder "Jesus liebt doch auch Schwarze, oder?". "Da wackelte dann nur so seine Mütze", sagt Asumang im Anschluss zu der Szene. Die Schüler kicherten. Lustig war diese Reise für sie aber trotzdem nicht.

Einer der Pseudo-Arier erklärte ihr beispielsweise, dass Asumangs ghanaischer Vater, "ein Genentführer" sei. "Sie wollen einen mit solchen Aussagen aus der Balance bringen", sagt Asumang, "aber wenn man ihnen mit Wut entgegnet, lachen sie sich ins Fäustchen".

Ein Erlebnis diente letztlich als Beleg: Sie traf einen Ex-Nazi, der ausgestiegen war. Warum? Auf der Straße sei ihm ein 15-Jähriges Mädchen begegnet. Ohne Vorwürfe, ohne Abscheu. Sie sah ihn nur an und fragte: "Hey, warum bist du denn Nazi?"

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