Spielplatz-Ärger: Erlanger wollen Bauprojekt verhindern

22.11.2017, 06:00 Uhr
Spielplatz-Ärger: Erlanger wollen Bauprojekt verhindern

© Harald Sippel

"Wir haben keine Angst vor Flüchtlingen, aber vor unserer Stadtverwaltung!" Mit solchen Plakaten fanden sich am vergangenen Samstag zahlreiche Menschen auf dem Spielplatz an der Komotauer Straße ein. Unter ihnen sind auch die Mitglieder der Interessengemeinschaft Komotauer Straße. Man habe sich zusammengeschlossen, um für den Erhalt des Spielplatzes zu kämpfen, sagen sie. Es sei keine Aktion die sich gegen Flüchtlinge richte, betonen sie, im Gegenteil, "wir wenden uns ausdrücklich gegen Fremdenhass und rechtsgerichtete Parolen".

Im Juli hatte die Stadt Erlangen in einer Veranstaltung über das Bauvorhaben informiert. Dieses fällt eigentlich in den Zuständigkeitsbereich des Freistaats Bayern. Geplant wird das Bauprojekt vom staatlichen Bauamt. Drei zweistöckige Gebäude mit 16 Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge und ein Nebengebäude - als Begegnungs- und Schulungsraum - sollen gebaut werden, außerdem sollen auch ortsansässige Menschen, die Anspruch auf geförderte Wohnungen haben, untergebracht werden, insgesamt 66 Personen.

Das Baugrundstück ist ein Parkplatz, der momentan von der Siemens AG genutzt wird, und dem Freistaat gehört. Im Besitz des Freistaats befindet sich auch der angrenzende Spielplatz. Beim Bau der staatlichen Flüchtlings-Wohnanlage wird nach derzeitigem Planungsstand der Spielplatz um einen etwa fünf Meter breiten Streifen kleiner werden - zumindest an einer Stelle: Denn eines der Gebäude soll teilweise auf dem Spielplatz gebaut werden, damit zwei alte Eichen, die mitten auf dem Parkplatz prangen, erhalten werden können. Deren Erhalt hatte die Initiative gefordert.

Interessengemeinschaft schlägt Grundstückstausch vor

Die Interessengemeinschaft will aber auch den Spielplatz erhalten, und zwar so, wie er ist. Durch die Baumaßnahme des Freistaats werde der Platz vollkommen verändert, verkleinert und mit seinem jetzigen Flair zerstört, so die Befürchtung. Während durch Nachverdichtung, zum Beispiel an der Hans-Geiger-Straße, die Zahl der Kinder in den Stadtteilen Röthelheim und Rathenau zunehme, würden die Spielmöglichkeiten eingeschränkt. Nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister Florian Janik und den beiden Bürgermeisterinnen sei man frustriert. "Die Stadt interessiert sich nicht für unsere Argumente", lautet die Kritik der Initiative. Man habe den Eindruck, dass die Stadt sich hinter dem Freistaat verstecke.

Eine Idee hat die Initiative an die Stadtspitze weitergegeben, nämlich die Frage, ob nicht die Möglichkeit eines Grundstückstausches von Stadt und Freistaat bestehe. Konkret brachte die Initiative den Parkplatz am Museumswinkel (dort will die Stadt ein Rathaus für die Bauverwaltung zu bauen, Anm. d. Red.) ins Gespräch. "Wenn der Freistaat dort Wohnungen für Flüchtlinge bauen könnte, wäre allen geholfen", sagt ein Mitglied der Interessengemeinschaft.

Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass die Stadt bisher nicht in der Lage gewesen sei, verlässlich die Größe des Eingriffs in Quadratmetern zu beziffern. Die größte Sorge der Anwohner im Hinblick auf den Spielplatz ist aber, dass er seinen naturnahen Charakter verlieren wird - und daran, so befürchten sie, werde auch die Tatsache nichts ändern, dass die Stadt als Ausgleich den Platz mit 300.000 Euro neugestalten wolle.

"Herr Minister Herrmann, hilf uns"

Vorgesehen seien attraktive neue Spielgeräte, dies sei mit den Kindern vom Spielplatzbüro so erarbeitet worden, erklärt Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens im Anschluss gegenüber den EN, es sei "keine große Kahlschlagaktion" geplant und natürlich gelte die Baumschutzverordnung. Allerdings könne sie noch nicht sagen, ob der Charakter des Spielplatzes erhalten werden könne, räumt sie ein. "Fragen des Umweltschutzes spielen keine Rolle", glauben die Mitglieder der Initiative, "da der einfache Bebauungsplan seit Jahrzehnten besteht und damit eine Umweltprüfung formell nicht erforderlich ist."

Was nun den Parkplatz betrifft, der momentan von der Siemens AG genutzt wird, befürchtet die Interessengemeinschaft, dass Siemens eventuell nur 50 Meter weiter auf eigenem Gelände 80 Stellplätze bauen werde - genau dort, wo viele Bäume stehen. Ihre Hoffnung setzt die Initiative nun auf ein Treffen mit dem Bauherrn, noch dieses Woche soll ein Gespräch mit Innenminister Joachim Herrmann stattfinden. Vorsorglich sind bei dem Termin auf dem Spielplatz am Samstag die Kinder mit Plakaten ausgestattet, auf denen zu lesen ist: "Herr Minister Herrmann, hilf uns."

13 Kommentare