Siemens plant gigantisches Bauprojekt auf Erlanger Südgelände

13.9.2013, 11:46 Uhr
Siemens plant gigantisches Bauprojekt auf Erlanger Südgelände

© Luftbild: Bernd Böhner

Diese vom Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser wie von Stadtpolitikern als „klares Bekenntnis zum Standort Erlangen“ verstandenen Pläne sind Gegenstand einer Machbarkeitsstudie, deren Ergebnisse Anfang des Jahres 2014 vorliegen sollen. Darin werden zunächst die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für die Realisierung untersucht. Erst kürzlich hatte Siemens den Neubau der Zentrale des Sektors Medizintechnik in der Henkestraße bekannt gegeben.

Das Projekt sieht vor, das heutige Siemens-Areal südlich der Paul-Gossen-Straße in den kommenden zwei Jahrzehnten zum „Siemens Campus“ Erlangen zu entwickeln. Darin sollen zukunftsweisende Büro-, Forschungs- und Laborarbeitsplätze entstehen, was eine schrittweise Erneuerung. des Großteils des überwiegend bereits mehr als vierzig Jahre alten Immobilienbestands bedeuten würde. Darüber hinaus müsste auch eine neue Verkehrsinfrastruktur entstehen — ein neuer S-Bahn-Halt an der Gossen-Brücke wäre dann schon geschaffen.

„Attraktive Wohnungen“

Der Siemens Campus soll jedoch nicht nur eine moderne Arbeitsumgebung sein. Auch ein Appartement- Hotel für Siemens-Auslandsmitarbeiter ist angedacht. Und: In dem — dann auch nicht mehr umzäunten — Areal könnte auch ein neues urbanes Wohn- und Lebensumfeld entstehen, „eines mit viel Grünflächen, großer Durchlässigkeit auch nach Süden und einer stadtnahen und damit sehr attraktiven Wohnbebauung“, wie Siemens-Regionalleiter Heinz Brenner erklärte.

Erlangens Oberbürgermeister („Wahnsinn“) zeigte sich von der Mitteilung überwältigt. „Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt“, so Siegfried Balleis, „das geplante Investitionsvolumen von 500 Millionen Euro schlägt alle Rekorde“, schwärmte er, „das ist mehr, als Siemens für seine neue Zentrale am Münchner Wittelsbacher Platz ausgegeben hat.“ Für Erlangen eröffne sich — nach dem Röthelheimpark am Ende des letzten Jahrhunderts — eine neue Chance, die Tür ins 21. Jahrhundert weit aufzustoßen. Die Stadt und ihre Verwaltung stünden bereit, in einer gemeinsamen Planungsgruppe mit Siemens eine schnelle Realisierung zu ermöglichen.

Ministerpräsident Horst Seehofer sieht in den Siemens-Plänen ein eindrucksvolles Bekenntnis zum Standort Bayern — wo man baue, da bleibe man. Innenminister Joachim Herrmann sieht auch ein Zeichen dafür, „dass Siemens allen Befürchtungen über einen Rückzug aus Erlangen, oder weiteren Standortverlagerungen, ein deutliches Signal entgegensetzt“. Die neue „Siemens-City“ werde auf die ganze Metropolregion und den nordbayerischen Raum ausstrahlen.

„Bürger beteiligen“

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat und Oberbürgermeisterkandidat, Florian Janik, begrüßt die Siemens-Pläne. Die Aussicht, dass innenstadtnahe Flächen zu einem — wieder — wichtigen Standort entwickelt werden, eröffne für Arbeitsplätze und Wirtschaft, aber auch für die Stadtentwicklung sehr positive Perspektiven, so Janik. Allerdings sei die Stadt gefordert, die Bürger bei allen Planungen mit einzubeziehen. Als konkrete Beispiele nennt er hierfür die zukünftige Verkehrsanbindung des Geländes, wobei in seinen Augen der Stadt-Umland-Bahn eine herausragende Rolle zukommen müsse. Die Chance, von Anfang an wirtschaftliche Standortplanung mit der StUB-Planung zu verbinden, dürfe nicht verspielt werden.

Zudem sieht Janik mögliche positive Auswirkungen für weitere innerstädtische Flächen, die bei einer Konzentration von Arbeitsplätzen im neuen Campus in der Zentralstadt frei gemacht werden. Hier könnten sich erfreuliche Perspektiven für innerstädtisches Wohnen, die Universität, aber auch für zentrumsnahe Gewerbeflächen eröffnen.



Der IG Metall-Bevollmächtigte Wolfgang Niclas warnt vor voreiliger Euphorie hinsichtlich der Zahl der Arbeitsplätze.  „Eine Machbarkeitsstudie ist noch nicht der Beschluss zum Neubau für eine gleichbleibende oder gar steigende Zahl von Arbeitsplätzen.“ Zudem seien die Arbeitsbedingungen in mehreren der alten Gebäude im Südgelände kaum mehr zumutbar gewesen. Und es fehle in der Mitteilung gerade in Zeiten des angekündigten Arbeitsplatzabbaus im Konzern eine klare Aussage zum Erhalt der im Südgelände vorhandenen Arbeitsplätze.

Hier finden Sie einen Kommentar von Anja Kummerow zum geplanten Bauprojekt von Siemens.
 

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