Spardorferin war einen Abend lang Prinzessin

17.2.2018, 06:15 Uhr
Spardorferin war einen Abend lang Prinzessin

© Willie Weinmann

Österreichische Medien beschreiben den Ball als "Gesellschaftsereignis des Jahres". Für die Familie aus Spardorf war es sogar noch mehr: "Es war das beste Ereignis seit der Hochzeit", so Willie Weinmann, Vater des Debütanten.

Wenn das Wiener Opernhaus in 30 Stunden von ungefähr 500 Arbeitern zum Ballsaal umgebaut wird, dann steht der Wiener Opernball vor der Tür. An diesem Abend werden über 5000 Ballgäste von 150 Musikern und Musikerinnen beim Tanzen begleitet. Unter den Gästen befinden sich auch zahlreiche Stars aus Kultur, Politik und High Society.

Debütiert hat dieses Jahr erstmals der neue Bundeskanzler Sebastian Kurz mit seiner Freundin Susanna Thier. Unter den 144 Debütantenpaaren waren sie nicht, denn erstmals ist der junge Bundeskanzler für ein Amt zu alt. Für das Jungdamen- und Jungherrenkomitee ist ein Höchstalter von 24 Jahren vereinbart.

In Frack und Kleid durften sich Benedikt Weinmann (19) und Marie Pasch (20) aus Spardorf werfen. Sie studiert in Graz und kam auf die Idee, beim 62. Wiener Opernball mitzudebütieren. "Beworben haben wir uns bereits im Oktober des Vorjahres, aber ohne Beziehungen wären wir da gar nicht reingekommen."

Ihre Oma ist Teil der Opernszene in Wien und hat für das junge Paar ein gutes Wort eingelegt. Für Weinmann und seine Eltern war schnell klar, Pasch zu begleiten, auch wenn er sich anfangs gar nicht vorstellen konnte, wie das alles ablaufen soll. Beide haben unterschätzt, mit wie viel Aufwand der Ball verbunden ist: "Wochen vorher haben wir einen Tanzkurs gemacht, einen Frack und maßgeschneiderte Handschuhe anfertigen lassen", sagt Weinmann.

Frack und reinweißes Kleid

Der Ball hat in Österreich einen hohen Stellenwert: Früher diente er dazu, junge Paare in die Gesellschaft einzuführen. Mittlerweile gilt diese Tradition als gesellschaftlich veraltet. Trotzdem, die Kleiderordnung hat sich in 62 Jahren nicht verändert. Frauen tragen ein rein weißes Kleid, ohne Verzierungen, Handschuhe und eine Swarovski Tiara. Für Männer ist es ein schwarzer Frack mit einer weißen Weste.

Angereist ist das Paar bereits eine Woche vorher. Die Debütanten haben die Choreografie inklusive Einlaufen und Spalier stehen dreimal zuvor geprobt. Traditionell besteht der Tanz aus einem Linkswalzer, dazu kam eine Polka von Johann Strauß Sohn. "Es ging schnell und wir mussten uns viel merken", sagt Weinmann. Neben dem Proben gab es zusätzlich Angebote, damit sich die Paare untereinander besser kennen lernen. "Besonders toll war eine Podiumsdiskussion zum Thema women empowerment (Frauenförderung, d. Red.). Große weibliche Persönlichkeiten wie Nadja Swarowski haben uns Debütantinnen Mut gemacht." Derartige moderne Züge verkörpert auch die Ballmutter Maria Großbauer. Das Ereignis soll nicht mehr so elitär gesehen werden, es geht mehr darum die Ausstrahlung der Debütanten aufzuarbeiten.

Mittlerweile nimmt auch die Anzahl an internationalen Paaren zu. Das Jungdamen- und Jungherrenkomitee besteht aus russischen, britischen oder auch holländischen Tänzern. "Wir haben auf jeden Fall mit vielen Nummern ausgetauscht und bleiben in Kontakt", erzählt Weinmann.

Traum wurde wahr

Am Tag des Balls wird für jede Frau ein Traum wahr: Professionelle Stylisten und Visagisten kümmern sich um den perfekten Auftritt der Debütantinnen. "Man hat sich wie eine Prinzessin gefühlt. Jede Einzelne war so wunderschön", schwärmt Pasch.

Auch Weinmanns Eltern haben sich zu diesem Anlass neu eingekleidet, denn wer hat schon einen Frack im Kleiderschrank? Die Aufregung ist ihnen genauso ins Gesicht geschrieben wie dem Debütantenpaar. "Der Höhepunkt war das Einmarschieren um 22 Uhr. Als Eltern hat uns das ganz stolz gemacht. Wir wollten den beiden die ganze Zeit zuwinken", sagt Birgit Weinmann, die Mutter.

Nachdem alle Debütantenpaare eingelaufen sind und die eingeprobte Choreografie aufgeführt haben, wird der Ball mit den Worten "Alles Walzer" eröffnet. Ab diesem Moment kann die Familie das Treiben nur noch genießen. "Die Nacht könnte noch viel länger dauern, es ist etwas unbeschreiblich Besonderes", sagt Weinmann.

An diesem Abend ist es auch normal, mit Prominenten in einem Aufzug zu fahren. "Mir musste eine österreichische Ministerin das Kleid auf der Toilette zumachen. Ein komischer Moment", sagt Pasch. 

Weinmanns Eltern haben keinen Bezug zu Österreich, deswegen war es so besonders, Teil des Balls zu sein: "Es ist schön, als Mutter eines Sohnes so was zu erleben, der sonst viel Sport im Kopf hat."

Rückblickend stellt Pasch fest, selbstbewusster geworden zu sein. Der Ball war für sie ein Anlass richtig zu strahlen. "Es ist ein Ausflug in eine andere Welt und ein wahr gewordener Mädchentraum!" Auch für Weinmann ist klar: "Ich würde das sofort mit meiner kleinen Schwester wiederholen."

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