Spaziergang mit den Navi durch Erlangen

7.10.2015, 07:01 Uhr
Spaziergang mit den Navi durch Erlangen

© Harald Sippel

Eine Handvoll Menschen, ausgestattet mit Kopfhörern, steht zwischen den Gräbern auf dem Altstädter Friedhof. Auf der einen Seite dröhnt der Frankenschnellweg, auf der anderen donnert ein ICE-Züg vorbei. Dennoch wirken alle ruhig, entspannt, in sich versunken. Was hier stattfindet, ist ein erster Probedurchgang von „Remote Erlangen“. Dieser interaktive Audio-Stadtrundgang ist Teil des Großraum-Kulturfestivals „networks15“, bei dem die Themen Digitalisierung und Vernetzung in den Fokus rücken sollen.

„Was wir den Menschen, die bei ,Remote Erlangen’ mitmachen, anbieten, ist ein begehbares Hörspiel. Wir gehen in der Gruppe durch die Stadt und eine Stimme erzählt uns etwas, was mit Wikipedia-Wissen rein gar nichts zu tun hat“, erklärt Jörg Karrenbauer, der als Co-Regisseur beim Künstler-Kollektiv „Rimini Protokoll“ diesen interaktiven Stadtrundgang mitentwickelt hat.

Zusammen mit der Regie-Assistentin Ilona Marti und dem Sound-Desinger Nikolas Neecke ist er seit zwei Wochen in Erlangen, um das vielfach erprobte Tour-Konzept an die Stadt anzupassen. Seit 2013 hat das Team „Remote X“ weltweit in über 20 Städten mit großem Erfolg realisiert, unter anderem in Berlin, Paris, New York, Lissabon, Wien und São Paulo. Erlangen ist hier eine der kleineren Stationen, die dennoch bei der Planung einige Überraschungen parat hatte: So wunderten sich die „Remote“-Macher über die Dominanz der Krankenhaus-Bauten in der Innenstadt, liebäugelten gar mit einen Abstieg in die unterirdischen Verbindungsgänge der Universitäts-Kliniken (und gaben diese Idee dann wieder auf) und staunten über die doch weiten Distanzen, die überbrückt werden müssen, damit das Konzept zum Erfahrungs-Spaziergang durch den öffentlichen Raum funktionieren kann. „Der Nahverkehr in Erlangen war ein Problem. Hier kann man nicht einfach in eine U- oder Straßenbahn einsteigen, sondern ist aufs Busnetz angewiesen.“

Was macht Stadt aus?

Bei dem Rundgang geht es vor allem darum einen Bezug zur „Stadt“ herzustellen. Also nicht zu historischen Orten oder lokalen Besonderheiten, sondern zu den Elementen, die das Miteinander ausmachen. Startpunkt des „Audiowalks“ ist der Altstädter Friedhof. Von dort steuert eine künstliche Stimme – ähnlich einem Navigationssystem – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer per Kopfhörer durch Erlangen.

Regelmäßig rücken bei den „Rimini-Protokoll“-Touren das Thema „Mensch und Technologie“ in den Fokus. Feste Stationen in allen Städten sind beispielsweise Friedhöfe, Kirchen und Einkaufspassagen. Ab und zu werden die Teilnehmer von der allwissenden Stimme zum Mitmachen aufgefordert. Dann verwandelt sich die  Gruppe in einen Akteur im öffentlichen Raum. Die Teilnehmer werden vom Beobachter zum Beobachteten. Auf die Reaktionen der Passanten darf man gespannt sein.

Weitere „Remote“-Rundgänge: 12./13./14./15./16.10. (Start jeweils um 17 Uhr), 17.10. (13 u. 17 Uhr), 19./20./21./22./23.10. (jeweils ab 17 Uhr), 24.10. (13/17 Uhr). Startpunkt: Altstädter Friedhof, Münchener Straße. Karten im Vorverkauf an allen bekannten VVK-Stellen.

www.networks15.de

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