Siemens-Chef Kaeser schweigt zu Stellenabbau in Erlangen

15.7.2014, 16:29 Uhr
Siemens-Chef Kaeser schweigt zu Stellenabbau in Erlangen

© Michael Müller

Aus der Heinrich–Ladeshalle dringt immer wieder Applaus nach draußen. Die Rede von Joe Kaeser scheint bei den Siemens-Beschäftigten in Erlangen gut anzukommen. Die "Vision 2020" spricht Kaeser an, er spricht über Innovationen und Wachstum für den Weltkonzern. Zum befürchteten Stellenabbau äußert sich Kaeser nicht.

Die Betriebsratsvorsitzende Sigrid Heitkamp rechnet mit konkreten Aussagen zu den Erlanger Stellen frühestens im Oktober, wenn es um die konkrete Umsetzung der "Vision 2020" gehe. Es könne sein, dass manche Bedienstete "lediglich ein neues Türschild bekommen". Denn Kaeser wolle zum Beispiel verhindern, dass sich mehrere Mitarbeiter um die gleichen Tätigkeiten kümmern, die auch von einer Arbeitskraft zu bewältigen seien.

Betriebsratsvorsitzende Sigrid Heitkamp rechnet in Erlangen durch die Umbaupläne mit bis zu 7000 Betroffenen, andere Angaben gehen von 500 bis 15 000 aus. Bei der Prüfung, ob Aufgaben doppelt erledigt werden, stelle sich dann nämlich die Frage, was mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern passiert, die nicht mehr gebraucht werden würden.

Oberbürgermeister Florian Janik findet es "unbefriedigend", dass Joe Kaeser nicht auf die Arbeitsplätze eingegangen sei. "Hier hätte Klarheit bedeutet, eine unangenehme Situation für die Menschen zu beenden. Immerhin sind viele Familien von Siemens abhängig". Die für die Stadt wichtigen Großprojekte wie die Errichtung des Siemens-Campus und der Neubau des Healthcare Headquarters, seien bei der Versammlung nicht tiefergehend behandelt worden, so Janik. Insgesamt habe es bei der Betriebsversammlung nichts Neues gegeben.

Eine Milliarde Euro sparen

Auch Siemens-Mitarbeiter, die nach der Betriebsversammlung aus der Ladeshalle kommen, berichten von keiner neuen Situation bei Siemens durch die Aussagen von Joe Kaeser. Tenor: "Wir müssen abwarten, was im Oktober kommt".

Denn Kaeser will am 1. Oktober ernst machen und die Ebene der Sektoren abschaffen und das Geschäft in neun statt bisher 16 Divisionen bündeln. Das Healthcare-Geschäft soll künftig eigenständig geführt werden. Regionale Organisationsstrukturen sollen so den Anforderungen des Gesundheitsmarktes angepasst werden und nicht mehr der "Matrix" der Konzernorganisation entsprechen müssen.

Laut "Vision 2020" soll Healthcare so eine größere Flexibilität auf dem sich "fundamental wandelnden und von Paradigmenwechseln geprägten Markt für Medizintechnik" entwickeln. Siemens bereitet bei der Neustrukturierung des Unternehmens auch den Börsengang des Audiologiegeschäfts vor.

Mit der Bündelung der Divisionen und der Auflösung der Sektoren sollen im Konzern Bürokratie abgebaut, Kosten gesenkt und Entscheidungen beschleunigt werden. Auch das Personalwesen und die Kommunikation sollen gestrafft und zentral geführt werden. Kaeser rechnet mit rund einer Milliarde Euro an Einsparungen.

Bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2016 sollen die Ziele erreicht werden. Um die weitere Kostenentwicklung nachhaltig zu optimieren, hat sich das Unternehmen ein neues Ziel gesetzt. Die Gesamtkostenproduktivität soll ab dem Geschäftsjahr 2015 jährlich drei bis fünf Prozent betragen.

Der Siemens-Chef war auf Einladung des Betriebsrats nach Erlangen gekommen, um über die Ziele des Unternehmens zu informieren.

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