Schnuckliges Museum im Weißen Schloss in Heroldsberg

16.3.2019, 18:00 Uhr
Eberhard Brunel-Geuder mit Griebel-Werken im Museumsdepot des Weißen Schlosses.

Eberhard Brunel-Geuder mit Griebel-Werken im Museumsdepot des Weißen Schlosses.

"Schon bei der Planung des Museums haben wir das Depot mitgedacht", erzählt Eberhard Brunel-Geuder, Vorsitzender der Kulturfreunde Heroldsberg, die das Museum betreiben, und Leiter des Museums. Dabei habe man schon frühzeitig mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen kooperiert. Die Landesstelle habe den Museumsaufbau mit einer "hohen fünfstelligen Summe" gefördert. Das hat laut Brunel-Geuder unter anderem ermöglicht, mit der Inventarisierung der Ausstellungsobjekte bereits rund zehn Jahre vor Eröffnung des Museums zu beginnen. "Wir haben dafür die Spezialsoftware ,Museum plus‘ verwendet", sagt der Museumsleiter nicht ohne Stolz, "und sind heute professionell aufgestellt". Die digitale Archivierung erlaubt es unter anderem, dass die Kuratorin der Ausstellungen, die derzeit in Stuttgart lebt und arbeitet, von Stuttgart aus eine jeweils neue Ausstellung fürs Weiße Schloss aus dem Fundus des Museums konzipieren kann.

Dass das Depot von vornherein mitgedacht war, sieht man an der Dämmung des Weißen Schlosss, die im Zuge der Sanierung eingebaut wurde. Sie garantiert auf natürliche Weise, dass die Temperaturen unter dem Dach nicht zu hoch werden, "selbst wenn es im Sommer draußen über 30 Grad hat", betont Brunel-Geuder. Denn Hitze, aber auch Feuchtigkeit würde den Kunstwerken und Urkunden schaden. Eine wohltemperierte Raumluft mit gleichbleibender Luftfeuchtigkeit ist da vonnöten. Die entsprechenden Messgeräte sind selbstverständlich vorhanden.

Ja und dann die versprochenen Schätze, die einem die Augen übergehen lassen. Allein 100 Werke aus dem Nachlass von Fritz Griebel nennt das Museum sein Eigen. Griebel war Professor für Malerei und Direktor der Nürnberger Akadamie der Bildenden Künste von 1948 bis 1957 mit Wohnsitz in Heroldsberg. Die Werke Griebels sind von dessen Nachfahren ebenso in eine Stiftung eingebracht worden wie die historischen Zeugnisse (Texte und Objekte) der Patrizierfamilie der Geuder-Rabensteiner aus dem Besitz Eberhard Brunel-Geuders.

Dazu kommt noch die Sammlung mit Werken von Rudolf Schiestl, die den Kulturfreunden Heroldsberg fürs Museum von Kalchreuth vermacht wurde. Dazu gesellen sich aber auch Ankäufe, die die Kulturfreunde getätigt haben. Vor der Eröffnung des Museums im Weißen Schloss im Jahr 2017 hat die Gemeinde Heroldsberg den Kulturfreunden jährlich 2000 Euro für den Erwerb historischer, heimatkundlicher Bilder und Gegenstände zur Verfügung gestellt. Davon haben Eberhard Brunel-Geuder und seine Mitstreiter unter anderem historische Fotografien von Heroldsberg und Umgebung, aber auch von Personen aus der Geschichte des Marktes erworben. Darunter findet sich auch ein Foto von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, die sich im Hof des Weißen Schlosses versammelten oder eines von Geuder-Kindern im Garten des Grünen Schlosses.

Im Lauf der Jahre, so Brunel-Geuder, habe sich auch ein Netzwerk herausgebildet. Man lerne Restauratoren ebenso kennen wie Galeristen, Sammler und Leute, die es verstehen, Bilder angemessen zu rahmen.

So ist es eben auch geschehen, dass das Museum inzwischen einige Bilder von Fritz Heidingsfeld besitzt, der Heroldsberg und Umgebung ebenfalls gemalt hat. Heidingsfeld hatte nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches für zehn Jahre sein Atelier im Grünen Schloss in Heroldsberg.

Aber auch Werke des Nürnberger Malers Jakob Dietz oder des Zeichners Georg Hetzelein aus dem Landkreis Roth gehören zum Bestand des Museumsdepots.

Schnuckliges Museum im Weißen Schloss in Heroldsberg

Diebisch gefreut hat sich Brunel-Geuder über einen besonderen Coup: drei Bilder des akademischen Malers Artur Rappl, wie Griebel Schüler von Rudolf Schiestl, und nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod in Kalchreuth ansässig. Das war der Anlass für eine Galerie in Schleswig-Holstein, die Rappl-Gemälde der Gemeinde Kalchreuth anzubieten, für umsonst. Die hatte wohl keine Verwendung dafür. Da hat Brunel-Geuder schnell zugegriffen. "Das hat uns nur das Porto gekostet", freut er sich noch heute.

Zu den Kostbarkeiten des Museums zählen aber auch zahlreiche Dokumente. Brunel-Geuder streift die weißen Handschuhe über und holt mit geübten Handgriffen die älteste Urkunde des Museums aus einer Spezialschachtel. Sie ist von 1524 und beinhaltet den Vertrag zwischen Endres Geuders Erben und Martin Geuder über die Hofmark Heroldsberg. Dann verschwindet die Urkunde wieder in der Schachtel, die Schachtel im wohlgeordneten Regal.

Wer jetzt Lust aufs Museum bekommen hat, der kann es am Mittwoch zwischen 10 und 13 Uhr besuchen oder aber Freitag bis Sonntag, von 15 bis 18 Uhr. 50 bis 60 aktive Helfer haben die Kulturfreunde, die sich auch um den Museumsbetrieb kümmern.

Als besonderes Schmankerl bietet Eberhard Brunel-Geuder am Freitag und Samstag, 23./24. März jeweils 16 Uhr eine Depot-Führung an. Da die Teilnehmerzahl auf zwölf begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich unter Telefon (09 11) 5 18 75 35 oder per Mail an mail@weisses-schloss-heroldsberg.de

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