Schock für die Gemeinde Heroldsberg

13.9.2018, 11:40 Uhr
Schock für die Gemeinde Heroldsberg

© Scott Johnston

Fast 36 Jahre lang gehört Schalwig inzwischen dem Gemeinderat an, aber so etwas habe er während dieser Zeit noch nicht erlebt, sagte er in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Da die Baubranche boome und die Preise entsprechend angezogen hätten, habe er sich bereits auf eine Erhöhung der veranschlagten Kosten eingestellt. Als er jedoch die aktuellen Zahlen des Nürnberger Büros "H. P. Gauff Ingenieure" studierte, blieb ihm "die Spucke weg".

Noch im vergangenen Jahr waren für den Bereich um die Unterführung 861 000 Euro angesetzt worden. Nachdem Bauingenieur Martin Schaber in der Sitzung die neuen Schätzungen addiert hatte, war der Schock bei allen Gemeinderäten groß: Über drei Millionen Euro kamen ohne Baunebenkosten zusammen. Der Bürgermeister: "Eine Erhöhung von maximal 60 Prozent hatte ich befürchtet, aber das sind an die 400 Prozent!"

Dass das Büro für eine solche Leistung auch noch Geld bekomme, konnte Hans Ziegler (GUB), der von Beruf Bäcker ist, nicht nachvollziehen: "Wenn ich meine Brötchen verbrennen lasse, zahlt mir keiner auch nur einen Cent dafür."

Michael Lochmüller (FDP) plädierte dafür, angesichts des enormen Anstiegs der Kosten auf das Projekt zu verzichten. Schalwig hält das nicht für sinnvoll: "Dann ist die Situation noch schlechter als bisher. Schließlich haben wir hier endlich die Möglichkeit, eine bessere Verbindung zu den Häusern jenseits der Bahnlinie zu schaffen."

Straße wird tiefer gelegt

Bekanntlich errichtet derzeit die Bahn über die Schützenstraße eine moderne Brücke. Nach dem Winter will die Gemeinde dann die Fahrbahn verbreitern, einen zweiten Gehweg anlegen und die Straße tiefer legen, damit höhere Fahrzeuge passieren können. Es kommen allerdings weitere Probleme hinzu. Bauingenieur Schaber prognostizierte eine Bauzeit von zwölf bis 15 Monaten. Muss die Ausschreibung aufgrund von EU-Richtlinien noch einmal neu konzipiert werden, wäre dies weiterhin mit einer erheblichen Verzögerung verbunden.

Neben dem Preisanstieg im Baugewerbe nannte Schaber die nötige Stützwand an der Dr.-Gustav-Schickedanz-Straße als Hauptgrund für die außergewöhnliche Steigerung der Kosten. Auf Nachfrage von Hubert Selzle (SPD) betonte er, dass man auch hier unter den technisch sinnvollen Lösungen mit einer Bohrpfahlwand die wirtschaftlichste gewählt habe.

Die Gemeinde lässt juristisch prüfen, ob das Honorar für das Büro gekürzt werden kann. Einen Beschluss zu den Plänen für den Ausbau stellte der Gemeinderat wegen der Kostenexplosion zurück.

Barrierefreie Übergänge werden in dem Areal von Kalchreuther Weg und Friedhofstraße angelegt, damit betroffene Bürger sowohl besser zu den Gräbern als auch den dortigen Supermärkten gelangen können. Hier entschied sich die Mehrheit für die große Lösung mit insgesamt sieben Querungen.

Für blinde und sehbehinderte Menschen werden hier neben Längsrillen bewusst Kanten gesetzt, damit sie ertasten können, wo sich die Straße passieren lässt. Für Mütter mit Kinderwagen oder Benutzern von Rollatoren ist daneben laut dem Ingenieurbüro Höhnen & Partner jeweils die Absenkung des Gehsteigs geplant.

Michael Lochmüller, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist hob hervor, dass es in Heroldsberg sehr viele gefährliche Punkte für Menschen mit Beeinträchtigungen gebe. Dies soll nun genauer untersucht werden, um hier schrittweise Verbesserungen zu erreichen.

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