Nachwuchssegler am Dechsendorfer Weiher in Erlangen

16.5.2018, 17:30 Uhr
Nachwuchssegler am Dechsendorfer Weiher in Erlangen

© Foto: Harald Sippel

Sie wollen auf Wettbewerben oder Regatten erfolgreich sein. Im Vordergrund aber stehen der Teamgeist und natürlich beeindruckende Erfahrungen in der Natur. Die Optimus-Regattagruppe der Segelgemeinschaft Erlangen besteht aus neun Mitgliedern der Altersklasse zwischen elf und 14 Jahren. Alle sind seit mindestens einem Jahr dabei, die erfahrensten sogar schon seit fünf bis sechs Jahren.

Echte Teamarbeit und ein Adrenalinschub

So auch Noel Wagner, 13 Jahre alt. "Auf das Segeln kam ich zufällig. Durch meine Oma", erzählt er. Diese habe ihm von einem Artikel der Erlanger Nachrichten erzählt, in dem von einem Sommer-Feriencamp zum Segeln-Lernen berichtet wurde. Er meldete sich an und fand Spaß an dem Sport. So sehr, dass er mit der Begeisterung auch seine elfjährige Schwester Luna ansteckte — jetzt sind sie beide Teil der Regattagruppe.

"Was mir am meisten am Segeln gefällt, ist die Teamarbeit und der Adrenalinschub, den ich bekomme, wenn ich bei viel Wind in einem großen Gewässer mit vielen Wellen segeln kann", sagt Noel. Damit die Teilnahme an Regatten ein möglichst sicheres, aufregendes Erlebnis in der Natur sein kann, trainieren die Jugendlichen einmal wöchentlich für etwa drei Stunden.

Im Sommer verbringen sie diese Zeit fast ausschließlich auf dem Wasser, davor und danach wird der Fortschritt in der Gruppe besprochen. "Es ist am Besten, wenn die Kinder so viel wie möglich selbst ausprobieren, wo sie ziehen müssen und wie sie ihr Gewicht verlagern können, um genauso schnell voran zu kommen wie die anderen", sagt Trainer Michael Lüdke. "Bei viel Wind und hohen Wellen, wenn andere schon Angst bekämen, fängt es diesen Kindern erst so richtig an, Spaß zu machen."

Zum Segeln ist es dem Verein natürlich ein Anliegen, dass der See in einem nutzbaren Zustand gehalten wird. "Am Anfang hatte ich zwei Jahre Trockenphase, weil es wegen einem Umbau Streit mit der Stadt darum gab, ob und wann das Wasser in den See eingelassen wird", sagt Noel.

Doch auch in diesen Trockenphasen oder im Winter, wenn der Dechsendorfer Weiher zugefroren ist, trifft sich die Gruppe zum trainieren. "Der gute Segler wird im Winter gemacht", sagt Lüdke. Die Basics wie Schiffsknoten knüpfen sitzen bei den meisten Kindern bereits. Im Vordergrund der wöchentlichen Trainingseinheiten stehen strategische und theoretische Konzepte des Segelns.

Dieser Sport ist zum Teil gar nicht so einfach, wie man es sich vorstellen mag. Keineswegs treibt man nur auf dem Wasser und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Grad der körperlichen Belastung beim Segeln einer Regatta ist je nach Windstärke vergleichbar mit der Belastung bei einem Triathlon. Hoch ist dabei außerdem die Konzentrationsanforderung. Körperliche Kondition ist wichtig, um diese Konzentration aufrecht zu erhalten, deshalb beinhaltet das Training auch Ausdauertraining, zum Beispiel durch Laufen.

Außerdem werden die Jugendlichen im Bereich der Segeltaktik und Strategie unterrichtet. "Bei Älteren würde ich schon fast von Segelphysik reden", erklärt Lüdke. "Natürlich mache ich mit den Kindern hier keinen Physikunterricht. Aber es ist wichtig, zu verstehen, was wie warum bei welchen Handgriffen mit dem Boot und mit ihnen passiert."

Zu Übungszwecken wird zum Beispiel eines der Boote ins Vereinsgebäude gebracht und aufgebaut. Noels Rekord zum zusammenstecken des Segels liegt bei beeindruckenden drei Minuten. Die Boote oder Jollen, die von den Jugendlichen verwendet werden, sind sogenannte Optimisten-Jollen — oft kurz Opti genannt. Mit einer Länge von 2,43 Metern und 1,30 Meter Breite sind sie die kleinsten Jollen.

Das weltweit in hohen Stückzahlen verbreitete Segelboot führt nur ein Segel und dient neben Freizeitzwecken als Einstiegsklasse für den Regattasport. Für die Ausbildung ist es sehr gut geeignet. "Optimist ist mit das praktischste Boot überhaupt", schwärmt Noel. Zudem bietet es den Jugendlichen viel Sicherheit, wenn sie bei sturmartigem Wind und hohen Wellen Regatten segeln.

Taktik, Strategie und auch ein wenig Physik

Verglichen mit dem Starnberger See oder dem Ammersee ist die Erlanger Segelgemeinschaft am Dechsendorfer Weiher einer der Segelclubs in Bayern mit dem kleinsten Revier. Nichtsdestotrotz sind die Erlanger Nachwuchssegler in Wettkämpfen bundesweit relativ erfolgreich. Die Segelgemeinschaft Erlangen ist der einzige Verein Nordbayerns, der drei Segler in der höchsten Klasse, der Bundesliga, hat, die für die Optimistenklasse A qualifiziert sind. Eine Reihe von anderen sind kurz vor einer Qualifikation.

Noel Wagner zum Beispiel ist regelmäßig auf nationalen und internationalen Regatten auf den großen Seen mit dabei: Im vergangenen Jahr trat er fast jedes zweite Wochenende am Gardasee oder in Italien an. Je nach Punktestand bei der Deutschen Meisterschaft hofft er auf seine Teilnahme an den Europameisterschaften. Sein nächster großer Wettkampf, der "Goldene Opti", findet Ende Mai in Slowenien statt.

Seine Familie unterstützt ihn sehr bei der Verfolgung seiner sportlichen Ziele: Viele Wochenenden verbrachte er mit seinem Vater, seiner Schwester und mit Freunden auf den Regatten. Mit seiner Schwester will er in Zukunft im Geschwister-Duo antreten. Trotz allen Erfolgen ist das Regattasegeln nur Mittel zum Zweck. "Es geht nicht in erster Linie darum, Trophäen und Platzierungen zu gewinnen, sondern darum, gut segeln zu lernen", stellt Lüdke klar. Und das geht ja auch auf dem Dechsendorfer Weiher ganz gut.

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