„Nah und Gut“ in Eckental schließt seine Türen

21.11.2014, 18:00 Uhr
„Nah und Gut“ in Eckental schließt seine Türen

© Foto: Isabel Krieger

Anders als in Eckenhaid, wo kurz nach der Schließung des Vollsortimenters 2013 der Dorfladen entstand, steht hinter der Zukunft der Nahversorgung von Forth ein Fragezeichen.

Die Situation an diesem Vormittag ist symptomatisch: Leere Parkplätze, nur ab und an rollt ein Wagen auf das Gelände der „Nah und Gut“ Filiale in Forth. Eine Hand voll Kunden verliert sich im Laden, was sie einkaufen, passt bei den meisten unter den Arm. Erst im Frühjahr hatte Wolfgang Louzil die Filiale von der Edeka-Zentrale übernommen. Dem Kaufmann gehören sechs Märkte in der Region, darunter das vor drei Jahren neu eröffnete E-Center im Gewerbegebiet Eschenau.

Dass Louzil die „Nah- und Gut Filiale“ in Forth betrieb, war eine Vertragsklausel. Beim Bürgerentscheid für das Eschenauer Gewerbegebiet hatten SPD und Freie Wähler damals mit großer Mehrheit durchgesetzt, dass sich nur ein Handelsunternehmen dort ansiedeln darf, das gleichzeitig den Supermarkt in Forth übernimmt. Der war nach dem Wegzug der Norma schon einmal leer gestanden. Mit dem Entscheid wollten die Verantwortlichen der Verödung des Eckentaler Gemeindeteils mit gut 3000 Einwohnern entgegenwirken.

Bürgermeisterin Ilse Dölle, damals ebenfalls federführend am Bürgerentscheid, bemühte sich in den letzten Monaten noch einmal vergebens um das Überleben des defizitären Marktes. Dölle wollte gemeinsam mit den Forther Vereinen eine Rettungsaktion starten. Sie sei danach ernüchtert gewesen, sagt die Rathauschefin. „Es kamen kaum Reaktionen“.

Für Betreiber Wolfgang Louzil war die „Nah- und Gut“ Filiale indes wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Zwar habe man das Defizit seit der Übernahme im Februar verringern können. „Doch wenn nur eingekauft wird, was anderswo vergessen wurde, trägt das einen Markt nicht“, sagt der Unternehmer. Er habe eigentlich gehofft und geglaubt, dass es anders käme. Seit dem Frühjahr habe man personell einiges getan und auch das Sortiment der Filiale überarbeitet. „Aber es hat sich nicht gerechnet, wir konnten die Verluste nicht auffangen“. Auch die Investition in eine Frischtheke sei kalkuliert worden. 300 000 bis 400 000 Euro hätte das gekostet. „Das hätten wir nicht reingeholt“. Zudem hätte man dann den örtlichen Metzgern Konkurrenz gemacht. „Am Ende hätte noch einer schließen müssen“. Die vier Mitarbeiterinnen des Nah und Gut in Forth bringt Louzil nun in seinen anderen Märkten unter.

Warum lief der Supermarkt in Forth so schlecht, obwohl er der einzige im Ort war? Vor allem die Lage ist ein Thema. Die Parkplätze waren begrenzt, die Zu- und Abfahrt an der dicht befahrenen Kreuzung nach Frohnhof, so bekam Louzil oft als Feedback, scheuten vor allem Senioren, „die hatten Angst, nicht mehr rauszukommen“. Mit ein Grund, warum die Rewe-Group den Standort negativ bewertet. Gerüchteweise will Rossmann jetzt in das Gebäude einziehen.

Auch bei Rewe war die Wirtschaftlichkeit des 2000 in Eschenau eröffneten Standortes, der nur einen Steinwurf vom neuen großen E-Center entfernt liegt, ein Thema. Dass die Nähe des neuen Vollsortimenters für die Schließung mit ausschlaggebend war, verhehlt man nicht. Zudem hätten Investitionen unter anderem in Brandschutz angestanden. Details will man bei der Zentrale nicht nennen. Klar ist aber, dass die Größe des Marktes eine Rolle spielte: Märkte mit 700 bis 900 Quadratmetern Verkaufsfläche sind heute problematisch. Rewe lag innerhalb dieser Grenze mit dem Standort. Eine Erweiterung war nicht möglich, da innerorts nur bestimmte Größen von Märkten zulässig sind. Wolfgang Louzil kann das veränderte Konsumverhalten an seinen Märkten festmachen: mit 20 000 Artikeln im E-Center zu 7000 Artikeln im Nah- und Gut sei der Unterschied klar. „In Eschenau können wir Bio, laktosefreie Lebensmittel und vieles mehr anbieten.“ All das erwarte der Kunde heute.

Die Senioren trifft die Schließung des Marktes in Forth nun am meisten. Immerhin gibt es eine kleine Bürgerbewegung, an der sich auch Louzil beteiligt: Die neu gegründete Nachbarschaftshilfe Eckental will unter Federführung des VdK einen ehrenamtlichen Fahrdienst anbieten und ältere Forther zum Einkaufen nach Eschenau oder auch mal zum Arzt fahren. Das Fahrzeug sponsert Edeka. Ob das Angebot angenommen wird, wird sich zeigen.

Bestehen Chancen auf die Ansiedelung eines neuen Supermarktes in Forth? „Ich bin sehr daran interessiert und werde mich einsetzen, dass wir eine Lösung bekommen“, sagt Dölle.

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