Nachhaltigkeitstag in Erlangen: Wenn Müll nicht mehr Müll ist

23.9.2018, 18:00 Uhr
Nachhaltigkeitstag in Erlangen: Wenn Müll nicht mehr Müll ist

© Harald Sippel

"Wenn jeder sich nur einen Punkt vornimmt, bei dem er die Auswirkungen auf die Umwelt mehr als bislang berücksichtigt, lässt sich in der Summe dadurch Großes bewirken", erläuterte Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens, die selbst erstaunt war, welch originelle und sinnvolle Ideen sich bei der näheren Beschäftigung mit diesem Thema entwickeln: "Schnell bekommt man richtig Spaß an einem bewussteren Leben, von dem schließlich unsere Zukunft abhängt."

Wie beispielsweise Abfall die Kreativität fördern kann, macht das Schwarmkunst-Projekt von Kerstin Schulz deutlich. In gefrorenen Mülltonnen hatte sie — wie im Vorfeld berichtet — Gegenstände verpackt, die oft achtlos weggeworfen werden: Fahrradschläuche, Stifte, Pappbecher, Trinkflaschen und, nach hoffentlich gründlichem Studium, auch alte Zeitungen.

Die Passanten griffen eifrig zum Pickel, um das Eis aufzuhämmern. Notfalls wurde auch mit einem Messer oder einer Gabel nachgeholfen.

Dicht umlagert war gleichfalls der Werkstattwagen der "Arche Erlangen". Diesen können Vereine, Verbänden und Schulen ausleihen, um sich handwerklich zu betätigen. 

"Mit dem richtigen Werkzeug bereitet es viel Freude, Dinge zu reparieren oder neu schaffen", hob Helmut Wening hervor, der den Wagen betreut und ihn individuell je nach Bedarf mit Sägen, Bohrern, Schraubenschlüsseln und vielem mehr ausstattet. Auch Wening hält erst einmal inne, bevor er etwas in die Tonne schmeißt. Aus einem Getränkekarton faltete er lieber eine Geldbörse, in der sich umweltfreundlich Scheine und Münzen aufbewahren lassen.

Nicht weit entfernt vom Werkstattwagen war ein nachhaltiges Mitmachhaus aufgebaut. Hier konnten sich die Besucher inspirieren lassen, wie sie sich in der eigenen Wohnung einschließlich der Küche verstärkt um Nachhaltigkeit kümmern können. Selbst im Garten angebautes Gemüse oder Kräuter vom eigenen Balkon schmecken ohnehin am besten.

An verschiedenen Ständen erhielten Interessierte Informationen unter anderem über regenerative Energien, Elektromobilität, effiziente Haustechnik, gesunde Lebensmittel, Sportangebote, Tauschbörsen und regionale Produkte. Bei Kostproben von knusprigem Bauernbrot, Löwenzahngelee oder Aprikosen-Senf-Aufstrich kam auch der Gaumen nicht zu kurz.

Leider ziemlich erfolgreich war eine Joggingtour der besonderen Art, zu der sich die Plogging-Gruppe aufgemacht hatte. Links und rechts des Wegs stießen die Teilnehmer auf illegal Entsorgtes: einen zerschlissenen Teppich, leere und halbvolle Weinflaschen, eine zerbeulte Radabdeckung und erwartungsgemäß reichlich Coffee-to-go-Becher. Gottfried Heidrich, einer der Organisatoren der Nachhaltigkeitstage, lobte nicht nur den Einsatz, sondern betonte auch: "Die Fundstücke werden jetzt natürlich sauber getrennt und zur Wiederverwertung gebracht." Die Erlanger Herzensbäume führten hinter das Schloss in den Park, wo der Betrieb für Stadtgrün. Abfallwirtschaft und Straßenreinigung alias EB77 seine Arbeit vorstellte. Auszubildende legten ein Areal mit Muschelkalksteinen, Rollrasen, einem Mosaik, Eichenschwellen und Robinien-Sitzhockern an.

Hoch hinaus im Schlosspark

Das Team um Gerald Semlinger und Dieter Reichelsdörfer lud zu einem Quiz ein, bei dem heimische Bäume anhand von Querschnitten zu erraten waren. Die Gewinner konnten sich mit dem Hubsteiger 26 Meter in die Luft heben lassen und einer Platane von oben auf die Krone sehen.

Wirklich funktionierende Nachhaltigkeit basiert auf Wissenschaft. Und diese muss keineswegs trocken sein und sich auf "graue Theorie" beschränken. 

Beim Science-Slam im E-Werk verbanden die Fachleute Wissen mit Witz. Eingegangen wurde dabei auf das Recycling von Autos, Bäume in der Stadt und die Chancen, die sich durch die Zucht von Algen ergeben.

Die Nachhaltigkeitstage, bei denen unter dem Motto "Deine Stadt und Du" auf die Beteiligung der Bürger viel Wert gelegt wurde, bildeten gleichzeitig den Auftakt zur Klimaschutzwoche der Stadt und des Landkreises Erlangen-Höchstadt. Bei einer Vielzahl von Veranstaltungen wird hierbei ein Überblick gegeben, was sich alles unternehmen lässt, um der Erderwärmung entgegenzuwirken.

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