Quo vadis Eckental?

30.4.2015, 12:34 Uhr
Quo vadis Eckental?

© Foto: Isabel Krieger

Das über Jahre hinweg diskutierte Wohngebiet Eschenau-Nord, auf dem ursprünglich einmal 1500 Wohneinheiten entstehen sollten, gehört damit mit einem Schlag der Vergangenheit an. Nur noch fünf Hektar für Wohnbebauung sieht der neue Entwurf des Flächennutzungsplanes vor. Auf dem stattlichen Rest der Fläche, der die B 2-Umgehung flankiert, sollen schon bald Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Im Gegenzug forciert die Verwaltung die Ausweisung eines neuen Baugebietes am Lavendelweg in Brand mit 33 Einfamilienhäusern sowie die Ausweisung eines Wohngebiets südlich der Flurstraße in Eckenhaid.

Dort waren 41 Bauparzellen vorgesehen, nach Einwänden des Bauausschusses wurde der Plan aber zurückgestellt und an die Fraktionen verwiesen: Die Mitglieder hatten die Größe der Grundstücke moniert. Sie seien mit rund 700 Quadratmetern Fläche viel zu groß und vor allem zu teuer für die Ansiedlung junger Familien. Während das Baugebiet in Brand allgemeine Zustimmung fand, kritisierten SPD und Grüne die Fläche in Eckenhaid: SPD Fraktionsprecher Konrad Gubo sprach planerisch von einem „Pickel in der Landschaft“.

Die Grünen hatten zuvor schon mobil gemacht. Für das neue Wohnbaugebiet in Eckenhaid mussten zahlreiche Kirschbäume weichen. Bürgermeisterin Ilse Dölle rechtfertigt das Vorhaben: Eckenhaid brauche dringend Zuzug, wenn die Schule dort erhalten werden solle. Von 300 Anschriften an Grundstückbesitzer habe die Gemeinde bisher 100 Absagen für den Verkauf erhalten. Aktuell könne die Gemeinde, die ein Baulandmodell hat, Interessenten nur vier Bauplätze anbieten. Dies sei angesichts der demografischen Entwicklung der 15 000 Einwohnergemeinde deutlich zu wenig.

Genau das aber kritisieren wiederum die Grünen: für sie wäre Eschenau-Nord eine gute und zentrumsnahe Wohnlage gewesen, in der neben Häusern vor allem Wohnungen hätten entstehen können. „Nicht jede junge Familie kann sich ein Haus leisten“, sagte Sprecher Manfred Bachmayer auf Nachfrage. Er sieht durch die Ausweisung von immer neuen Wohngebieten am Ortsrand anstelle von zentrumsnaher Verdichtung in den kommenden Jahren große Probleme auf den Markt zukommen. „Die Einwohnerzahl stagniert irgendwann oder geht zurück und dann müssen wir die ganze Infrastruktur erhalten“.

Neue Sondernutzung strittig

Noch mehr Wogen als die Umwidmung von Eschenau-Nord in ein Gewerbegebiet schlägt derzeit aber der Einzelplan vier des neuen Flächennutzungplanes, der ebenfalls in der Sitzung beschlossen wurde: die Ausweisung einer Sondernutzungsfläche vor der Ortseinfahrt von Forth. Die drei Hektar sollen über einen weiteren Kreisverkehr vor den Toren der Ortschaft erschlossen werden, der damit auch bereits die Zufahrt der Trasse der B 2-Umgehung erschließt. Diese soll in die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes im vordringlichen Bedarf eingestuft werden.

Auf der Fläche vorgesehen ist Einzelhandel, will heißen, mindestens ein Vollsortimenter. Der fehlt in Forth seit der Schließung der Nah- und Gut-Filiale im Zentrum im vergangenen Jahr. Aktuell gilt Rewe als heißer Kandidat für die Ansiedlung. Der Filialist hatte ebenfalls erst im Herbst seine Filiale in der Otto Leich Straße in Eschenau dicht gemacht. Der Markt sei nicht rentabel, hieß es damals aus der Zentrale. Die Ansiedlung ist ebenso unbestätigt, wie das Gerücht, dass der Discounter Aldi Brand verlassen und sich neben dem Rewe bei Forth ansiedeln will. Dafür soll ein Nettomarkt nach Brand kommen.

In das seit Oktober leerstehende Gebäude des ehemaligen Rewe-Marktes in Eschenau wollen sich laut Projektentwickler Thomas Häfner aus Speikern, der die beiden Kunden betreut, Rossmann und ein Biomarkt aus Lauf niederlassen. Die Verträge seien bereits geschlossen, sagt Häfner und lägen für letzte technische Details beim Landratsamt Erlangen-Höchstadt.

Allerdings heißt es hinter vorgehaltener Hand bereits, dass Rossmann im Falle einer Ansiedlung von Rewe und Aldi in Forth ebenfalls in das neue Sondernutzungsgebiet ziehen würde. Die Verlierer wären dann der Biomarkt aus Lauf, der sich dort allein schwer tun würde und die Eschenauer, die mitten im Zentrum mit einen leerstehenden Rossmann-Gebäude — er war erst vor wenigen Jahren eingezogen — leben müssten. Ein weiterer Einzelhändler würde sich dort nach den Gesetzen des Marktes kaum mehr ansiedeln können.

Einzelhändler dagegen

Die Einzelhändler von Eschenau laufen gegen die Pläne bereits Sturm: Wolfgang Louzil vom Edeka Markt in Eschenau und Friedrich Endreß, Chef des gleichnamigen Marktes in der Eschenauer Hauptstraße, haben ein Protestschreiben an die Gemeinde verfasst. Sie betonen, sie könnten nachvollziehen, dass Forth wieder einen Nahversorger braucht. Aus ihrer Sicht sind drei große Vollsortimenter für Eckental in dieser Dichte — das neue Gewerbegebiet in Forth liegt nicht einmal zwei Luftkilometer von dem Gewerbegebiet in Eschenau entfernt — aber zu viel. Bereits jetzt haben die beiden Märkte über 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Mit einer Ansiedlung eines neuen Vollsortimenters in Forth mit vermutlich über rund 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche würde sich diese um 50 Prozent erhöhen.

„Ich bin mir sicher, das ist für Eckental nicht tragbar“, sagt Endreß. Auch Wolfgang Louzil befürchtet deutliche Umsatzrückgänge für sein E-Center, das er erst vor drei Jahren auch im Hinblick auf die Ausweisung von Eschenau-Nord als künftiges Wohngebiet eröffnet hat. Er hätte im Übrigen den Nah- und Gut Markt im Zentrum von Forth weiterbetrieben, auch wenn er wirtschaftlich nicht rentabel gewesen wäre, sagt Louzil heute. „Aber die Gemeinde konnte und wollte mir nicht zusichern, dass nicht ein Wettbewerber kommt“.

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