Photovoltaik am Gleis in Poxdorf?

3.6.2016, 06:00 Uhr
Photovoltaik am Gleis in Poxdorf?

© Foto: Dagmar Niemann

Architekt Norbert Siewertsen (Baiersdorf) erläuterte den Räten, welche Maßnahmen eine Generalsanierung des 1980 gebauten, 1990 erweiterten und 2010 durch eine Kinderkrippe ergänzten Poxdorfer Kindergartens umfassen müsste: Fenster und Türen müssten ausgetauscht und die Fassade wärmetechnisch ertüchtigt werden. Für das Dach, das aus einem sehr flach geneigten Blechdach mit verschiedenen Dachkuppeln und mehreren einzelnen Satteldächern besteht und an verschiedenen Stellen undicht ist, wird eine Sanierung mit Flüssigkunststoff vorgeschlagen, obgleich eigentlich eine Komplettsanierung notwendig wäre, die jedoch zu kostspielig ist.

Die schlecht regulierbare und teure elektrische Fußbodenheizung müsste durch eine Warmwasser-Fußbodenheizung ersetzt werden; diese könnte eventuell an die Pelletheizung der benachbarten Schule angeschlossen werden. Auch die noch aus dem Baujahr 1980 stammenden Sanitäranlagen müssten komplett erneuert werden. Außerdem fehlen bisher eine Lüftungsanlage, ein fundiertes Brandschutzkonzept und die barrierefreie Erschließung, an die man 1980/90 noch nicht gedacht hatte.

Neubau zu erwägen

All diese Arbeiten würden sich nach der Kostenschätzung von Architekt Siewertsen auf knapp zwei Millionen Euro brutto belaufen. Es stellt sich die Frage, ob eine derart kostenintensive Generalsanierung noch wirtschaftlich ist. Ein Neubau wäre eventuell kostengünstiger, in jedem Fall aber förderfähig, was für die Generalsanierung nicht gilt. Anfang Juni wird Bürgermeister Paul Steins hierzu ein Gespräch mit der Regierung von Oberfranken führen. Steins hofft, in der nächsten Gemeinderatssitzung den Räten eine Kostengegenüberstellung „Neubau oder Generalsanierung“ vorlegen zu können.

In der Haushaltsvorberatung informierte Geschäftsstellenleiter Mario Kühlwein über den Haushaltsansatz für die Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde im Haushaltsjahr 2016.

Liste der Prioritäten

Da der voraussichtliche Spielraum nur rund 50 000 Euro beträgt, legte der Bürgermeister den Räten eine Liste der für die nächsten Jahre geplanten Investitionsmaßnahmen vor. Er verband dies mit der Frage, wie die Wichtigkeit der Maßnahmen zu bewerten sei und in welcher Reihenfolge sie realisiert werden sollten.

Man einigte sich auf folgende Reihenfolge: Brandschutz, energetische Sanierung und Umzug der Verwaltung der Schule in einen anderen Trakt; Maßnahmen im Rahmen des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK); Planungen für die Wohnbebauung Irrlenwiesen II; Sanierung oder Neubau des Kindergartens; Kanalsanierung. Etliche dieser Maßnahmen sind bereits in Angriff genommen worden. Das gilt auch für die Breitbandversorgung: Der Gemeinderat nahm einstimmig das Angebot der Firma Telekom Deutschland zum Breitbandausbau der Gebiete Steinweg und Gräbig zum Preis von rund 80 000 Euro an; dank staatlicher Förderung entfallen davon nur 16 000 Euro auf die Gemeinde.

Danach informierte Bürgermeister Steins über eine Anfrage und einen Antrag der Firma Belectric GmbH. Dieser Solartechnikhersteller mit Sitz in Kolitzheim im Landkreis Schweinfurt möchte auf einigen Flächen in der Gemarkung Poxdorf eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichten. Die Firma interessiert sich insbesondere für jene Flurstücke vor der Bahnlinie bzw. der Autobahn, auf die man stößt, wenn man vom Aibweg aus dem Flurbereinigungsweg in Richtung der von Kersbach kommenden Kreisstraße FO 2 folgt. Die Flurstücke liegen rechts und links von der 90°-Biegung des Flurbereinigungsweges. Falls der Gemeinderat das Projekt ins Auge fassen würde, müsste ein Bebauungsplan „Sondergebiet Photovoltaikanlage“ aufgestellt und der Flächennutzungsplan geändert werden. Wie Geschäftsstellenleiter Kühlwein ausführte, würde die Firma Belectric die Kosten hierfür wie auch für alle weiteren planerischen und rechtlichen Regelungen übernehmen. Aus Sicht der Gemeinde wäre vor allem sicherzustellen, dass die Stromvertreibergesellschaft ihren Sitz in Poxdorf nimmt, damit die Gewerbesteuer der Gemeinde zufließt.

Die zur Diskussion stehenden Flurstücke sind insofern problematisch, als sie potentiell von Hochwasser bedroht sind. Belectric ist dennoch interessiert und eventuell sogar darauf aus, die zur Diskussion stehenden Flächen noch zu vergrößern. Deshalb wäre die Firma bereit, dort auf ihre Kosten einen zusätzlichen Wassergraben und eine feste Überfahrt über diesen Graben bauen zu lassen. Da die Eigentümer der Flurstücke dem Vorhaben positiv gegenüber stehen, beschloss der Gemeinderat, sich mit dem Projekt näher zu befassen und den Betreiber einzuladen, in einer der nächsten Sitzungen seine Pläne vorzustellen.

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