Roland Böller ist „Trainer des Jahres”

27.5.2002, 00:00 Uhr

Sein Stil ist der der ebenso einfühlsamen wie engagierten Vaterfigur, freundlich, bescheiden, aber enorm erfolgsorientiert. So hat er den Erlanger Schwimmsport aus der absoluten Bedeutungslosigkeit zurückgeführt in die deutsche Spitzenklasse, mehr noch: die SSG Erlangen in ungewöhnlich breiter Spitze in der Eliteklasse fest etabliert.

Gipfel des Erfolgs

Gipfel des Erfolges war natürlich, dass sein Schützling Hannah Stockbauer Weltmeisterin über 800 und 1500 Meter Freistil wurde. Ihr gigantischer Erfolg wäre undenkbar ohne den außergewöhnlichen Trainer Roland Böller, den Trainingsfron fordernden Übungsleiter am Beckenrand, Psychologe und „Vater” zugleich, Beichtvater wie Vater des Erfolges.

Zwanzig Sportler betreut er regelmäßig, zehn Mädchen und zehn Jungs. Die Jüngste ist 14, der Älteste schon 29. Manche verbringen mehr Zeit mit ihrem Trainer in der Röthelheim-Schwimmhalle als zu Hause bei ihren Eltern, drei Mal jede Woche schließt Böller frühmorgens um sechs Uhr die Halle auf, täglich wird trainiert, die letzte Einheit läuft bis 20 Uhr. Elf Mal jede Woche steht Böller am Beckenrand.

Vier Mal in Endläufen

Früher schwamm er selbst seine Bahnen, war deutscher Juniorenmeister, Ende der 80er Jahre gehörte er zum B-Nationalkader, als Rückenspezialist war er vier Mal in Endläufen um deutsche Meistertitel. „Ohne Medaille freilich”, wie er sich erinnert.

Die also hat er jetzt gewonnen als Deutschlands Schwimmtrainer des Jahres. Gewählt dazu hat ihn die „Deutsche Schwimmtrainervereinigung” (DSTV) und geehrt wurde er im Rahmen der deutschen Schwimm-Meisterschaften in Warendorf. Unmittelbar vor den Finalläufen am Samstag erhielt der 32-jährige Erlanger die Goldmedaille und durch den DSTV-Präsidenten Vandenhirtz einen silbernen Ehrenteller dazu. Grund für diese offizielle Auszeichnung, so die Laudatio, sind Böllers „Trainererfolge des letzten Jahres und insbesondere die WM-Erfolge von Hannah Stockbauer”.

„Ich freue mich”, strahlte Böller am Wochenende. „Das ist eine schöne Anerkennung, gerade weil sie von den Kollegen kommt.” Seine A-Lizenz hat er bei Winfried Leopold gebaut, dem damaligen Teamchef des Deutschen Schwimmverbandes. Er gehört dem Trainerstab des DSV an mit der großen Aufgabe Olympia 2004 in Athen und ist seit zwölf Jahren Vereinstrainer der Schwimm-Sport-Gemeinschaft SSG Erlangen.

Angebote ausgeschlagen

Abwerbe-Versuche gab es genug für den Bundesliga-, Weltmeister- und Nationaltrainer. Junioren-Bundestrainer wollte er letztes Jahr nicht werden, kürzlich schlug er ein Angebot aus Frankfurt aus. Der Ex-Bubenreuther bleibt vorerst Erlanger: Da hat er seinen Freundeskreis, seine Fußballgruppe, sobald die Knieoperation nach dem erneuten Kreuzbandriss überstanden ist, und vor allem das Training der Hannah Stockbauer. Die „Sportlerin des Jahres” wird ab sofort betreut vom Schwimmtrainer des Jahres. EDWARD BENESCH