Nun wird neuer Supermarkt-Standort in Forth geprüft

28.7.2017, 11:00 Uhr
Nun wird neuer Supermarkt-Standort in Forth geprüft

© Isabel Krieger

Der Dringlichkeitsantrag, den SPD, Grüne, Freie Wähler (FW) und die Unabhängigen (die sich von den Unabhängigen Bürgern Eckental abgespalten haben) in die Sitzung einbrachten, sieht die Prüfung eines neuen Standortes für einen einzelnen Vollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von rund 1600 Quadratmetern zwischen B 2 und Goethestraße vor. Bis zum Entscheid, ob sich dieses Vorhaben realisieren lässt, wird der Aufstellungsbeschluss für das Sondergebiet Einzelhandel in Forth-Süd ausgesetzt. Nach einer langen und emotional geführten Debatte stimmten 14 der 24 Gemeinderäte diesem Antrag zu.

Laut den Initiatoren gibt es für den Alternativstandort, der an der Staatsstraße von Mausgesees kommend links liegt, bereits einen möglichen Betreiber für einen Supermarkt. Nach Auskunft von Marktgemeinderat Albrecht Müller (FW) hat die Firma Tegut erneut ihr Interesse an einem Vollsortimenter in Eckental bekundet. Müller las in der Sitzung ein entsprechendes Schreiben vor, das am Mittwoch bei ihm eingegangen war. Darin zeigte sich Tegut offen für Gespräche und Varianten der Bebauung. Die Kette hatte sich bereits für den Standort in Forth-Süd interessiert, hatte aber aufgrund der Konditionen des Investors ihr Angebot wieder zurückgezogen.

Unterzeichner sehen Vorteile

Die Besitzer der Grundstücke, auf denen der Alternativstandort entstehen könnte, haben laut Marktgemeinderat Konrad Gubo (SPD), der neben Manfred Bachmayer (Grüne), Günter Fensel (Unabhängige) und Günter Rauh (FW) zu den Unterzeichnern des Dringlichkeitsantrages gehört, Gesprächsbereitschaft für einen möglichen Verkauf signalisiert.

Aus Sicht der Unterzeichner lohnt es sich, den Standort zu prüfen. Er birgt aus ihrer Sicht viele Vorteile: Zum einen sei die Fläche fußläufig genauso gut erreichbar wie Forth-Süd, zum anderen wären auch die Ortsteile Oedhof und Lillinghof in die Versorgung eingebunden. Die Verkehrsanbindung sei durch die geplante Umgehungsstraße der B 2 ebenfalls gesichert.

Noch viel mehr aber wiegt für die Unterzeichner aber die Tatsache, dass die Grundstücke dort frei sind, anders als in Forth-Süd, wo sich der Investor allinvest das Gebiet durch Optionsverträge gesichert hat. Die Gemeinde Eckental soll nun die Verhandlungen in die Hand nehmen.

Bei der namentlichen Abstimmung stimmten SPD, Grüne, FW und die beiden Unabhängigen geschlossen für den Antrag. Von der CSU schlossen sich Jochen Engelhardt und Gerhard Wölfel an. Wölfel hatte in der Vergangenheit immer wieder Bedenken gegen die große Variante in Forth-Süd gehabt und betonte, er fühle sich wohler, wenn er eine Alternative prüfen könne. Gleiches sagte Michael Schölkopf von den FW, der ebenfalls für den Dringlichkeitsantrag stimmte. "Ich habe bislang geglaubt, es gibt keine Alternativen". Albrecht Müller, ebenfalls FW, und bislang Befürworter von Forth-Süd, hatte bereits im letzten Bauausschuss Bedenken wegen der Grundstückspreise angemeldet und schloss sich ebenfalls an.

Marktrat Martin Hofmann (CSU), der aufgrund persönlicher Betroffenheit, seinem Bruder gehören Grundstücke in Forth-Süd, über den Aufstellungsbeschluss nicht mit abstimmen durfte, hatte die Sitzung nach einer öffentlich verlesenen Erklärung gleich zu Beginn verlassen und stimmte somit auch nicht über den Dringlichkeitsantrag ab.

Bürgermeisterin Ilse Dölle (UBE) begleitete die Debatte sichtlich angespannt und stimmte am Ende dagegen. Der Antrag verzögere eine Lösung für Forth. Es werde dauern, bis die Alternativvariante geprüft sei. "Wir können nicht zaubern", sagte sie mit Blick auf die Verwaltung. Auch den reellen Chancen für den Alternativstandort steht Dölle skeptisch gegenüber. Tegut habe schon einmal abgesagt. "Ein Investor wird nur kommen, wenn er etwas verdient".

Mit dem Dringlichkeitsantrag am Mittwochabend erreichte die Debatte über die Nahversorgung in Forth einen neuen Höhepunkt. Seit Monaten kämpfen Befürworter und Gegner der "großen Lösung" erbittert gegeneinander. Zur Sitzung gingen über 700 Unterschriften von Befürwortern des Sondergebietes Einzelhandel in Forth-Süd ein, das neben einem Vollsortimenter, zwei Fachmärkte, weiteres Gewerbe sowie Wohnbebauung vorsah.

Über eine Online-Petition hatten im Frühjahr die Gegner mehrere Hundert Unterschriften gegen das Sondergebiet am Ortseingang von Forth gesammelt. Bei den Marktgemeinderäten sind es vor allem Bedenken, der Discounter Aldi könne von Brand weggehen und nach Forth wechseln, die dort die Kritiker auf den Plan riefen.

Neben Nachteilen für den gesamten Einzelhandel in Eckental durch eine Überversorgung mit Supermärkten, war die Tatsache, dass mit der großen Lösung in Forth der Ortsteil Brand in wenigen Jahren ohne Nahversorger dastehen könne und dort neue Probleme entstünden, für sie ein wesentliches Argument. In einem Grundsatzbeschluss hatten sich 2016 24 der 25 Räte für eine "kleine Lösung" in Forth für nur einen Vollsortimenter ausgesprochen.

Heftige Debatten

In den zum Teil heftig geführten Diskussionen der letzten Monate zeigten sich einige Bürger im persönlichen Umgang mit den Gemeinderäten offenbar nicht zimperlich, zum Teil sogar beleidigend.

Dies beklagte Markträtin Thekla Mück (SPD) zu Beginn der Sitzung in einer persönlichen Stellungnahme. Anschuldigungen und Diffamierungen in den sozialen Medien, Grabsteine und Kreuze im Ort mit dem Konterfei der Gegner, persönliche Drohungen, all das sei in den letzten Wochen passiert.

Es könne doch nicht sein, dass eine Debatte so ausufere und abgleite, sagte Mück sichtlich erregt. "Es heißt nur für Forth oder gegen Forth. Ich bin Gemeinderätin für Eckental."

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