Spannende Spurensuche im jüdischen Franken

27.11.2010, 13:49 Uhr
Spannende Spurensuche im jüdischen Franken

© B. Böhner

Der Uttenreuther Pfarrer Johann Christoph Georg Bodenschatz (1717bis 1797), der ab 1780 Superintendent in Baiersdorf wurde, hatte schon in jungen Jahren begonnen, Traditionen und Rituale der jüdischen Religion zu studieren. Sein Hauptwerk ist die in den Jahren 1747 und 1748 verfasste und in zwei Bänden erschienene „Kirchliche Verfassung der heutigen Juden“, die von dem Nürnberger Kupferstecher G.P. Nusbiegel durchgehend illustriert wurde.

Dieses Dokument des Judentums im Fokus christlicher Gelehrsamkeit ist in einer Ausstellung in der neuen Universitätsbibliothek zu sehen und ist Teil der wissenschaftlichen Tagung über „Judentum und Aufklärung in Franken“, die heute in der Bibliothek veranstaltet wird und am Sonntag im Jüdischen Museum in Fürth ausklingt.

Kooperation des Bezirks

Judentum und Aufklärung — dieses Thema ist bisher immer einem großen Kopf des Judentums zugeordnet: Moses Mendelssohn. Die Tagung, eine Kooperation des Bezirks Mittelfranken mit dem Jüdischen Museum Franken in Fürth und mit der Friedrich-Alexander-Universität, hat sich zum Ziel gesetzt, diese Fokussierung aufzuweiten. Sie will nicht nur die vielfältige Geschichte und Kultur der Juden in Franken beleuchten, sondern auch die Spuren der Aufklärung, der Haskala, sichtbar machen.

Das Augenmerk gilt deshalb auch den zahlreichen Mitstreitern und Schülern Mendelssohns sowie den vergessenen Wegbereitern im Lager der jüdischen Hoffaktoren des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Süddeutschland und vor allem Franken stellen trotz der zahlreichen Judengemeinden für die Haskala-Forschung noch Neuland dar. Punktuelle Erkundungen lassen erkennen, wie ergiebig eine systematische Spurensuche sein könnte. Im Zentrum stehen jüdische Stimmen und Perspektiven, doch soll auch das nicht-jüdische Umfeld einbezogen werden. Aufklärung und Toleranz schaffen Spielräume, markieren aber auch Grenzen — ein spannendes Thema.