Sozialer Wohnungsbau scheitert in Erlangen an der Fläche

11.11.2017, 05:57 Uhr
Eine "städtebauliche Großchance": Die Aufnahme ist während der Bauarbeiten im Röthelheimpark entstanden. Kommunen suchen händeringend nach Flächen für den sozialen Wohnungsbau.

© Archivfoto: André De Geare Eine "städtebauliche Großchance": Die Aufnahme ist während der Bauarbeiten im Röthelheimpark entstanden. Kommunen suchen händeringend nach Flächen für den sozialen Wohnungsbau.

Florian Janik ist längst klar, dass Erlangen das Problem nicht allein lösen kann. Die städtische Gewo-Bau bekommt deshalb Anfang nächsten Jahres einen Ableger, wobei Erlangen nur das Wissen liefert, sagt Oberbürgermeister Janik: Elf Kommunen aus dem Umland bis zum Landkreis Forchheim gründen eine Gewo-Land, um besonders auch den sozialen Wohnungsbau voranzubringen.

Im Erlanger Rathaus denken die Verantwortlichen gerne an den Anfang der 1990er Jahre zurück. Damals verließ die US-Armee die Hugenottenstadt. Auf dem Areal entstand bald der Röthelheimpark für Wohnen und Arbeiten, eine "städtebauliche Großchance". Weil überall die Flächen knapp werden, appellierte der Städtetag bei einer Versammlung in Erlangen nun an Bund und Land, Freiflächen kostengünstig an die Kommunen abzugeben.

Auch Fürth profitierte enorm vom Abzug der US-Armee, aber der Bedarf an neuen Flächen ist auch hier weiter groß, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung. Aktuell arbeitet die Kleeblattstadt an der Ausweisung von drei neuen Baugebieten. Doch zusätzliche Auflagen bremsen den Eifer der Planer. Es gibt neue Vorgaben, wie die Gebiete bei Starkregen entwässert werden können. Anlass ist der Klimawandel mit lokalen Unwettern.

Bürgermeister Alfons Brandl aus Herrieden im Landkreis Ansbach spürt ebenfalls den Siedlungsdruck, vielleicht auch wegen der moderaten Grundstückspreise. In Herrieden ist der Quadratmeterpreis binnen weniger Jahre von 75 auf 120 Euro geschnellt. Zum Vergleich: In Erlangen kostete der Quadratmeter aktuell im Durchschnitt 635 Euro. Brandl plädiert für flächenschonendes Bauen und hat deshalb ehemalige Firmenflächen im Blick.

Bayern: Kein Geld für IT in Schulen

Auf den Nägeln brennt den Mitgliedern des Städtetags in Mittelfranken ein weiteres Thema: In Bayern fehlt das Geld für einen schnellen Einsatz von Informationstechnologie in den Schulen. Der Städtetag moniert, dass der Freistaat die Kommunen bei der Umrüstung der Klassenzimmer im Stich lässt. Bisher sind die Städte Sachaufwandsträger, der Staat bezahlt das Personal.

Für Bernd Buckenhofer vom Städtetag stammt das Schulfinanzierungsgesetz aus der "Kreidezeit, als Kreide und grüne Tafel die Grundausstattung waren". Die Digitalisierung der Schulen sei mehr als die Weiterentwicklung der Tafel, die Ausstattung mit Laptops und die Einrichtung von Datennetzen. Notwendig sei auch ein pädagogisches Konzept.

Teure Umrüstung

In den kommenden Jahren plant Bayern Zuschüsse von 160 Millionen Euro für die Digitalisierung der Schulen. Das wären für jede der bayernweit 6100 Einrichtungen gerade 26.200 Euro. Der Bedarf liegt aber bei mehreren Hunderttausend Euro pro Schule, sagt der Erlanger Oberbürgermeister Janik (SPD). Aktuell bezahlen die Städte die Umrüstung der Schulen — Glasfaseranschluss, Verkabelung, WLAN und Hardware — selber. Langfristig können sie aber die Kosten für Investitionen und Betrieb nicht berappen, klagt Buckenhofer.

Der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung freut sich mit seinen Kollegen über den Erfolg für einen geradlinigen Bahnausbau Richtung Erlangen ohne Verschwenk. Er forderte die Bahn auf, nun unverzüglich eine "schnelle Lösung" anzustreben.

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