Skelette bei Bauarbeiten in Erlangen ausgegraben

17.4.2015, 06:00 Uhr
Skelette bei Bauarbeiten in Erlangen ausgegraben

© Klaus-Dieter Schreiter

Früher sei dort zwar der Friedhof der Gemeinde gewesen, sagt Pfarrer Heinz Bäßler, der aber sei bereits zwischen 1822 und 1824 verlegt worden. Knochenreste, meinte er vor Beginn der von der Denkmalschutzbehörde und den Architekten initiierten Schürfungen, dürften dort nicht mehr liegen. Diese Vermutung aber war falsch.

Denn bereits in 70 Zentimetern Tiefe förderte der Bagger eines Heroldsberger Unternehmens die ersten Knochen zutage. Je tiefer er grub, desto mehr Skelette wurden freigelegt. Mindestens vier teilweise gut erhaltene Schädeldecken kamen zum Vorschein, Oberschenkel- und Wirbelknochen und sogar gut erhaltene Kiefer mit Zähnen.

Begleitet wurden die Schürfungen vom Baugrund-Gutachter Markus Merkl und von Erhard Birngruber vom Landesamt für Denkmalpflege. Der stoppte die Arbeiten erst einmal, als immer mehr Knochenteile zutage gefördert wurden.

Gerhard Feuchtmann von der Bürgerinitiative Bruck sammelte sie sorgfältig ein, Erich Birkholz vom Heimat- und Geschichtsverein dokumentierte alles. Als dann auch noch altes Gemäuer freigelegt wurde – Birkholz vermutet, dass es die alte Friedhofsmauer ist oder auch die Grenzmauer der Wehrkirche – wurden diese Teile erst einmal vermessen.

Im jüngsten Pfarrbrief der Kirchengemeinde heißt es zwar: „Es ist ein gewagtes Unterfangen, in die Wehrkirchenanlage noch etwas hinein zu bauen. Doch der Denkmalschutz hat zugestimmt.“ Dessen Vertreter kam bei den Schürfungen aber sichtlich ins Grübeln.

Ins Grübeln kommt auch der direkte Nachbar Stefan Lehner. Er ist Besitzer der Bäckerei Schneider und befürchtet, dass das Fenster seiner Küche samt Entlüftung zugebaut wird, wenn der eingeschossige Flachbau realisiert wird. „Dann kann ich dicht machen“, sagt er.

Lehner meint zudem, die Grenze seines Grundstücks würde etwa einen Meter innerhalb des jetzigen Kirchengrundstücks liegen, weil die Grenzmauer um das Jahr 1900 nach einem Brand um einen Meter zurück versetzt worden sei. Die von Feuchtmann und Birkholz eingesammelten Skelettreste sollen wieder bestattet werden.

Die Mitglieder vom Heimat- und Geschichtsverein hoffen zudem, dass sich die Kirche das mit dem Neubau im historischen Garten der Wehrkirche noch einmal überlegt. In einem Brief an Pfarrer Heinz Bäßler haben sie Alternativen vorgeschlagen und schreiben: „Dieses kostbare Stückchen Heimaterde im Zentrum von Bruck, direkt vor unserer historischen Wehrkirche sollte keinesfalls für dieses geplante Bauprojekt geopfert werden“.

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