Spanische Pfleger versorgen Patienten

27.4.2012, 12:00 Uhr
Spanische Pfleger versorgen Patienten

© Markus Scholz/dpa

„Im Intensiv- und OP-Bereich wird es immer schwieriger, Pflegekräfte zu finden“, erklärt Constantin Warter, Assistent im Pflegedienst. „Der Verdienst entspricht nicht den Arbeitsbelastungen“, sagt Warter, der selbst als Pfleger im Intensivbereich tätig war.

Die Situation spitzte sich immer mehr zu: „Teilweise mussten sogar Betten gesperrt werden, weil kein Personal vorhanden war. In Erlangen geht es noch; ich kenne Kliniken, da standen auf den Intensivstationen bis zu 35 Betten leer“, weiß Warter.

Schließlich hatte das Uni-Klinikum die Idee, in Spanien nach Personal zu suchen. Constantin Warter arbeitete selbst vor 13 Jahren zweieinhalb Jahre in Spanien als Pfleger. Er kennt die Situation und weiß, dass dort viele gut ausgebildete und hoch motivierte junge Pflegekräfte dringend Arbeit suchen: „In Spanien wurde im öffentlichen Gesundheitssystem radikal gekürzt, viele bekommen nur Stellen für einen Tag, eine Woche, oder — wenn sie Glück haben — für vier Wochen.“

Die Bezahlung sei vergleichbar mit Deutschland, der Ausbildungsstand ist jedoch wesentlich besser: Spanische Pfleger haben studiert. Doch nach der Ausbildung seien die Perspektiven oft katastrophal. Viele sind verzweifelt. Und genau aus diesem Grund, vermutet Warter, rannten die Bewerber dem Klinikum Erlangen sprichwörtlich die Tür ein: Rund 1000 spanische Pflegekräfte meldeten sich auf eine Anzeige. Meist junge Leute, Mitte 20. Vor Ostern flogen schließlich drei Mitarbeiter des örtlichen Uni-Klinikums, darunter auch Constantin Warter, nach Spanien und führten dort 120 Bewerbungsgespräche. Derzeit läuft das Auswahlverfahren. 25 spanische Fachkräfte sollen ab 1. Juli die Patienten versorgen.

Zunächst sind die Verträge auf zwei Jahre befristet. Um die Wohnungssuche kümmert sich das Klinikum. Die ausländischen Mitarbeiter können im Schwesternwohnheim unterkommen, wer mit Familie kommt, wird ebenfalls bei der Suche unterstützt.

Außerdem bietet das Uni-Klinikum einen dreimonatigen Sprachkurs an; gelernt werden sollen vor allem medizinische Fachbegriffe. Rund 300 bis 400 Euro investiert das Klinikum für diesen Sprachkurs pro Mitarbeiter. Zudem läuft eine Kooperation mit dem Sprachenzentrum der Universität. Dort können die Zuwanderer Deutschkurse besuchen. „Die Bewerber können aber alle schon etwas Deutsch. Ein Drittel hat sogar sehr gute Deutschkenntnisse“, sagt Warter. Er befürchtet jedoch, dass der fränkische Dialekt für viele eine Herausforderung wird.

Der Fachkräftemangel in den Kliniken beschäftige diese Woche übrigens auch die Politik: „Wir werden in der Pflege qualifiziert Arbeitskräfte aus dem Ausland brauchen“, äußerte sich Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) erst vor wenigen Tagen.
 

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