Neuer Treffpunkt für Alleinerziehende in Erlangen

21.9.2018, 15:00 Uhr
Neuer Treffpunkt für Alleinerziehende in Erlangen

© Harald Hofmann

Eigentlich hätte alles wieder unter ein Dach gesollt: Der Verein mit seinem Beratungsangebot für Alleinerziehende, das offene Café und natürlich der Garten, in dem die Kinder spielen und die Erwachsenen sich erholen können. In dem Haus in der Günther-Scharowsky-Straße, das dem Verein bis vor wenigen Monaten zur Verfügung stand und das für den Siemens Campus weichen musste, war idealerweise alles an einem Ort. Und wurde dem Verein noch dazu vom Eigentümer, der Firma Siemens, zu einem äußerst günstigen Mietpreis überlassen.

Dann begann das große Zittern, denn zu vergleichbaren Konditionen war in Erlangen nichts zu finden. Und auch die Stadt sah keine Möglichkeit, dem Verein — den sie mit einem finanziellen Zuschuss fördert — ein neues Zuhause in städtischen Räumen zu geben.

Eine Teillösung wurde schließlich gefunden: Das Grüne S.O.f.A. — kurz für: Selbsthilfeorganisation für Alleinerziehende — darf einen Raum im Freizeithaus Dechsendorf mitnutzen. Jeweils Montag- und Freitagnachmittag und jeden ersten Sonntag im Monat, jeweils von 15 bis 18 Uhr, bietet der Verein hier offene Treffen an.

Zusätzlich hat der Verein jetzt doch noch einen eigenen Raum gefunden und angemietet: einen ehemaligen Laden in der Luitpoldstraße, der nun die zentral gelegene Anlaufstelle ist. "Die zentrale Lage, die gute Busanbindung, die sozialen Einrichtungen in der näheren Umgebung unterstützen unsere Idee der niederschwelligen Anlaufstelle", freut sich Maria Yeddes, die Geschäftsführerin des Vereins. "Wir wollen hier im Kleinen verwirklichen, was wir ursprünglich für ein ,offenes Haus‘ geplant haben."

Das Wichtigste, das weiß man im Vereinsvorstand aus langjähriger Erfahrung, sei für Alleinerziehende oder auch für Menschen, die in Trennung leben, eine gute Vernetzung. "Wer allein erzieht, braucht ein gutes Freundschaftsnetz", heißt es im neuen Flyer des Vereins. Das "Sofa" stehe Alleinerziehenden als Treffpunkt zur Verfügung, zum Kontakte knüpfen, als Infopoint. "Hier könnt ihr zum Erstgespräch vorbeischauen, eine kleine Verschnaufpause einlegen, neue Anregungen, Ideen sammeln, euch mit anderen austauschen." Von dem Standort in der Luitpoldstraße aus werden auch die Angebote und Treffen im Freizeithaus Dechsendorf und Ausflüge organisiert.

Da steht es nun also wieder: das grüne Sofa. Das Möbelstück fügt sich in den neuen Raum in der Luitpoldstraße jedenfalls gut ein. Das Originalsofa ist es allerdings nicht mehr. Innerhalb der letzten 23 Jahre — solange gibt es den Verein — ist es schon mehrfach ausgewechselt worden. Immer dann, wenn es durchgesessen war. Grün ist das heutige Sofa schon längst nicht mehr. Lediglich die Decke, die darüber ausgebreitet ist, leuchtet in der Farbe der Hoffnung.

Aber auch wenn sich das Sofa und nun auch die Räumlichkeiten geändert haben: Die Themen, um die es hier geht, sind so viel anders als früher nicht. Und das vielleicht wichtigste Thema ist für Alleinerziehende weiterhin die Randzeitenbetreuung ihrer Kinder. So sagen es die Frauen, die hierher kommen. Schwierig oder auch gar nicht zu bewältigen sei es häufig, wenn sich Alleinerziehende mit all den Belastungen, die sie ohnehin schon haben, auch noch auf die Suche nach einer Kinderbetreuung zu ungewöhnlichen Zeiten machen müssen, sagt Maria Yeddes. Wer kommt beispielsweise abends zu später Stunde zum Kind nach Hause, wenn die Mutter Spätdienst hat?

Sie habe sich lange Zeit bei der Stadt dafür eingesetzt, dass für die Randzeitenbetreuung eine Koordinationsstelle geschaffen wird, sagt Maria Yeddes. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung sei es gewesen, als Betroffene über das Bündnis für Familien kleine Zuschüsse für Betreuungspersonen erhalten konnten. Das Geld dafür kam vom Sonderfonds für Kinder der Bürgerstiftung.

Der will, und das ist jetzt ganz neu, die Koordination einer Randzeitenbetreuung künftig selbst in die Hand nehmen und dafür eine Anlaufstelle einrichten (siehe Bericht nebenan). Der beim "Grünen S.O.f.A." langgehegte Traum wird wahr. Auch wenn Maria Yeddes weiterhin eigentlich Staat und Kommunen in der Pflicht sieht. "Die Alleinerziehenden-Arbeit muss eine Regelleistung werden", meint sie.

Fürs "Grüne S.O.f.A." wiederum erhofft sie auch für die Zukunft Unterstützung. Denn die Miete für den Raum in der Luitpoldstraße ist teuer. Die Daseinsängste der letzten Jahre — ganz weg sind sie auch heute nicht.

ZBürozeiten beim "Grünen S.O.f.A." in der Luitpoldstraße 15: Dienstag von 9 bis 12 Uhr, Mittwoch von 16 bis 19 Uhr, Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. Offenes Café in der Luitpoldstraße 15 mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Weitere Informationen unter Tel. (01 79) 9 38 99 71.

Wer allein erzieht, braucht

ein gutes Freundschaftsnetz

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