"Pay what you want" beim TV Erlangen Bruck

13.10.2017, 12:52 Uhr

Generationen von Spieler-Müttern haben sich hier bereits verewigt. Am Kuchenverkauf oder Essensstand helfen sie, seitdem ihr Sprössling den ersten Ball in der Hand hatte. Beim TV 61 Bruck wollen sie nun aber einen neuen Weg gehen, innovativ und im Trend. Dieser lautet: "Pay what you want. Zahl was du willst." Und das ist wörtlich zu verstehen. Nimmt man sich eine Breze oder ein Bier, wirft man das, was man dafür bezahlen möchte, in eine Box.

Die Bäckerei Beck liefert Brötchen und Brezen, bereits belegt und kostenlos. Die Firma Kulmbacher stellt das Bier, nur die Nicht-Alkoholischen Getränke kauft der Verein. "Die Hälfte der Einnahme fließt in die Beck-Kinderstiftung, die andere Hälfte ist für uns als Unkostenbeitrag", sagt der Vereinsvorsitzende Gerald Rothberger. Ein paar Hundert Euro kommen so an einem Spieltag zusammen. "Die Masse trägt das, einer gibt mehr, einer weniger. Wir warten die ersten Heimspiele ab und sehen dann weiter."

Die Idee für das neue Verkaufssystem kam von den Spielern. "Wir haben den Beck als Hauptsponsor", sagt Mirko Scholten, der Initiator. "Zuerst wollten wir einfach nur die Brötchen bereits belegt haben, um den Verkauf zu vereinfachen. Das war der erste Gedanke. Wir haben uns dann gefragt: Warum etwas verlangen, wenn wir es umsonst bekommen? Unser Grundprinzip ist ja: Wir wollen alle Spaß haben, leben und leben lassen. Jeder soll davon etwas haben, wenn er bei uns mitmischt."

Der Verein hatte keine Einwände. "Wir sind relativ autark als Handballer und können selbst entscheiden, wie wir etwas machen." Die Reaktionen sind bislang positiv, auch die Gäste-Teams sind angetan von der Idee. "Es ist zwanglos — ob du einen Euro so zahlst oder für die ganze Familie fünf Euro hineinwirfst", sagt der 29-Jährige. "Und jeder hat ein gutes Gewissen."

Rasante Zaubertore

Am Samstagabend, zur Prime-Time in der Hiersemannhalle, war das nicht anders. Hinzu kam ein überragendes Handballspiel — zumindest von den Hausherren. Die erste Drei-Tore-Führung gab es nach acht Minuten (7:4), über 10:4 und 15:8 zogen die Brucker davon. Keeper Lars Goebel brachte mit seinen Paraden die Gäste bereits früh zur Verzweiflung, auf der Gegenseite traf der TV 61 nach Belieben. Mit 24:12 ging es in die Pause, nach 50 Minuten hatte Brooklyn die 40-Tore-marke geknackt (40:23).

"Wir haben nicht damit gerechnet, so hoch zu gewinnen", sagt Mirko Scholten. "Doch ihr bester Mann auf Halblinks ist verletzt. Das ist eine große Gefahr, die weniger war. Dass wir aber so furios in unseren Tempogegenstoß kommen, war überraschend." Die Brucker Handballer haben ihre Gegner phasenweise überrannt. Am Ende konnten sie auch noch ein wenig zaubern, Moritz Mücke zum Beispiel auf Außen.

"Wir wollten ein Spiel endlich mal konsequent durchziehen. Oft haben wir eine gute erste Halbzeit gespielt und dann geschwächelt in der zweiten", sagt Scholten. "Diesmal aber waren wir fokussiert und haben nicht nachgelassen." Den Aufsteiger, der schon Rimpar geschlagen hat, haben die Hausherren nicht unterschätzt.

"Ottobeuren ist ein Gegner, gegen den man vorsichtig sein muss", sagt Trainer Roland Nixdorf. "Doch die Mannschaft hat Vollgas gegeben. Das deutliche Ergebnis war verdient." Seit dieser Saison teilt sich der Ansbacher mit Ben Ljevar das Coaching "Das passt sehr gut. Es macht Spaß, es ist ein tolles Team." Und ein erfolgreiches ebenso. Bruck ist Spitzenreiter. "Die Tabelle ist eine Momentaufnahme. Zwar eine erfreuliche, aber mehr nicht", sagt Nixdorf.

"Wir hatten ein einfaches Auftaktprogramm. Jetzt stehen wir zwar oben, doch die großen Brocken kommen erst noch. Die müssen wir schlagen, dann sind wir richtig gut", sagt Mirko Scholten. "Wenn sich keiner verletzt, bin ich sicher, dass wir oben mitmischen können." Ein Derby in der dritten Liga allerdings sehnen die Brucker nicht herbei. "Das ist nicht unbedingt unser Ziel. Wir machen unser Ding in der Bayernliga." Eben alles ein wenig anders als die anderen.

TV 61 Bruck: Goebel, Miranda-Jahn; Meyer (8/3), Mücke (6), Eichhorn (5), Krämer (5), Büttner (3), Mangen (3), Wolf (3), Kohler (3), Frey (3), Völcker (3), Hirning (3), Scholten (2).

Keine Kommentare