Seltener Blick auf Erlanger Uni-Schatz

21.1.2015, 16:34 Uhr
Seltener Blick auf Erlanger Uni-Schatz

© Fotos: Ralf Rödel

„Was hier präsentiert wird, ist Weltkunst. Nicht nur weil einige Arbeiten als Leihgaben bereits in aller Welt unterwegs waren.“ Wenn Konstanze Söllner, Leiterin der Erlanger Universitätsbibliothek, über die Schau „Zeichnen seit Dürer“ spricht, sind zwei Dinge spürbar: Der Stolz einer Einrichtung auf die Kostbarkeiten, die hier in den Depots lagern. Aber auch der Wunsch, diese weiterhin erforschen und präsentieren zu können. Denn: Eigentlich hat die UB keine Finanzmittel für solche Projekte und Veranstaltungen. Dafür müssen Wissenschaftler immer wieder versuchen, an Fördergelder zu kommen.

Gelungen ist dies vor einigen Jahren einer Gruppe von Erlanger Kunsthistorikern unter der Federführung von Prof. Dr. Hans Dickel. Sie haben für den zweiten Teil ihrer Forschungsarbeit die einzigartigen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung der UB neu katalogisiert, insgesamt rund 640 Blätter.

Was für das internationale Renommee der Universität eigentlich noch wichtiger ist: Nach der Fertigstellung des ersten Bandes zu den Zeichnungen des 14. und 15. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung („Zeichnen vor Dürer“, 2009) ist jetzt der zweite Band „Zeichnen seit Dürer“ erschienen, der die reichen Bestände auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Untersuchungen mit farbigen Abbildungen publiziert. „Mit der Erforschung und der Katalogisierung ist der Wert unserer Sammlung sogar noch gestiegen“, erklärt Söllner. „Wir befinden uns bei manchen der Zeichnungen sicherlich im unteren Millionen-Bereich“, ergänzt Christina Hofmann-Randall, Leiterin der Handschriftenabteilung.

Zwei Arbeiten ragen bei dieser kleinen, feinen Schau mit 23 Handzeichnungen heraus: Albrecht Altdorfers „Landschaft bei Sonnenuntergang“, wohl 1520 entstanden, stellt eine der ersten autonomen Landschaftszeichnungen dar. Dazu kommt die älteste Panorama-Ansicht Nürnbergs, die von einem unbekannten Künstler wohl zwischen 1516 und 1528 vor Ort gezeichnet wurde.

Resultat der Forschung war aber auch, dass das Bild eines bärtigen Greisenkopfs, das bislang Dürer zugeschrieben war, nach den aktuellen Untersuchungen nicht vom Nürnberger Meister selbst, sondern von einem Nachahmer stammt.

„Das ist aber nur ein halber Verlust. Wir müssen das hinnehmen, haben aber nun aber zumindest eine Klärung“, sagt Dickel mit Blick auf die Zeichnung, die diesmal nicht zu sehen ist. Generell sind die Präsentationsmöglichkeiten eingeschränkt. Die wertvollen Zeichnungen vertragen nur begrenzt Licht. Deshalb ist die Ausstellung lediglich zwölf Tage zu sehen.

Ein großes Ziel wird im Anschluss angepeilt: Für einen Abschluss der wissenschaftlichen Inventarisierung mit einem Katalog unter dem Titel „Zeichnen im Barock“ werden noch dringend Sponsoren gesucht.

Die Schau im UB-Altbau (Schuhstraße) ist bis 1. Februar wochentags 11—17, am Wochenende 14—16 Uhr geöffnet. Führungen täglich ab 14 (bzw. 14.30) Uhr. Der Katalog ist dort zu einem Sonderpreis erhältlich.

www.ub.uni-erlangen.de

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