Schleuse Erlangen als Spielwiese

1.5.2015, 06:54 Uhr
Schleuse Erlangen  als Spielwiese

© Fotos: Harald Sippel

Schleuse Erlangen  als Spielwiese

„Das sind nur Gedankenspiele“, bremste Bürgermeister Thomas Fischer sowohl Erwartungen als auch Befürchtungen, einer der Entwürfe könnte in die Realität umgesetzt werden. Und doch freute sich der studierte Innenarchitekt diebisch, die kreativen Ergüsse der Studenten bei sich im Rathaus präsentieren zu können.

Und das kam so: Der Architekturprofessor Hubert Kress hatte in den EN gelesen, dass die Schleuse Erlangen neu gebaut werden soll, die alte Schleuse aber abgebrochen wird. Sofort reagierte er und sagte, dass das doch ein ideales Projekt für eine Bachelor-Arbeit für Studenten wäre. Nach einigen Gesprächen und Besichtigung des Umfelds der Schleuse stand fest: Hier gibt es Natur und Wasser. Da könnte eine Aufgabe lauten: Wie könnte hier ein Bewegungs- und Freizeitzentrum aussehen?

Insgesamt 50 Studenten nahmen die Herausforderung an und erstellten ihre Thesis (Abschlussarbeit) für die Bachelorprüfung zum Thema. Dabei durften die Gedanken frei fliegen. Der Abriss der bisherigen Schleuse sollte ebenso möglich sein wie sie einzubeziehen in ein Freizeitzentrum.

Professorin Nadja Letzel hat zusammen mit ihren Kollegen Professor Hartmut Fuchs und Michael Stößlein die Arbeiten der Studenten betreut. Sie erklärte anlässlich der Ausstellungseröffnung, die Technische Hochschule Nürnberg sei stets interessiert, „Punkte in der Praxis zu finden, an denen wir anknüpfen können“. Die Wasserstraße RMD-Kanal sei ein künstlicher Flusslauf, als solcher ein Anziehungsort für Ausflügler und attraktiv für Sporttreibende.

Die Ausstellung zeige zehn von 50 Entwürfen, wenn auch verkürzt. Dabei sehe man, dass ganz unterschiedliche Dinge möglich seien, Sport auszuüben, vom Paddeln über Radeln, Parkour bis hin zu kontemplativen Betätigungen wie Yoga. „Wir haben alle großen Gefallen gefunden an dieser Arbeit“, betonte Letzel. Schön sei auch, dass „wir hier das Auftreten in der Öffentlichkeit trainieren können“. Das sei ja für Architekten nicht ganz unwichtig.

Fluss als Lebensraum

Andreas Beier, bei der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung für Schleusen und Brücken zuständig, hob in seiner Rede darauf ab, dass das Regnitztal hier schon vor rund 4000 Jahren besiedelt war. Der Flusslauf habe seither vielfältige Funktionen erfüllt; er diene der Energiegewinnung, der Bewässerung, mit dem Fischfang der Ernährung, aber auch durch die Schifffahrt der Verbindung von Kulturen und dem Handel. Zwar bilden Flussläufe immer auch einen Gefahrenherd, vor allem mit Hochwasser. Aber sie dienten auch der Erholung. Insofern freue er sich auf die Präsentation der Ergebnisse des Wettbewerbs, wohl wissend, dass diese ihm nicht die Bürde abnehmen werden, das alte Schleusenbauwerk für teures Geld (zirka 14 Millionen Euro) abzubrechen.

Eindrucksvoll demonstrierten die Studentinnen und Studenten, welche Gedanken sie sich gemacht haben und kamen zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen, wie mit der alten Schleuse nach dem Neubau zu verfahren sei. Kaan Hamzacedi entfernte die alte Schleuse und stellte ein Freizeitzentrum in Containerbauweise hin in Anlehnung an die vorbeifahrenden Container-Schiffe. Darin sollten sowohl Sportmöglichkeiten geschaffen werden, als auch Hotel- und Tagungsräume sowie eine Ausstellung zur Schleuse.

Dorothee Herzog befreite sich ebenfalls von der alten Schleuse. Ihr Konzept ist jedoch ein sehr landschaftsfreundliches. Fast unsichtbar ist bei ihr das Freizeitzentrum. Es wächst praktisch aus der Landschaft nur mit einem Vordach über dem Radweg heraus. Naturerleben und das Zur-Ruhe-Kommen stehen bei ihr im Blickpunkt.

Simon Axmann hingegen würde mit der alten Schleuse arbeiten. Bei ihm würde künftig der Radweg durch die alte Schleuse hindurch führen, um den Schleusungsvorgang nachvollziehbar zu machen. Über dem Schleusenausgang errichtet er Gebäude mit Ausstellung und Cafébetrieb.

Noch mehr reizvolle Ideen erläuterten die angehenden Architektinnen und Architekten. Einige von diesen Gedanken sähe auch Sigrid Kowol gern umgesetzt. Doch die Abteilungsleiterin der Wasserbereitstellung bei den Erlanger Stadtwerken schiebt einen Riegel vor, sobald Bauwerke entstehen sollten. Zumal wenn eine Abwasserentsorgung anstünde, käme aus ihrem Munde ein klares Veto. Denn hier ist die Wasserschutzzone 2 für Trinkwasser, mit dem rund 85 000 Menschen versorgt werden. So bleiben die Entwürfe vermutlich nur schöne Gedankenspiele.

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