Erlangens OB Janik: Uni-Umzugspläne sind Kompromiss

5.5.2015, 07:54 Uhr
Erlangens OB Janik: Uni-Umzugspläne sind Kompromiss

© Harald Sippel

Vor wenigen Monaten sah Florian Janik in der riesigen Umstrukturierung der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) vor allem die Vorteile. „Ein paar Tausend Studenten weniger ändern nichts an der besonderen Stimmung – zwischen dem Flair in Nürnberg und dem Flair in Erlangen liegen Welten“, kommentierte der OB im vergangenen September die angekündigte Verlagerung von Teilen der Technischen Fakultät nach Nürnberg. Der Umzug sei zwar „schmerzhaft“, sagte er damals unserer Zeitung, „doch bleibt der Schwerpunkt der Lehrstühle und Studenten auch künftig in der Stadt.“

Das sieht jetzt jedoch etwas anders aus. Nach den kürzlich präsentierten Vorstellungen zieht in den nächsten zehn, 15 Jahren mit voraussichtlich 6500 Studierenden (bislang war von 5000 die Rede) und 36 von 55 Lehrstühlen die Mehrzahl der Ingenieurswissenschaften (insbesondere Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik) vom Erlanger Südgelände in den Nürnberger Westen.

Der Standort auf dem valten AEG-Gelände werde so nicht zum „Ableger“ der FAU, sondern selbst zum „technologischen Zentrum“, verkündete der bayerische Finanzminister Markus Söder an. Im Gegenzug kommt die Lehrerausbildung aus der Regensburger Straße in Nürnberg komplett nach Erlangen.

Das Konzept, das Söder mit seinem bayerischen Kollegen, Innen- und Bauminister Joachim Herrmann (beide CSU) und der gesamten Universitätsleitung am Donnerstag in Nürnberg vorstellte, wertet die Noris auf jeden Fall auf. Und Erlangen damit gleichzeitig ab?

Auf das ganze Paket schauen

Diese Gefahr sieht der Erlanger OB (noch) nicht. Er weist im Gespräch mit unserer Redaktion — wie gehabt — zunächst auf die positiven Punkte hin: Mit dem Teil-Umzug nach Nürnberg werde die Platznot der maroden Uni-Gebäude verringert, die entstehenden Freiflächen rund um die Bismarckstraße könnten neuen Wohnraum schaffen, die Verteilung auf mehrere Universitätsstädte stärke die gesamte Region. Diese Aspekte hatte der SPD-Politiker bereits in der Vergangenheit lobend erwähnt.

Jetzt aber hängt er an diese Reihe einen Wermutstropfen an: „Klar wäre anders besser“, räumt er ein und fügt hinzu, „und ja, natürlich hätte ich mir gewünscht, dass keine oder nur kleine Teile der Technischen Fakultät nach Nürnberg gehen — aber Politik ist halt kein Wunschkonzert“. Der nun vorliegende Entwurf sei ein Kompromiss auf politischer, universitärer und auch kommunaler Ebene.

Deshalb dürfte man nicht nur auf Teile schauen, sondern müsse das gesamte Paket beurteilen — und erkennt dann, dass für Erlangen einiges herausspringe. Zumal bei jedem geäußerten Widerstand gegen die Pläne schon andere bayerische Universitäten bautechnische Begehrlichkeiten anmelden würden. „Die warten nur darauf, dass sich einer von uns aus dem Projekt zurückzieht.“ Auch deshalb stelle Erlangen die Entscheidungen nicht in Frage.

Denn trotz der Verlagerung bedeutender Teile der besonders bei Drittmitteln, also bei externen Fördergeldern beliebten Ingenieursstudiengängen befürchtet der OB keinen „schrecklichen Prestigeverlust“.

Die künftige Konzentration der philosophischen und theologischen Fakultäten im sogenannten Himbeerpalast schaffe mitten in der Erlanger Innenstadt ein „geisteswissenschaftliches Zentrum“, das das Stadtleben bereichere.

Zudem habe Erlangen mit künftig zwei Max-Planck-Instituten, einem Helmholtz-Institut, dem geplanten Siemens-Campus oder dem kürzlich eingeweihten E-Mobilitäts-Zentrum in der Frauenauracher Straße zahlreiche andere zukunftsweisende Prestige-Objekte.

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