Siemens-Stellenabbau: Erlangen kommt glimpflich davon

22.10.2014, 06:00 Uhr
Joe Kaser baut den Siemens-Konzern um - beim Gas- und Turbinengeschäft werden 3000 Stellen wegbrechen.

© dpa Joe Kaser baut den Siemens-Konzern um - beim Gas- und Turbinengeschäft werden 3000 Stellen wegbrechen.

Wie die Mitarbeiter am Dienstag in einer vom Konzern kurzfristig angesetzten Versammlung weiter erfuhren, ist noch unklar, bis wann der Stellenabbau über die Bühne gehen muss. Das werde zuerst mit den Mitarbeitervertretern verhandelt, hieß es aus dem Kreis der Teilnehmer.

Die 150 Stellen, die in Erlangen betroffen sind, lassen sich nach Meinung von Arbeitnehmervertretern wahrscheinlich über Altersteilzeit, Aufhebungsverträge und ähnliche Instrumente abbauen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Siemens aufgrund einer Vereinbarung mit den Arbeitnehmern ausgeschlossen. Ein Siemens-Sprecher wollte die Zahlen nicht kommentieren.

Vor einer Woche war durchgesickert, dass der Konzern im Kraftwerksgeschäft sowie in der Gepäck- und Postlogistik deutschlandweit 1200 Stellen streichen will. Begründet wurde dies mit rückläufigen Auftragseingängen. Mit der vom Vorstand eingeleiteten Umstrukturierung unter dem Schlagwort „Vision 2020“ habe der Abbau nichts zu tun, hieß es. Auch die neue Struktur, die der Reduzierung von Bürokratie im Konzern dienen soll, wird nach Befürchtungen der Gewerkschaft weitere Stellen kosten.

Geringe Nachfrage nach Turbinen in Deutschland

Anfang der Woche hatte es bereits Versammlungen an den Energie-Standorten Görlitz und Mühlheim an der Ruhr gegeben. In Görlitz sollen 190 von rund 900 Stellen, in Mühlheim rund 300 von 4800 gestrichen werden. Stark betroffen sein dürfte auch das Gasturbinenwerk Berlin.

Begründet wird der Stellenabbau mit einer geringeren Nachfrage nach Turbinen in Deutschland aufgrund der Energiewende, mit der schwächelnden Nachfrage in Rest-Europa und auch enttäuschenden Geschäften im Nahen Osten und Russland.

Der Siemens-Konzern befindet sich mitten im Umbau. So wurde kürzlich der US- Kompressorenhersteller Dresser-Rand für knapp sechs Milliarden Euro übernommen. Wie das „Manager Magazin“ nun berichtet, erhalte der Firmenchef Vincent Volpe von Siemens gut 93 Millionen Dollar – 73 Millionen Dollar davon für Aktien und Aktienoptionen, die Volpe angehäuft hat. Weitere 20 Millionen Dollar würden als so genannter „goldener Fallschirm“ fällig.

Neue Gerüchte gibt es auch über die Hörgerätesparte: Siemens verkaufe den Bereich nun womöglich doch direkt an einen Finanzinvestor. Der Konzern verhandele mit mehreren Private-Equity-Unternehmen, berichteten Insider. Die letzten Pläne von Siemens-Chef Joe Kaeser waren, die Tochter an die Börse zu bringen.

 

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