Scheinselbständig: 366.000 Euro Sozialabgaben nicht bezahlt

5.12.2016, 17:19 Uhr

Das Ziel sei keineswegs gewesen, Geld zu sparen und die Gewinne zu maximieren, sagt der 69-Jährige Angeklagte vor Gericht. Vielmehr seien in ihrem Geschäft –  das Unternehmen hatte unter anderem für Atomkraftwerke, Raffinerie- Chemie- und Industrieanlagen Rohrleitungen geplant –  Spezialisten gefragt. Fachkräfte, die ihren Wert kennen und als angestellte Mitarbeiter gar nicht zu gewinnen seien, sondern als freiberufliche Mitarbeiter die Chance verlangen, bei einem Projekt deutlich mehr zu verdienen, als ein Festangestellter. Dazu verlange die Branche nach flexiblen Einsatzzeiten, die Wochenstunden die sich hier angesammelt hätten, ließe das Arbeitszeitgesetz bei Festangestellten Mitarbeitern gar nicht zu.

Die Arbeit mit freien Mitarbeitern hat dem Erlanger  Unternehmern zwischen 2007 und 2012 viele Vorteile, geboten, doch barg auch Risiken, vor der 12. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth  werden sie nun  verhandelt: Denn das Finanzamt stufte einige Mitarbeiter als scheinselbstständig ein, die Staatsanwaltschaft klagt Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt in  240 Fällen an. Als Geschäftsführer habe der Hauptangeklagte (69) jahrelang Arbeitnehmer nicht ordnungsgemäßig versichert, die Beiträge zur Kranken-,  Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung nicht bezahlt.

Neben dem Geschäftsführer sind auch dessen Bruder (48) und dessen Sohn (36) angeklagt. Die drei Männer räumen die Vorwürfe vor Gericht unumwunden ein, sie müssen mit Bewährungsstrafen zwischen eineinhalb und zwei Jahren rechnen.