Neue alte Heimat für Erlangens Skateboarder

3.7.2015, 12:00 Uhr
Neue alte Heimat für Erlangens Skateboarder

© Harald Sippel

„China Bank mit Curb“, „New School Wallride mit Plattform“ und ähnliche Namen stehen auf einer Liste, die die Ausstattungsergänzung des Skateparks beschreibt. „Das ist etwas Neues, das eine lange Vorgeschichte hat“, sagte Dietmar Radde vom Spielplatzbüro der Stadt bei der offiziellen Wiedereröffnung des Skateparks unter der Hochstraße.

Über die Wünsche der Skateinitiative war in der Tat lang diskutiert worden, nachdem sie in der Stadtjugendring-Aktion „Dein Viertel unter der Lupe“ vor drei Jahren an die Stadt herangetragen worden waren. Damals drehten die Skater ein Video über ihren Park, in dem sie auf dessen gelegentlich starke Verschmutzung hinwiesen — ein Problem, das durch vierteljährliche städtische Reinigungsaktionen inzwischen behoben wurde. Und sie verdeutlichten, dass zusätzliche Skatehindernisse den Sport noch attraktiver machen würden. Als Patin der Skater wurde Birgitt Aßmus — damals noch Sportbürgermeisterin — gewonnen.

Aßmus (CSU) war, ebenso wie die SPD-Stadträtin Birgit Hartwig, zugegen, als Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens die erweiterte Anlage wieder freigab. Ihre drei Kinder seien hier schon gefahren, sagte diese, und das Coole an dem Standort sei, dass sich direkt daneben der Jugendclub Omega befinde und dass es unter der Hochstraße trocken und auch nachts hell sei.

30 000 Euro hat die zusätzliche Ausstattung gekostet, die den Skatern nun ganz neue Fahrmöglichkeiten eröffnet. Beim Skate Contest kann sie sich am Wochenende gleich bewähren. „Da sind massenhaft Leute, es ist total laut und die jungen Leute sind begeistert“, fasst Gabriella Sand, Leiterin der offenen Jugendsozialarbeit der Stadt, das Event kurz zusammen.

Seit über zehn Jahren zieht der Erlanger Park bereits Skater aus der gesamten Region an. Der Platz, der früher als Parkplatz genutzt wurde, war für die Sportler allerdings schon vorher attraktiv — nachts, wenn kaum Autos da standen. Anfangs hatten sie noch ihre eigenen transportablen Hindernisse dabei.

Dann brachten sie ihre Vorschläge ein bei der Entwicklung des Parkes, der sich dadurch auszeichnet, dass er nicht nur am Schreibtisch entstand, sondern auf die tatsächlichen Bedürfnisse ausgerichtet ist.

Martin Au ist seit zehn Jahren regelmäßig hier vertreten. „Ich bin alle zwei Tage da“, sagt der 22-jährige Student. „Viele von uns sehen das nicht als Sport an, sondern als Leidenschaft.“ Langweilig werde das Skaten nie — bei schätzungsweise 500 Variationen von Sprüngen mit genauso vielen Trick-Namen.

„Muss ich den Körper anders bewegen, muss ich die Füße anders stellen?“ Das sind Überlegungen, bei denen die Skater sich untereinander beraten und Hilfestellung leisten.

Halsbrecherisch sieht es für Außenstehende aus, wenn die Skater mit ihren Brettern auf oder über die Beton-Hindernisse springen, sich dabei vielleicht auch noch in der Luft drehen. „Die Verletzungsgefahr ist nicht größer als beispielsweise beim Fußball“ beteuert Maximilian Hecht. Der 27-Jährige, der als Pädagoge im offenen Jugendtreff in Büchenbach arbeitet, ist passionierter Skater und seit Jahren unter der Hochstraße anzutreffen. „Das Schöne ist, dass immer was los ist“, sagt er.

Seine Passion hat Hecht in seiner Masterarbeit zum Thema gemacht. Dabei ging es auch um den Zwiespalt, wie man erwachsen werden und trotzdem Skater bleiben kann.

Das Hauptproblem könnte sein, dass Skaten viel Zeit in Anspruch nimmt — und dass man das dann irgendwann mit der Arbeit und einer Beziehung oder eigenen Familie in Einklang bringen muss. Obwohl auch das nicht unbedingt ein Problem sein muss. Denn heutzutage ist zu beobachten, dass die einstige Trendsportart Heranwachsender auch schon mal von Vätern gemeinsam mit ihren Söhnen ausgeübt wird.

Der 20. Skate Contest im Skatepark unter der Hochstraße findet am Samstag, 4. Juli, und Sonntag, 5. Juli, jeweils ab 13 Uhr statt. Anmeldung ist am Samstag ab elf Uhr möglich.

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