"Neuer" Friedhof in Kalchreuth ist 90 Jahre alt

15.11.2018, 18:00 Uhr

© Ernst Bayerlein

"Begünstigt durch eine gute Herbstwitterung schritten die Bauarbeiten zum neuen Friedhof und der Leichenhalle durch die ausführende Firma, Zimmermeister Michelzöbelein & Eck, schnell voran", heißt es in einem alten Zeitungsbericht. Vor Jahr und Tag wurde die Errichtung eines neuen Friedhofes durch die beiden politischen Gemeinden Kalchreuth und Röckenhof beschlossen, nachdem der alte Kirchhof in dieser Hinsicht nicht mehr genügte. Seitens des Bezirksamtes Erlangen wurde die Angelegenheit in die Hände genommen und weiter betrieben. Die Planfertigung erfolgte durch den Bezirksbaumeister Kendel, der auch die Aufsicht über die Arbeiten hatte. "Weithin leuchtet der schmucke Bau der Halle in die Täler, anscheinend freundlich grüßend, die doch so traurigen Zwecken dient", heißt es im Bericht weiter.

Beeindruckende Einweihung

Die Weihefeier war von erhebendem Eindruck. Um zwei Uhr nachmittags versammelte sich die Einwohnerschaft im alten Friedhof, wo Pfarrer Carl Reissinger nach dem Gesang eines Schülerchores einige Abschiedsworte sprach. Unter Glockengeläut bewegte sich der Zug, dem sämtliche Vereine, die Lehrerschaft mit der Schuljugend, die Gemeinderäte und eine Anzahl geladener Gäste beiwohnten, zur neuen Ruhestätte.

Den Weiheakt vollzog der Ortsgeistliche mit einer bewegenden Rede, Kinder- und Vereinsgesänge wechselten sich ab. Ansprachen hielten Bürgermeister Friedrich Wittigschlager, der den Dank an die Behörden, Meister und Arbeiter zum Ausdruck brachte. Der Vorstand des Bezirksamtes (heute Landratsamt) Oberregierungsrat Redenbacher, schilderte die Vorarbeiten bis zur Vollendung, wobei er den Weitblick der Gemeinden rühmte, die etwas Ganzes und Schönes für ferne Zeiten geschaffen habe. Zum Schluss spielte die Kalchreuther Musikkapelle "Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?" Die Gesamtanlage einschließlich der Grunderwerbskosten kam auf über 40 000 Mark zu stehen. Vom damaligen Eschenauer Arzt Dr. Leich wurde ein künstlerisch gearbeitetes Holzkruzifix für die Leichenhalle gestiftet, wird weiter berichtet.

Im Friedhof gibt es 410 Grabstellen, im alten Kirchhof waren es 123 Gräber, wie auf einem alten Plan zu sehen ist. Die ersten neuen Gräber wurden von der Gemeinde auf 100 Jahre vergeben, jetzt sind es noch 30 Jahre.

Im Jahre 1991 wurde der Friedhof nach Osten erweitert und es entstanden 190 weitere Familien- und 50 Einzelgräber. Als erster wurde Bürgermeister Hans Sulzer, er war ab 1966 im Amt, beigesetzt. Vier Jahre vorher spendete Agnes Butz aus Nürnberg ein Kriegerdenkmal mit den Namen der in beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten. 2007 wurde die Aussegnungshalle für 160 000 Euro erweitert und saniert und seit 2014 gibt es eine Urnenwand und Baumgräber im neuen Friedhofsteil. Im vorigen Jahr folgte noch eine Rampe für einen barrierefreien Zugang zur Aussegnungshalle.

Bereits 2015 hatte sich die Gemeinde am landesweiten Wettbewerb "Unser Friedhof – Ort der Würde, Kultur und Natur" beteiligt. Von einer Bewertungskommission wurde der Friedhof mit einem zweiten Preis gewürdigt.

Noch eine kleine Geschichte, erzählt vom langjährigen Friedhofsgärtner Georg Göttlinger: Der neue Friedhof war also seiner Bestimmung übergeben, aber der damalige Totengräber Wießner war nicht mit der Richtung der Gräber einverstanden. In den alten Friedhöfen sind nämlich die Gräber, so wie die meisten Kirchen, in Richtung Osten ausgerichtet. Er sprach deshalb den Erlanger Bezirksbaumeister Kendel darauf an und bekam als Antwort: Wießner, das müssen sie sich merken, die da drinnen liegen schauen alle nicht mehr. Bei den ersten Beerdigungen ignorierte Wießner den Plan und beerdigte die ersten Toten wie es alte Tradition war, erst einige Zeit später beugte er sich der neuen Gräber-Anordnung.

 

Am Sonntag, 18. November, um 11 Uhr findet auf dem Friedhof die Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Musikalisch umrahmt wird die Feier vom Männergesangverein 1848 und dem Posaunenchor.

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