Radteam Herrmann überrascht bei der Deutschen Meisterschaft

27.6.2017, 06:00 Uhr
Hektisch geht es zu bei der Deutschen Meisterschaft, hier Florian Nowak und Simon Laib (in den blauen Trikots) im Getümmel.

© Fotos: HaraldHofmann,privat (oben) Hektisch geht es zu bei der Deutschen Meisterschaft, hier Florian Nowak und Simon Laib (in den blauen Trikots) im Getümmel.

"Ein so langes Rennen bin ich noch nie gefahren", sagt Marc Clauss. "Ich konnte nicht einschätzen, ob die Radprofis mich am Anstieg einfach stehen lassen." Doch für ihn war es ein Heimspiel. Zwar startet er für das Herrmann Radteam aus Baiersdorf, doch ursprünlich kommt Clauss aus Dresden. Nach Chemnitz war es also nicht weit, die Familie und viele Freunde kamen an die Strecke. "Besonders am Anstieg waren viele Leute, die meinen Namen gerufen haben." Das motiviert.

Es war ein hartes Rennen. Es war schließlich die Meisterschaft der Profis, Weltklasse-Radler waren dabei, große Namen wie Marcel Kittel oder André Greipel und Top-Teams wie Sunweb oder Bora-hansgrohe. "Von Beginn an war das Rennen sehr schnell, das hat uns bei der Streckenlänge überrascht." In die Spitzengruppe hatte es Clauss nicht geschafft, aber seine Teamkollegen Florian Nowak und Simon Laib waren ab der Hälfte des Rennens unter den Top 30 dabei.

Radteam Herrmann überrascht bei der Deutschen Meisterschaft

© Fotos: HaraldHofmann,privat (oben)

"Wir haben uns dann zu fünft noch einmal abgesetzt", sagt Clauss. Immer wieder hat seine Gruppe Fahrer eingeholt. Darunter waren auch waschechte Profis. "Das ist schon cool, weil man die sonst nur im Fernsehen sieht", sagt der Baiersdorfer Youngster. Nun hat er sie live gesehen — und überholt. "Die haben für ihre Kapitäne gekämpft und sind dann noch locker ins Ziel gefahren."

Selbst wusste Clauss 100 Kilometer vor dem Ziel gar nicht mehr, an welcher Position er überhaupt war. "Ich dachte, wir liegen weit zurück." Die Sorge, aus dem Rennen genommen zu werden, trieb den jungen Radsportler an. Ebenso die Fans. 20 000 sollen es rund um die Strecke gewesen sein. "Ich war noch nie bei einem Radrennen mit so vielen Zuschauern. Am Gornauer Berg waren Massen von Menschen."

Nach 5:06:36 Stunden und mit knapp 15 Minuten Rückstand auf den Sieger Marcus Burghardt kam der Baiersdorfer als 36. ins Ziel, also mitten unter den Radprofis und Idolen aus dem Fernsehen. Noch besser war Florian Nowak als Siebter. Schneller als der 22-Jährige waren nur Profis, die sonst in der Weltklasse unterwegs sind. Und auch Simon Laib als 19. ließ aufhorchen. Mit Florian Obersteiner (55.) und Florian Gindhart (71.) kamen zwei weitere "Herrmänner" ins Ziel, das überhaupt nur 74 der 196 Starter erreichten.

Für das Herrmann Radteam, das dieses Jahr erstmals in der Bundesliga startet, ein überraschend starkes Ergebnis. Das galt auch für Marc Clauss. "Die Deutsche Meisterschaft hat einen hohen Stellenwert, höher als die Bundesliga." Der Sieger darf das Meister-Trikot ein Jahr lang tragen. Aber auch die Plätze sieben, 19 und 36 machen das Herrmann Radteam stolz.

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