Roland Böller: 25 Jahre für Erlanger Schwimm-Talente

25.9.2016, 06:00 Uhr
Roland Böller: 25 Jahre für Erlanger Schwimm-Talente

„Es war eigentlich idiotisch das behütete Beamtentum aufzugeben“, sagt Roland Böller mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Lehrer wollte er ursprünglich werden, hatte sein Examen schon in der Tasche, doch er zog es vor „den fragwürdigen Weg als Schwimmtrainer einzuschlagen“.

1984 schon war er Deutscher Jugendmeister und Seriensieger bei den bayerischen Meisterschaften. Als Hanni Löser 1990 die Nachwuchsgruppe beim Turnerbund aufgab, übernahm diese Roland Böller. Die Entscheidung, Schwimmtrainer zu werden, ging einher mit dem Abriss der Traglufthalle im Röthelheimbad im Jahr 1991. „Das war ein Einschnitt“, sagt er. „Ich wollte mich fortan mehr um den Nachwuchs kümmern, das war eine Herzensentscheidung die ich nie bereut habe“.

Die erfolgreiche Jugendtruppe ging in die erste Damen-Mannschaft über, und die Erfolgsgeschichte begann. Mit Hannah Stockbauer und Kurt Böhm betreute Roland Böller zwei Vorzeige-Athleten, die nicht nur überragende Schwimmer und vorbildliche Sportler waren, sondern auch Zugpferde für den Nachwuchs.

Nachdem Hannah Stockbauer bei den Weltmeisterschaften in Japan Gold über 800 Meter und 1500 Meter Freistil geholt hatte, es aber im Raum stand, dass sie Erlangen verlassen will, startete eine Nürnberger Zeitung eine Sponsorenaktion. Einer der so geworbenen Geldgeber war der damalige Standortleiter von Siemens Erlangen, Manfred Hopfengärtner. Er sorgte dafür, dass Stockbauer und Böller dem Erlanger Schwimmsport erhalten blieben.

Böller war dann mit seinen Schützlingen bei drei Weltmeisterschaften, zwei Olympiaden und drei Europameisterschaften dabei. Ein Angebot vom Deutschen Schwimmverband, dort als Junioren-Bundestrainer zu arbeiten, hatte er abgelehnt.

Roland Böller: 25 Jahre für Erlanger Schwimm-Talente

Heute ist Böller Cheftrainer im Landesstützpunkt Erlangen/Nürnberg des bayerischen Schwimmverbands und verantwortlich für die Leistungsträger in der Region. Die Arbeit ist vereinsübergreifend, Trägerverein aber ist der Turnerbund. Einen Sponsorenpool mit überwiegend Erlanger Geldgebern gibt es.

International hinten dran

Vor allem die Erlanger Stadtwerke seien ein „toller Partner“, auch weil sie als Betreiber der Bäder die Wasserflächen zur Verfügung stellen, sagt Böller. Lob hat er für die Stadt übrig, die den Schwimmsport so gut es geht unterstütze. Die guten Bedingungen, sagt der Trainer, seien der Rahmen dafür, „dass wir auch zukünftig Weltklasseleistungen erreichen können“.

Trotz der Talente und der guten Rahmenbedingungen hinke man im internationalen Vergleich hinterher, und auch die nationalen Leistungen seien „nicht mehr so gut“, hat Böller festgestellt. Das liege daran, dass viele erfolgreiche Trainer in den Ruhestand gegangen seien und guter Trainernachwuchs fehle. Böller fordert darum, den Trainerberuf attraktiver zu machen. Es sei positiv, dass es inzwischen bei der Bayerischen Polizei Ausbildungsplätze für Athleten in Sommersportarten gebe. Und er hofft, dass auch seine Schwimmer bald derart gefördert werden.

24 Schwimmerinnen und Schwimmer im Alter von 14 bis 24 Jahren sind derzeit in Böllers Trainingsgruppe, drei davon sind in die Jugend-Nationalmannschaft berufen worden. Sein Stützpunkt ist bei der Jugend drittbester unter fast 50 in Deutschland. In zwei bis drei Jahren könnten bei ihm Vorzeigeathleten wie Daniela Götz, Kurt Böhm oder Hannah Stockbauer heranwachsen, hofft der Jubilar.

Der Sprung eines jungen Talents in die Riege der Erwachsenen sei allerdings „riesig“, dazu gehöre „unglaublich viel Disziplin und Fleiß über mehrere Jahre“. Es mache „unheimlich viel Spaß, ich habe jeden Tag Freude, und das alles hält mich jung“, sprudelt es aus dem 47-jährigen heraus, der 2003 mit der Bürgermedaille der Stadt Erlangen ausgezeichnet wurde. Für ihn ist der Beruf des Schwimmtrainers eine Lebensaufgabe.

Keine Kommentare