Optimiertes Bussystem statt Stadt-Umland-Bahn?

1.3.2015, 15:00 Uhr
Optimiertes Bussystem statt Stadt-Umland-Bahn?

© Grafik: VHH AG

Vor vollem Haus haben die führenden Köpfe der von Freien Wählern und der FDP getragenen Bürgerinitiative gegen den StUB-Zweckverband dargelegt, warum sie ein „regional optimiertes Bussystem (RO-Bus), am besten in der Ausführung eines BRT-Bussystems, für „die bessere Alternative“ halten, den öffentlichen Nahverkehr in ERH zu verbessern.

Auf dem Podium Michael Dassler (FDP), Elke Weis, die FDP-Fraktionssprecherin im Kreistag, die ehemalige Landtagsabgeordnete Christa Matschl (CSU), der ehemalige Spardorfer Bürgermeister und ehemalige Nahverkehrsbeauftragte im Landrats-amt, Bernd Höhlein (Freie Wähler), der ehemalige Landrat Eberhard Irlinger, Höchstadts Bürgermeister und Sprecher der Freien Wähler im Kreistag, Gerald Brehm und Röttenbachs Bürgermeister Ludwig Wahl (Freie Wähler).

Letzterer führte durch die Veranstaltung und stellte eingangs auch die Argumente vor, die die Gegner zur Verhinderung der Straßenbahn ins Feld führen. Wie mehrfach berichtet, sehen die Initiatoren des Bürgerentscheids ein krasses bis „skandalöses“ (Gerald Brehm) Missverhältnis zwischen dem Nutzen des Schienensystems und seinen Kosten in Planung, Bau und Betrieb. Die Bahn bringe erwartungsgemäß zwar mehr, nämlich berechnete 10.930 Menschen, zum Umsteigen vom Auto ins öffentliche Verkehrsmittel, ein Bus nur etwa 6610. Dagegen aber sind Planung und Bau der StUB auf Kosten von 365 Millionen Euro geschätzt, bei einem Bussystem bekomme man schon für 100 Millionen etwas ganz Feines.

Die Aussage stammt von Mickaél Pandion. Dieser war Verkehrsplaner in Diensten der Städte Darmstadt und Esslingen. Wie er selbst sagte, hat er vor eineinhalb Jahren die Seiten gewechselt, die Firma Pandion Public Traffic Consult gegründet und ist als Lobbyist für BRT-Bussysteme unterwegs.

Pandion hält es für eine historisch verständliche deutsche Eigenschaft, Straßenbahnen zu lieben. Doch könne er bei aller Liebe heute niemandem mehr eine solche empfehlen. Der äußerlich einer Straßenbahn sehr ähnliche BRT-Bus sei auf separater Piste einsetzbar, dort, wo es für schnelles Vorwärtskommen nötig sei, ebenso aber auf der normalen Straße. Deswegen könne er auch sofort nach Beschluss und Kauf in Betrieb gehen, auch während der Bauphase der — gut sieben Meter breiten — separaten Pisten und natürlich abschnittsweise.

Angetrieben werden die Busse, Pandion nannte die in Metz und in Barcelona verkehrenden, zurzeit mit einem Hybrid-Motor. Ein Dieselgenerator erzeugt den Strom, mit dem ein Elektromotor die Achsen antreibt. Hamburg, so Pandion, betreibt zwei Linien mit dem System und rüste bis 2020 auf neue Busse mit reinem Elektroantrieb um.

Pandion begründete es mit der Flexibilität des Systems, wieso er auf die Fragen nach den Preisen keinen direkten Vergleich mit den StUB-Kosten angeben konnte. Er drehte es herum: Man nenne eine Summe, die man ausgeben wolle, und er plane dafür das passende BRT-System.

Billiger pro Kilometer und auch im Unterhalt als die Schiene sei es aber auf jeden Fall: 70 bis 100 Millionen Euro nannte Pandion als Schätzung für eine „vernünftige“ Erschließung des Landkreises — und zwar weiterführend als die, die das „T“ der begutachteten StUB bieten könne.

Heute wichtige und frequentierte Buslinien, wie die 209 von Uttenreuth nach Erlangen oder der Herzo Express, der Schnellbus zwischen der Aurachstadt und Erlangen würden für die StUB gekappt, obwohl sie kürzere Fahrzeiten anbieten. Nur um das Kosten-Nutzen-Verhältnis auf einen förderfähigen Faktor größer als 1,0 hochzurechnen. So einer der Hauptvorwürfe von Eberhard Irlinger. Der Ex-Landrat plädierte vehement für eine eigenständige Entscheidung des Landkreises. Es gehe nicht um Nürnberger oder Erlanger Probleme. Und der Landkreis, so Irlinger, habe kein Problem mit dem ÖPNV. Irlinger verwies auf die Verbesserungen im Busverkehr der jüngsten Vergangenheit. Man müsse jetzt mehr Menschen dazu bringen, vom Auto in den Bus umzusteigen. Er bezeichnete auch die Finanzierungsrechnung des Landkreises für die StUB als „Ablenkungsmanöver“, denn vom mehrfach überzeichneten Fördertopf des Bunds „haben wir null Euro“.

Die StUB bringe nicht mehr Mobilität, auch nicht mehr Auslastung des öffentlichen Nahverkehrs, sei auch für Herzogenaurach nicht echt nützlich.

Zur Standortsicherung brauchten die Unternehmen vielmehr einen „innovativen“ öffentlichen Nahverkehr, der sich auch an Strukturveränderungen anpassen könne. Hier sei der Bus im Vorteil, im Gutachten von Intraplan sei ein Bussystem nur nicht tiefgehend genug geprüft worden.

In der Fragerunde ging es neben diversen Bekenntnissen zum Bus um Zweifel an der Unfallsicherheit von Straßenbahnen, um die zu erwartenden Fahrpreise, um die Rechtsfolgen des Bürgerentscheids (er ist, formal gesehen, ein Jahr bindend), und um die Notwendigkeit einer Regnitzbrücke bei Kosbach.

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