Rechte Stimmungsmache gegen SPD in Erlangen

13.9.2018, 13:20 Uhr
Rechte Stimmungsmache gegen SPD in Erlangen

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Wegen Urheberverletzung hat die SPD Erlangen am Montag Anzeige erstattet. Denn das Plakat, das im Internet kursierte, war gefälscht. Das Originalplakat stammt von der Kommunalwahl 2014, für die Nickel kandidierte. Nun war es als Plakat für die Landtagswahl zu sehen – mit dem Slogan "Für ein Bayern der Vielfalt". Die Behauptung, dass Nickel Kandidatin zur Landtagswahl sei, ist jedoch falsch. Weiterverbreitet wurde das Fake-Plakat auf Twitter unter anderem von dem wegen Volksverhetzung verurteilten Autor Akif Pirinççi. Er hatte es mit dem Hashtag "Umvolkung" versehen – einem Begriff, der auf die Nationalsozialisten zurückgeht. Inzwischen hat er den Tweet gelöscht.

"Das war in schäbiger und klar diskriminierender Absicht der Versuch, Stimmung gegen die SPD zu machen", sagt Dieter Rosner, Kreisvorsitzender der SPD Erlangen. Außerdem habe der Post natürlich auch Stimmung gegen Muslime gemacht. Einem vergleichbaren offensiven Angriff habe man sich bei der SPD in Erlangen noch nie ausgesetzt gesehen, weder bei der letzten Kommunalwahl - aus der das Plakat stammt - noch in den Jahren danach. "Das können wir so nicht stehen lassen", betont Rosner. Man habe auch den Parteivorstand in Berlin informiert.

"Wichtiges Signal für Diversität und Toleranz"

Allerdings ist man sich im Klaren darüber, dass der Post mit dem gefälschten Plakat inzwischen im Internet "in einer Verteilung ist, die man nicht mehr kontrollieren kann". Unklar ist bisher, wer für die Fälschung verantwortlich ist.

Die Kandidatur Grit Nickels für den Kommunalwahlkampf 2014 - bei dem sie eine von 50 SPD-Kandidaten war - "sehen wir als wichtiges Signal für Diversität, Toleranz und interreligiösen Dialog", sagt Rosner. Grit Nickel ist bei der Erlanger SPD Beauftragte für Migration und Integration, außerdem hat sie auf lokaler Ebene verschiedene Funktionen inne, so zum Beispiel als Sprecherin des Interreligiösen Dialogs. "Brückenbauerin" wird sie auf dem Kommunalwahlplakat genannt. Weiter heißt es darauf: "Aus Sachsen und daheim in Erlangen".

Nickel hatte nie Probleme wegen ihres Kopftuches

Tatsächlich lässt sich der aus Chemnitz stammenden, vor zehn Jahren zum Islam konvertierten Nickel nicht vorwerfen, dass sie sich nicht für ihre deutsche Heimat interessiert. Im Gegenteil, die Germanistin promoviert an der katholischen Universität Eichstätt über bayerische Dialekte.

Dort lehrt sie auch und hatte, wie sie gegenüber den Erlanger Nachrichten sagt, im Berufsalltag noch nie Probleme, weil sie ein Kopftuch trägt. "Das ist meine rein private Art, meine Religion zu leben", erklärt sie. Und sagt weiter: "Ich möchte dazu beitragen, dass eine bunte Gesellschaft eine normale Gesellschaft ist."

Die fremdenfeindlichen Ausschreitungen von Rechten in ihrer Geburtsstadt Chemnitz in den letzten Wochen haben sie sehr mitgenommen. "Das hat mich unglaublich getroffen". Überrascht hingegen war sie "eher weniger", schließlich sei Chemnitz die Stadt, in der der NSU untergetaucht sei. "Ich bin in den 90er Jahren da aufgewachsen, da hat man die Nazis auf den Straßen noch gesehen." Doch es sei wichtig zu erkennen, dass Chemnitz kein isoliertes, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem sei. Dass es dies ist, musste sie nun selbst erfahren - und mit ihr die Erlanger SPD.

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