Neunkirchen steigt mit Trommeln und Trompeten ab

22.3.2017, 06:00 Uhr
Neunkirchen steigt mit Trommeln und Trompeten ab

© Foto: Harald Hofmann

Was die Volleyballer von dieser Bayernliga-Saison halten, sieht man schon vor dem Spiel. Da pinkelt einer noch schnell in die Büsche vor der Halle. Volleyball, Du kannst mich mal!?

Der erste Eindruck täuscht.

Kurz vor dem Anpfiff versammeln sich vier Jungs und der Wildpinkler im Foyer der Mittelschul-Halle, dann marschieren sie hinein. Die Trompete vorne weg, zwei Trommeln und vier grölende Kehlen hinterher.

Es ist ein meisterlicher Empfang für den Tabellenletzten der Bayernliga. Aufsteiger TSV Neunkirchen steht bereits als Absteiger fest, doch die kleine Bier-euphorisierte Fangruppe interessiert das nicht. "Spitzenreiter, Spitzenreiter" brüllen sie in die leere Halle — und meinen damit wohl mehr sich selbst: Denn die fünf Jungs spielen in der zweiten Mannschaft des TSV, die gerade in die Bezirksliga aufgestiegen ist.

Eine Handvoll Zuschauer ist ansonsten gekommen, um das letzte Bayernliga-Spiel gegen Memmelsdorf zu sehen. Über 5:2, 10:7 und 13:12 liegen die Hausherren vorne, doch beim 15:15 gelingt den Gästen der Ausgleich. Dann ziehen die Oberfranken davon. "Um ein Spiel zu gewinnen, fehlt uns schon in der gesamten Saison die Konstanz", sagt Trainer Sebastian Bosch.

Das liegt vor allem, aber nicht nur, an einer Schlüsselposition im Volleyball: dem Zuspieler. Diesmal beginnt Fabian Brod, ein etatmäßiger Außenangreifer, den die Neunkirchner notgedrungen umschulten, als die beiden Stamm-Zuspieler fehlten. Vor allem der Ausfall von Olli Tschäche war für den Aufsteiger nicht zu verkraften.

"Es war eine krasse Saison"

"Es war sicher ein Schlüsselmoment", sagt der 47-jährige Tschäche. "Dadurch ist im Team viel von der Motivation flöten gegangen. Wir haben am Anfang der Saison ein paar wichtige Spiele verloren. Dann war es schwierig, wieder heranzukommen. Die Unsicherheit im Spielaufbau wurden im Laufe der Saison immer schlimmer." Nicht nur als Schlüsselspieler fehlte Tschäche. Er war auch der etatmäßige Trainer und zudem ein sehr erfahrener Spieler. "Es fehlt dann an Selbstbewusstsein."

Ohne ihn verlor Gegen Memmelsdorf ist das nicht anders. Der erste Satz geht 19:25 verloren, der zweite 21:25 und der dritte 20:25. Die Fan-Gruppe jubelt trotzdem weiter, in der Pause gibt es ein Trompeten-Solo und Freibier. Als Olli Tschäche im dritten Durchgang einen Ball zum 6:8 alleine auf den Boden blockt, ruft der Anhang: "Olli, du geile Sau."

Die Saison endet, wie sie begonnen hat. Mit einer Niederlage. Nur ein Sieg gelang in 18 Partien. "Ich selbst habe so etwas noch nie erlebt", sagt Tschäche. "Von daher war es eine völlig neue Erfahrung, dass man nicht mal hier und da einen Punkt holt. Es war eine krasse Saison." Mit einem gebührenden Abschluss. Abgestiegen mit Trommeln und Trompeten, das kann schließlich auch nicht jedes Volleyball-Team von sich behaupten.

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